Zum Glück bleibt's nur beim kleinen Knall

Trier · Alles gut gegangen: Wie von den Sprengstoffexperten vorausgesehen, hat die Entschärfung der Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Freitagabend keine größeren Probleme bereitet. Um 21.40 Uhr durften Anwohner und Passanten zurück ins Evakuierungsgebiet.

"Wummm" - um 21.31 Uhr hallt zwar kein ohrenbetäubender, aber doch ein lauter Knall über den Hauptmarkt. Die Ursache: Die beiden 20-Millimeter-Kartuschen des Fernentschärfungsgeräts haben gezündet und so die Kraft freigesetzt, die es braucht, um den Zünder aus seinem Gewinde zu drehen. Noch will die Polizei nicht offiziell bestätigen, dass die Sache erfolgreich gelaufen ist. Zehn Minuten später dann der erlösende Anruf aus der Stabsstelle der Berufsfeuerwehr: Die Bombe ist entschärft, die Evakuierungszone wieder freigegeben.

Die Polizei rollt die Absperrbänder ein. Die ersten Anwohner betreten das Sperrgebiet, das sie rund zwei Stunden vorher verlassen mussten. "Ich finde, die Evakuierung war sehr gut organisiert", sagt Sandra Heintz, die in der Südallee wohnt. "Die Feuerwehr hatte sogar bei uns geklingelt, um uns alles persönlich zu erklären - mit so viel Mühe der Hilfskräfte hätte ich gar nicht gerechnet." Zusammen mit ihrem Partner hat Sandra Heintz die Evakuierungszeit genutzt, um mal wieder ins Kino zu gehen. "Das Broadway hatte verbilligte Preise für Bewohner des Sperrgebiets. Und als wir nach dem Film raus kamen, war die Bombe schon unschädlich gemacht."

In der Neustraße stehen derweil die acht Männer vom Kampfmittelräumdienst (KMRD) im Dunkeln. Dass ihre gefährliche Aufgabe sie besonders beeindruckt hat, ist ihnen nicht anzumerken: von Anspannung oder auch großer Erleichterung keine Spur. "Wir haben unseren Job gemacht", sagt einer. "Als Team, jeder hat seine Aufgabe erledigt." KMRD-Mann Kurt Mazzucco hat die Entschärfung geleitet. "Es hat alles wie geplant funktioniert", sagt er. Gegen 21 Uhr hatten die Sprengstoffspezialisten begonnen, das Fernentschärfungsgerät an der Bombe anzubringen. Eine Kamera musste installiert werden und Leitungen zur Fernzündung gelegt. Als alles an seinem Platz war, suchten sich die Männer einen zumindest halbwegs sicheren Platz in der Innenstadt - und drückten auf den Knopf. "Der Messing-Zünder war in einem sehr guten Zustand und hat sich leicht gelöst", berichtet Mazzucco. Erledigt war die Sache damit allerdings nicht. Getrennt vom eigentlichen Sprengkörper, musste der Zünder selbst noch zerstört werden. Der leise Knall, den die Sprengung des zylinderförmigen Metallteils verursachte, war am Hauptmarkt nicht zu hören. Aber erst danach konnte das Sperrgebiet freigegeben werden.

Die mittlerweile unschädliche Bombe liegt dann auf einer handelsüblichen, zurechtgeschnittenen Holzpalette im Munitions-LKW des Kampfmittelräumdienstes. Gesichert mit einem neongrünen Spanngurt. Der Blindgänger ist rundherum voller lehmiger Erde und Steine. Und obwohl von der Bombe keine Gefahr mehr ausgeht - der Gedanke, was der Sprengkörper hätte auslösen können, damals wie heute, - gibt einem ein ungutes Gefühl.

Thomas Egger, Leiter des Krisenstabs, ist erleichtert: "Ich bin sehr zufrieden, es ist alles sehr gut gelaufen!", erklärt er am späten Abend. "Mein Dank gilt allen Helfern, die Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt, es gab keine Zwischenfälle, kein Chaos."

Eingerichtet hatte die Stadt sich durchaus auf größere Herausforderungen: Wären die - letztlich spärlich besuchten - Interimsunterkünfte im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und in der Berufsbildenden Schulen aus allen Nähten geplatzt, hätten Sonderbusse die Evakuierten in die Arena gebracht, die für diesen Zweck freigehalten worden war.

Auch Polizeichef Norbert Hausen ist die Erleichterung nach der Entschärfung anzumerken: "Wir waren auf vieles vorbereitet - aber es gab überhaupt keine Probleme, keine Auseinandersetzungen mit Anwohnern oder Passanten, die die Evakuierungszone verlassen mussten, und auch keine Staus auf den Straßen."

Für diesen Abend hat die Polizei es geschafft. Heute steht der nächste Großeinsatz an: Das EM-Spiel Deutschland-Italien inklusive Public-Viewing - dessen Auswirkungen der Polizei durchaus mehr Arbeit verschaffen könnte als die Evakuierung von 6000 Menschen.
Meinung

Einfach mal Danke sagen

Von Michael Schmitz

In Trier wird ja gerne geknoatert - also rumgemault, genörgelt. Es mag ja auch gelegentlich Grund dazu geben. Nach dem gestrigen Abend sollten aber bitte jetzt auch mal alle notorischen Knoater-Pitter den Rand halten und einfach tun, was sich gehört: Danke sagen! Danke den über 500 Helfern von Stadtverwaltung, Rettungsdiensten, Katastrophenschutz, Berufs- und auch Freiwilligen Feuerwehren, der Polizei und dem Technischen Hilfswerk. Danke den Mitgliedern des 25-köpfigen Krisenstabes, die die gewaltige Verantwortung für 6000 Menschen in der Innenstadt übernommen haben. Und natürlich Danke den nervenstarken Experten vom Kampfmittelräumdienst, die den gefährlichen Blindgänger entschärft haben.
Es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass die Folgen des schrecklichen Zweiten Weltkriegs in Trier und der Region Großeinsätze wie diesen nötig machen. Wenn sie aber immer so professionell gehandhabt werden, muss einem davor auch in Zukunft nicht bange sein.
m.schmitz@volksfreund.de

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