Kämpferische Frauen und verkaufsfördernde Fotos

Trier · Zusätzliche Mitarbeiter schaffen Luft für ein größeres Angebot: Das Karl-Marx-Haus hat die Anzahl seiner Programmpunkte im zweiten Halbjahr vervierfacht. Aufgrund des Karl-Marx-Jahres 2018 steigt bereits jetzt das Interesse an Leben und Werk des Trierer Philosophen.

 Dorothé Gasber und Rosemarie Berens führen als Marx' Ehefrau Jenny von Westphalen durch die Ausstellung. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Dorothé Gasber und Rosemarie Berens führen als Marx' Ehefrau Jenny von Westphalen durch die Ausstellung. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Trier. Das Karl-Marx-Haus in Trier weitet im zweiten Halbjahr 2015 das Angebot für Einzelbesucher und Kleingruppen aus. Bei mehr als 30 Führungen, Vorträgen und Matineen können Trierer und Touristen mehr über den Autor des kommunistischen Manifestes erfahren. Im ersten Halbjahr waren es gerade acht Angebote im Bereich Museumspädagogik gewesen. Möglich ist diese Zunahme durch zusätzliche Mitarbeiter, sagt Margret Dietzen, die seit März von Jeannine Huster und seit April von Helga Hemmerling unterstützt wird. "Jetzt habe ich mehr Luft, neue Angebote und Inhalte zu konzipieren", sagt Dietzen. Das Interesse nehme wegen des Karl-Marx-Jahres 2018 schon jetzt zu. Bis zu 40 000 Besucher kommen jedes Jahr in die Ausstellung in der Brückenstraße, sagt Dietzen. Davon stammten 60 Prozent aus dem Ausland.
Ein Programmschwerpunkt in der zweiten Jahreshälfte ist die Reihe Frauengeschichte. Dort werden einerseits die Frauen um Karl Marx wie Ehefrau Jenny von Westphalen und seine Töchter, aber auch Historie und Werke weiterer Frauen im 19. Jahrhundert gewürdigt. Schon damals haben Frauen politische Teilhabe gefordert, sagt Huster. Sie hätten, wie einige Männer, erkannt, dass Bürger erst dann frei sind, wenn Bürgerinnen daran beteiligt sind. "Frauen haben damals um die Demokratie und ihre Werte sowie Schulbildung und Pressefreiheit gekämpft", sagt Dietzen. Dass diese Werte keine Selbstverständlichkeit seien, zeige die Organisation Islamischer Staat, die den Mädchen heute eine Schulbildung versage.
Zudem hätten Schriftstellerinnen wie Mathilde Franziska Anneke und Gedichtschreiberinnen zwischen 1815 und 1848 zunehmend das Wort ergriffen. Für beide Themen sind Matineen vorgesehen. Neu sind auch Führungen rund um die Ausstellungsstücke im Karl-Marx-Haus. Denn bisher sind die Geschichten rund um Fotos, Bilder und Skulpturen, die dort von ihm gezeigt werden, Besuchern wenig bekannt. So existieren Fotos von Karl Marx, die bei der Veröffentlichung von "Das Kapital" als Werbematerial genutzt wurden. "Diese wurden damals in den Schaufenstern neben die Bücher gestellt", sagt Dietzen.
Nach wie vor aktuell sind die Kostümführungen von Dorothé Gasber und Rosemarie Berens, die auch während der Trierer Museumsnacht am 12. September geplant sind. Wenn die beiden in historischer Kleidung in der Figur der Jenny von Westphalen über die "Ballkönigin und den Revolutionär" erzählen, nehmen schon mal bis zu 50 Personen teil. Gasber legt bei ihren Führungen Wert darauf, die Gefühle von Jenny zu verdeutlichen. Warum hat sie stets zu Marx gehalten, auch, als Familie Marx in London in ärmlichen Verhältnissen leben musste?
Zudem hat das Museum seine Führungen in fremden Sprachen ausgeweitet. Neben den bisherigen Rundgängen in Englisch und Chinesisch können jetzt auch Niederländer und Franzosen die Geschichte von Karl Marx in ihrer Muttersprache erfahren. cst
Extra

Am Freitag, 24. Juli, findet von 14 bis 15 Uhr ein Rundgang zu Marx' Porträts unter dem Titel "Von Marx kenne ich keine schlechte Fotografie" statt. Am 7. August folgt ein Rundgang über die bildhauerischen Interpretationen von Marx unter dem Titel "Er posierte niemals und war immer er selbst." Das Programm gibt es unter Margret.Dietzen@fes.de oder info.trier@fes.de. Eine Übersicht über Begleitveranstaltungen, zu denen Vorträge gehören, soll im September folgen. cst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort