Angekommen auf vier Rollen

Er ist der Vater der Skatehalle Trier, dem Projekt X, hat weltweit Titel eingefahren und ist Dolmetscher zwischen Skatern und Entscheidungsträgern: Axel Reichertz. Einer seiner Lieblingsplätze ist 20 mal 80 Zentimeter groß und hat vier Räder. Was ihn am Skateboard fahren fasziniert und welche Plätze er in Trier mag, davon berichtet der 41-Jährige in unserer Serie.

 Axel Reichertz, Vater der Skatehalle in Trier-West, dem Projekt X. TV-Foto: Friedemann Vetter

Axel Reichertz, Vater der Skatehalle in Trier-West, dem Projekt X. TV-Foto: Friedemann Vetter

S chon als Junge träumte ich davon, auf einem Skateboard über den Asphalt zu gleiten. Doch die Straßen in meinem Heimatdorf in der Eifel waren völlig ungeeignet. Später wurde der Basilikavorplatz zu meinem Lieblingsplatz. Auf den Platten und der freien Fläche konnte man prima fahren, da bin ich groß geworden. Ich erinnere mich noch an die zahlreichen Passanten, die kopfschüttelnd vorbeigingen.

Und nie vergessen werde ich, als ein Sportlehrer mich mit "dem Ding" aus der Sporthalle geschickt hatte. Dabei war ich so stolz auf mein Skateboard und mein Können. Denn Kennzeichen dieses Sports sind individuelle Bewegungen, es ist auch eine geistige Bewegung. Kreative Lösungsansätze sind notwendig. Sein Verhalten habe ich als üble Diskriminierung erlebt. Generell gehört das Kämpfen um Akzeptanz und um Plätze, wo wir Skater fahren können, seit Jahrzehnten dazu. Aber nichts könnte mich vom Brett holen! Nach meiner Schulzeit in Bitburg, dem Besuch der Eberhard-Schule in Trier und einer Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann bin ich nach Köln gezogen.

Mitten in der Nacht im U-Bahn-Schacht



Nachts um drei Uhr aufzustehen, um im U-Bahn-Schacht zu fahren, weil dann drei Stunden lang kein Sicherheitspersonal vor Ort war, war selbstverständlich. Übrigens: Der Film E.T. von Steven Spielberg, ein Streifen über einen Außerirdischen, hat mich zum BMX-RadFahren gebracht. Dass ich auf dem Rad etliche Titel geholt habe und weltweit von Australien über Europa bis Südamerika erfolgreich war, hatte damit zu tun, dass ich als Kind nicht die optimalen Bedingungen hatte, meiner wahren Leidenschaft, dem Skateboard fahren, nachzugehen. Die Ereignisse der vergangenen drei Jahrzehnte sind mit ein Grund, weshalb ich ausgesprochen gerne in der Trierer Skaterhalle, dem Projekt X, in Trier-West bin: Ich gebe den vielen Skatern aus Trier und dem Umland gerne meine Erfahrungen weiter und freue mich, wenn ich sehe, welchen Spaß sie beim Skateboardfahren und mit den BMX-Rädern haben - und, dass die Kinder die Möglichkeit haben, diesen Sport zu betreiben. Der Älteste unserer drei Söhne kann auch bei uns im Garten auf der Rampe fahren. Aber zurück zum Projekt X: Die Immobilie, der alte Edeka-Markt, ist aufgrund seiner Beschaffenheit ein echter Glücksfall, aber momentan noch eine Übergangslösung. Profi-Skater etwa aus Hamburg kommen ebenso wie aus der gesamten Großregion. Der Palais e.V. hat die Trägerschaft für das Projekt übernommen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb die Halle einer meiner Lieblingsplätze ist: Innerhalb der Szene laufen sehr positive Prozesse der Selbstorganisation ab. Die Strukturen finden sich nach und nach. Ob Bau- oder Putzteam oder Eltern, die während Veranstaltungen Waffeln backen - die Leute bringen sich ein.

Wohl fühle ich mich auch auf der wunderbaren Strecke, die ich mit meinem Fahrrad zur Arbeit, zu unserem Laden "Zupport" in der Brückenstraße, fahre. Dabei mache ich bewusst Schlenker durch den Weißhauswald, vorbei an versteckten Höhlen und Wasserfällen. Danach ist mein erstes T-Shirt für den Tag klatschnass.

Erholung pur finde ich im Hängesessel im Wohnzimmer unseres Ha uses in Trier-Biewer. Wenn ich schaukle und einen Kaffee schlürfe, kommen Bilder aus meiner Zeit als Mitarbeiter und Fotograf von Werbeagenturen, für die ich weltweit unterwegs war - mit dabei war immer mein Lieblingsplatz, das Brett mit den Rollen.

Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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