Die Trierer Direktkandidaten nach der Bundestagswahl: Der Sieger packt schon die Koffer (Video)

Trier · Andreas Steier (CDU) eilt nach Berlin. Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen) startet ihre zweite Runde im Bundestag. Katarina Barley (SPD) räumt zwei Niederlagen ein.

 Ab nach Berlin: Andreas Steier packt die Koffer. Am heutigen Dienstag steht die konstituierende Sitzung seiner Fraktion auf der Tagesordnung. TV-Fotos (3): Klaus Kimmling, Roland Morgen (2)

Ab nach Berlin: Andreas Steier packt die Koffer. Am heutigen Dienstag steht die konstituierende Sitzung seiner Fraktion auf der Tagesordnung. TV-Fotos (3): Klaus Kimmling, Roland Morgen (2)

Foto: Klaus Kimmling (kik) ("TV-Upload Kimmling"

Bis um zwei Uhr in der Nacht hat der Christdemokrat Andreas Steier laut eigener Aussage den Gewinn des Direktmandats im Wahlkreis Trier gefeiert. Doch eine Pause gibt es nicht - den Montag verbringt Steier bei seinem Arbeitgeber in Luxemburg. "Ich muss jetzt mehrere Dinge klären", sagt der Diplom-Ingenieur, der seit fast 20 Jahren für einen international aktiven Automobilzulieferer arbeitet.

"Mein Arbeitgeber war selbstverständlich von Anfang an involviert und stand hinter mir", erklärt der Familienvater aus Pellingen. Der bevorstehende Einzug in den Bundestag ändert Steiers Berufsleben radikal. Aus dem auf Sensortechnologie spezialisierten Ingenieur wird ein Berufspolitiker. "Ich werde zusammen mit meinem Arbeitgeber eine Lösung finden", sagt Steier. "Zuerst einmal will ich meinen Beruf in Luxemburg ein Jahr ruhen lassen, bevor der Vertrag dann komplett aufgelöst wird."

Eine Wohnung in Berlin habe er noch nicht, sagt der Bundestagsneuling. "Ich werde zuerst einmal in einem Hotel übernachten." Die Koffer muss er bereits packen, denn heute steht die konstituierende Sitzung der CDU/CSU-Fraktion auf der Tagesordnung.

Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen) zog 2013 in den Bundestag ein und musste am Sonntagabend lange auf die endgültige Gewissheit warten. Mittlerweile steht fest, dass Rüffer in Berlin weiter dabei ist.
"Wir Grünen konnten unser Ergebnis halten und sogar etwas besser abschneiden, als teilweise vorhergesagt wurde", sagt die 41-Jährige. "Von daher bin ich erleichtert und freue mich, dass ich weiter als Bundestagsabgeordnete für eine inklusive Gesellschaft kämpfen kann."

Ein großartiger Erfolg sei das Wahlergebnis aber nicht, räumt Rüffer ein. "Besonders erschreckend ist für mich, dass die teils rechtsextremen Abgeordneten der AfD in so großer Zahl in den Bundestag einziehen werden." Die Grünen haben ihre Ziele - ein zweistelliges Ergebnis und die Position als drittstärkste Fraktion - nicht erreicht. "Dabei lagen die grünen Themen in den letzten Wochen vor der Wahl quasi auf der Straße. Wir haben nicht geschafft, das für uns besser zu nutzen."

Ein schwarz-gelb-grünes Jamaika-Bündnis lehnt Rüffer zwar nicht ab, sieht es aber kritisch. "Wir müssen nun eine starke grüne Stimme sein für Klimaschutz, für mehr Gerechtigkeit und gegen rechts. Deshalb darf es keine Regierungsbeteiligung um jeden Preis geben."

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) räumt offen ein, dass sie mit dem Ergebnis im Wahlkreis Trier nicht zufrieden ist. "Natürlich hatte ich mir mehr Stimmen erhofft", sagt die 48-Jährige. "Doch Trier ist ein sehr konservativer Wahlkreis."

Barley liegt mit ihren Erststimmen neun Prozent über den für die SPD abgegebenen Zweitstimmen. "Darüber freue ich mich natürlich sehr", sagt die Juristin. "Aber es hat dennoch nicht gereicht."
Auf Bundesebene sei das Ergebnis der SPD eine "sehr herbe Niederlage", betont Barley. "Wir müssen daraus Konsequenzen ziehen." Wie diese aussehen, werde die nächste Zeit zeigen.
Alle Ergebnisse aus den einzelnen Wahlbezirken finden Sie im Internet unter
www.volksfreund.de/wahlenExtra: DIE ERGEBNISSE DER DIREKTKANDIDATEN

 Katarina Barley (SPD).

Katarina Barley (SPD).

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"
 Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen).

Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen).

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"


Andreas Steier (CDU) holt mit 37,9 Prozent (56 610 Erststimmen) das Direktmandat im Wahlkreis Trier und zieht in den Bundestag ein. Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) kommt auf 33,7 Prozent und 50 284 Erststimmen. Sie behält ihr Bundestagsmandat aufgrund ihrer guten Position auf der Landesliste. Auch Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen) und Katrin Werner (Die Linke) bleiben aufgrund ihrer Platzierungen auf den Landeslisten ihrer Parteien Mitglieder des Bundestags. Rüffer holt 6,5 Prozent (9645 Stimmen), für Werner stimmen 6,6 Prozent (9842 Stimmen). Die weiteren Kandidaten im Wahlkreis Trier haben den Einzug in den Bundestag nicht geschafft. Adrian Assenmacher erreicht 5,3 Prozent (7910 Stimmen) für die FDP. AfD-Kandidat Ernst Ludwig holt sieben Prozent (10 414 Stimmen). Andrej Soffel trat an für die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI) und kommt auf 1,3 Prozent (1869 Stimmen). Stephan Wefelscheid ging ins Rennen für die Freien Wähler Rheinland-Pfalz und erreicht 1,1 Prozent (1617 Stimmen). Der parteilose Einzelbewerber Albert Niesen holt 0,6 Prozent (934 Stimmen), Safet Babic (NPD) kommt auf 0,1 Prozent (213 Stimmen).

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