Zahlen und Fakten zur Einkaufsstadt Trier

Trier · Wie geht es weiter mit der Einkaufsstadt Trier? Darüber wird heute Abend beim TV-Leserforum im Humboldt-Gymnasium diskutiert. Damit die TV-Leser mitreden können, hat der TV Zahlen und Fakten zum Trierer Handel zusammengetragen.

 Einkaufen (Symbolbild).

Einkaufen (Symbolbild).

Foto: Archiv

Trier. Beginn ist um 20 Uhr, es ist Platz für maximal 250 Besucher, der Oberbürgermeister ist mit dabei, die Stadtratsfraktionen und Vertreter von Einzelhandelsverbänden und vom Shoppingcenter-Betreiber ECE: Alles ist startklar für das TV-Leserforum heute Abend in der Aula des Humboldt-Gymnasiums in Trier (Eingang an der Hindenburgstraße).
Diskutiert wird über die Zukunft der Einkaufsstadt Trier und über die Entwicklung im Norden und Süden der Fußgängerzone: Braucht die Stadt Trier weitere Einzelhandelsflächen? Wie kann sich der Trierer Handel gegen wachsende Konkurrenz wehren? Ist eine Entwicklungsvereinbarung mit den Shoppingcenter-Betreibern ECE eine gute Idee? Über diese und viele weitere Fragen wollen die Moderatoren Dieter Lintz und Michael Schmitz mit einer Reihe von Gästen sprechen: Oberbürgermeister Klaus Jensen, Gerd Wilhelmus (ECE), Gerd Guillaume (City-Initiative Trier), Michael Müller (Einzelhandelsverband Region Trier) und Christian Muschwitz (Uni Trier). Daneben sind auch die Stadtratsfraktionen vertreten - die über die weitere Entwicklung in Trier entscheiden müssen.
Damit die TV-Leser auch mitdiskutieren können, stellt der TV an dieser Stelle eine Reihe von Fakten zum Trierer Einzelhandel vor. Quelle ist das Amt für Stadtentwicklung und Statistik, das die Daten in einem "Stadtfokus" zusammengetragen hat. Sie stammen aus Untersuchungen der Cima, einer Marktforschungsgesellschaft, die Fakten für das Trierer Einzelhandelskonzept liefert. Die Daten spiegeln den Stand von Ende 2011 - und sind damit die aktuellsten verfügbaren Zahlen und Fakten zum Trierer Handel.
Der Markt: Die Cima-Forscher definieren vier Zonen des Einkaufsgebietes rund um Trier. Zone I ist das Stadtgebiet mit 105 602 Einwohnern. Zone IIa ist der sogenannte "engere Verflechtungsbereich" mit dem inneren Ring von Mittelzentren: von Konz im Süden bis Schweich im Osten und Bitburg im Norden. In diesem Bereich leben 129 603 Menschen. Zone IIb ist der "weitere Verflechtungsbereich": Im Süden erstreckt er sich bis zur saarländischen Landesgrenze inklusive der Saarlandgemeinden Nonnweiler, Wadern und Losheim am See. In östlicher Richtung reicht er bis nach Traben-Trarbach, im Norden bis nach Stadtkyll und Hillesheim, schließt also Prüm, Daun und Gerolstein ein. In diesem weiteren Bereich leben 326 595 Einwohner. Zone III ist der für Trier ebenfalls relevante Einzugsbereich in Luxemburg. Er reicht über die nordöstlichen Teile des Großherzogtums und schließt Diekirch, Ettelbrück und Vianden mit ein. Im Süden verläuft die Grenze von Luxemburg in Richtung deutscher Grenze bis nach Mondorf. In diesem Bereich leben 220 000 Einwohner, und die Bevölkerung wächst. Insgesamt kommen die Cima-Forscher so auf ein Einzugsgebiet von 783 800 Menschen für den Trierer Einzelhandel.
Die Nachfrage: Die Forscher gehen von einer jährlichen Nachfrage von 5,1 Milliarden Euro im Einzugsgebiet des Trierer Einzelhandels aus. So viel Geld könnten die Menschen im Trierer Einzugsgebiet also theoretisch im Einzelhandel ausgeben - in ihren Heimatorten, in den kleineren Städten oder im Oberzentrum Trier. Die Nachfrage verteilt sich wie folgt auf die Zonen: Zone I 548,4 Millionen Euro, Zone IIa 664,1 Millionen Euro, Zone IIb 1,7 Milliarden Euro und Zone III 2,2 Milliarden Euro.
Die Betriebe: 2011 wurden in der Stadt Trier 1023 Einzelhandelsbetriebe mit einer Verkaufsfläche von 360 910 Quadratmetern von den Forschern gezählt. Sie machen einen Umsatz von 1,097 Milliarden Euro im Jahr. In der Innenstadt - also innerhalb des Alleenrings - sind 551 Betriebe ansässig, das sind 58 Prozent. Sie beherbergen nur 42 Prozent der Verkaufsflächen, machen aber 53 Prozent des Einzelhandelsumsatzes.
Die Branchen und Waren: Sehr stark ist Trier aufgestellt bei der Warengruppe "Persönlicher Bedarf". Neben Wäsche und Bekleidung werden hier auch Schuhe, Lederwaren, Uhren, Schmuck, Optik und Akustik hinzugezählt. Die Hälfte des Umsatzes in der City wird aus diesen Warengruppen erzielt. Als "besondere Kernkompetenz" des Trierer Handels gilt der Bereich Bekleidung/Wäsche. Der Bereich macht in der Gesamtstadt 73 440 Quadratmeter Verkaufsfläche aus, bringt den Trierer Geschäftsleuten einen Umsatz von 241,6 Millionen Euro jährlich. Blickt man nur auf die Innenstadt, also den Bereich innerhalb des Alleenrings, ist die Bedeutung anteilsmäßig noch höher: 45 Prozent der innerstädtischen Verkaufsflächen gehören zum Bereich Bekleidung/Wäsche. Zweitstärkste Warengruppe in der City ist der "periodische Bedarf", das sind die Dinge, die es in Supermärkten und Drogerien zu kaufen gibt, also Lebensmittel, Reformwaren, Gesundheits- und Körperpflege. Damit werden 23 Prozent des Umsatzes in der City erzielt. Es folgt der Bereich Medien und Technik mit 14,6 Prozent des Umsatzes. Überdurchschnittlich gut einkaufen kann man in Trier auch Geschenke, Glas, Porzellan, Keramik und Hausrat. Während der Umsatz damit in Oberzentren normalerweise bei rund zwei Prozent liegt, ist der Umsatzanteil in Trier bei 3,1 Prozent.
Die Entwicklungen insgesamt: Von 2003 bis 2011 ist die Zahl der Einzelhandelsbetriebe in der Stadt von 969 auf 1023 gestiegen, ein Plus von 5,6 Prozent. Die Umsätze sind aber nicht in gleichem Maße gestiegen, sie legten nur um 0,7 Prozent zu von 1,089 Milliarden Euro auf 1,097 Milliarden Euro. In der Trierer City ist die Zahl der Betriebe von 494 auf 551 gestiegen, also ein Plus von 11,5 Prozent. Die Verkaufsfläche hat sich zwischen 2003 und 2011 um 8,9 Prozent erhöht auf 143 655 Quadratmeter. Mitverantwortlich ist dafür die in diesem Zeitraum entstandene Trier-Galerie, die allein der Innenstadt 15 000 Quadratmeter mehr an Verkaufsfläche einbrachte. Auch in der City sind zwar Flächen und Zahl der Betriebe gewachsen, nicht aber in gleichem Maße der Umsatz: der erhöhte sich von 538,7 Millionen Euro auf 548,4 Millionen Euro, also ein Plus von "nur" 1,8 Prozent.
Die Entwicklung in Branchen: In der Warengruppe Elektroartikel, Unterhaltungselektronik, Computer ist die Verkaufsfläche zwischen 2003 und 2011 um 20 Prozent zurückgegangen - unter anderem, weil der Pro Markt in der Trevirispassage schließen musste. Der Einzelhandelsumsatz sank in dieser Warengruppe sogar um 30,5 Prozent. Stark ausgeweitet hat sich dagegen der "Periodische Bedarf" in der Innenstadt, weil mehrere große Supermärkte angesiedelt wurden. Interessant auch der Blick auf die Gruppe Bekleidung/Wäsche: Obwohl die Verkaufsfläche im genannten Zeitraum um 13,4 Prozent gewachsen ist, stieg der Umsatz nur um 0,9 Prozent.
Die Zentralität: Die Einzelhandelszentralität bezeichnet, wie stark der Einzelhandel einer Stadt über die Grenzen derselben hinweg ausstrahlt. Ein Wert von 100 bedeutet, dass so viel Geld in der Stadt ausgegeben wird, wie die Einwohner zur Verfügung haben. Werte, die höher als 100 sind, weisen auf eine große Anziehungskraft der Stadt hin, die sich auf das Umland ausübt. In Trier lag die gesamtstädtische Einzelhandelszentralität im Jahr 2003 bei 216, im 2006 sogar bei 232. Das sind bundesweite Top-Werte, die für die Attraktivität der Stadt sprechen. 2011 lag die Zentralität "nur" noch bei 200, sie hat also abgenommen, liegt aber immer noch auf sehr hohem Niveau.
Wo fließt das Geld hin?: Hohe Zentralitätswerte finden sich in allen Warengruppen. Bei Lebensmittel/Reformwaren liegt die Zentralität beispielsweise bei 130. Hier erzielt der Trierer Einzelhandel einen Umsatz von 263,7 Millionen Euro, obwohl das Nachfragevolumen der Trierer selbst nur 203,3 Millionen Euro beträgt. Aus dem Umland fließen also jährlich 60 Millionen Euro an Kaufkraft allein in die Lebensmittelbereiche. Eine Ausweitung des Angebots in diesem Bereich dürfte zu Verdrängungseffekten im Stadtgebiet führen, schlussfolgern die Forscher. Ähnliches gilt bei der Warengruppe "Gesundheits- und Körperpflegeartikel": Hier gibt es eine Zentralität von 159. Bei über 200 liegt die Zentralität sogar in den Sortimenten Bekleidung/Wäsche, Schuhe/Lederwaren, Bücher/Schreibwaren, Sportartikel, Spielwaren, Bastelbedarf, Hobbybedarf, Geschenke, Glas, Porzellan, Keramik und Hausrat. Höhere Kaufkraftbindungen ließen sich in diesen Bereichen nur noch über in Trier noch nicht angesiedelte Betriebskonzepte ermöglichen, heißt es in den Daten der Stadtentwickler. Überraschend ist deren Schlussfolgerung zum Bereich Einrichtungsbedarf. Dort liegt zwar die Zentralität schon bei 236. Bezogen auf das gesamte Trierer Einzugsgebiet werde aber bisher noch längst nicht der gesamte Markt abgeschöpft, sondern es sei eine Zentralität von 400 möglich. Die Ansiedlung eines Großmöbelhauses mit 40 000 bis 60 000 Quadratmetern halten die Stadtplaner für realistisch - mit anderen Worten klingt da durch: Trier könnte die schon mehrfach diskutierte Ansiedlung beispielsweise eines Ikea-Hauses vertragen.
Wo kommt das Geld her? Vom in der Stadt vorhandenen Nachfragevolumen in Höhe von 548,4 Millionen Euro fließen nur 60,9 Millionen Euro ins Umland ab, das sind 11,1 Prozent. Die Trierer geben ihr Geld also im Wesentlichen in der eigenen Stadt aus. 16,3 Millionen Euro davon entfallen auf die Warengruppe Lebensmittel/Reformwaren - das dürften zu einem nicht geringen Teil die Lebensmittel und Tabakwaren sein, die die Trierer beim Tanken aus Luxemburg mitbringen. Aus dem Umland fließen dagegen 610 Millionen Euro an Kaufkraft nach Trier. Und zwischen 140 bis 155 Millionen Euro geben die Luxemburger jährlich in Trier aus - kein Wunder, dass sich die Politiker im Großherzogtum also Gedanken darüber machen, wie sie dieses Geld im eigenen Land behalten können.

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