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Rot-Rot ist für Die Linke nur schwer denkbar - Sahra Wagenknecht spricht in Trier (Fotos/Video)

Trier · Die Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht kritisiert vor 500 Zuschauern in Trier die große Koalition und die anderen Parteien.

Rot-Rot ist für Die Linke nur schwer denkbar - Sahra Wagenknecht spricht in Trier (Fotos/Video)
Foto: Bernd Wientjes/red

Karl Marx, der Vordenker der linken Politik, ist schon da. Katrin Werner, die Trierer Direktkandidatin der Linken, hat ihre rote Marx-Figur auf den Kornmarkt in Trier geschleppt und an den rechten Bühnenrand gestellt. Dort wartet Marx nun auf die Sahra Wagenknecht, die heutige Gallionsfigur der Linken. Es hat gerade aufgehört zu regnen, nur wenige Zuschauer haben sich zu diesem Zeitpunkt vor der kleinen Bühne in der Trierer City versammelt. Eine davon eine Frau aus dem Hunsrück. Sie wolle schauen, ob "die Wagenknecht" genauso steif ist, wie sie im Fernsehen immer wirkt, sagt sie. So wie die Mittsechzigerin die extra aus dem gut 70 Kilometer entfernten Kleinich (Bernkastel-Wittlich) nach Trier gekommen ist, dürfte einige der Zuschauer die Neugier auf die oft kühl und kontrolliert wirkende Linken-Fraktionsvorsitzende im Bundestag auf den Kornmarkt gelockt haben.
Anders als bei den Kanzlerkandidaten von SPD und CDU, Martin Schulz und Angela Merkel, die auf großen Bühnen mit Videoleinwänden vor der Porta Nigra gesprochen haben, ist es bei den Linken eine Nummer kleiner, bescheidener. Nur eine kleine Bühne, ein paar Bänke, ein Infostand, an dem es Popcorn gibt. Auch Werner hält anders wie die Direktkandidaten der anderen Parteien keine Wahlkampfrede, sagt nur, dass sie sich seit Jahren für Flüchtlinge einsetzt, und übergibt das Mikrofon an die Saarburger Flüchtlingshelferin Hélène de Wolf. Als sie über das Schicksal einer kürzlich abgeschobenen Familie aus Mazedonien berichtet und einen O-Ton des Vaters einspielt, ertönen Pfiffe. Der Trierer NPD-Politker Safet Babic stört die Kundgebung. Sofort ertönen "Nazi-Raus"-Rufe. Mehrere Polizisten führen ihn vom Platz, 50 Meter weiter in die Fußgängerzone. Von dort wird er später, wenn Wagenknecht redet, weiter pfeifen.

Auf dem Kornmarkt haben sich mittlerweile gut 500 Zuschauer versammelt, als gegen 14.45 Uhr der Wagen mit Wagenknecht an der Seite der Bühne vorfährt. Direkt kommen Menschen auf sie zu begrüßen sie, machen Selfies, lassen sich Autogramme geben von der im schwarzen Mantel gekleideten 48-Jährigen geben. Auf der Bühne wandelt sie sich in die zarte, fast schon zerbrechlich wirkende Politikerin in die angriffslustige, kämpferische Spitzenkandidatin, die SPD, CDU, Grüne und FDP gleichermaßen kritisiert. Dass es Deutschland so gut gehe, wie lange nicht, wie Merkel behauptet, sei falsch, wenn knapp die Hälfte der Bürger weniger in der Tasche habe. "Die Regierung gehört abgewählt."

Dieser Meinung ist auch Robert Seidenath aus Gusterath (Trier-Saarburg). "Weg mit der Groko", gemeint ist die große Koalition steht auf einem handgeschriebenen Plakat, das er sich um den Hals gehangen hat. Er hoffe, dass am kommenden Sonntag für ein Rot-rotes Bündnis reiche. Diese Hoffnung hat Wagenknecht nicht. Nur noch Schulz glaube, dass die SPD gewinne und nur wenn die Linke "ein überraschend starkes" Ergebnis bekomme, könne sie drittstärkste Kraft im Bundestag werden.

Ein Bündnis mit der SPD ist für Wagenknecht, die mit dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden und jetzigen Linken-Politiker Oskar Lafontaine verheiratet ist, eh undenkbar, solange die Sozialdemokraten (und auch die Grünen) Kriegseinsätzen der Bundeswehr zustimmen würden. Es müsse ohnehin Schluss sein mit Kriegen. So habe der Irak-Krieg die Terrororganisation IS erst starkgemacht. Sie fordert auch ein Ende der deutschen Rüstungsexporten, einen höheren Mindestlohn und eine Vermögenssteuer für Millionäre. "Die Leistungsträger", sagt sie, "sind nicht die Superreichen, das sind die, in der Pflege oder in den Kita arbeiten." Und als sie kritisiert, dass die deutsche Autoindustrie die Autofahrer bei der Dieselkrise im Regen stehen lässt, beginnt es tatsächlich wieder kurz zu regnen.

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