Die privaten Nischen eines Kapitäns

Entspannen im Palastgarten, Kraft tanken in der Paulinkirche, alles geben im Stadion: Josef Cinar ist Innenverteidiger und Kapitän der Eintracht Trier. Seit drei Jahren lebt der 27-jährige Sportler an der Mosel. Welche Lieblingsplätze er für sich bislang entdeckt hat, darüber spricht der gebürtige Bremer in unserer Serie.

Ich habe schon früh Verantwortung übernommen, das liegt in meinen Naturell. Bereits als Junge habe ich den jüngsten meiner vier Brüder mit zum Fußballspielen genommen und auf ihn aufgepasst. In der fünften Klasse war ich erstmals Klassensprecher. Heute als Kapitän der Eintracht bin ich gerne das Sprachrohr der Mannschaft. Und es macht mir Freude, vor allem den jungen Spielern in der Mannschaft, mit Rat zur Seite zu stehen.

Es ist ein Geschenk Gottes, dass ich mein Geld mit dem Fußballspielen verdienen kann! Es gibt nichts Schöneres, als auf dem Platz zu stehen und sich komplett für den Erfolg der Mannschaft einzusetzen und die Zuschauer glücklich zu machen! Das löst bei Spielern und Fans Glücksgefühle aus.

Aber viele Leute unterschätzen die Arbeit eines Fußballers. Profi-Fußballer zu sein, bedeutet auch, viel Verantwortung für den Körper zu übernehmen - sehr bewusst auf ihn zu achten. Dazu gehört, mich vernünftig zu ernähren und schlafen zu gehen, wenn andere feiern. Ich fahre meinen Körper jeden Tag auf hundert Prozent hoch, um in den maßgeblichen 90 Minuten während des Spiels alles geben zu können.

Auf mich achtzugeben, heißt aber ebenso, mich zu entspannen. Das kann ich wunderbar im Palastgarten. Er ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Man begegnet dort Menschen aus den verschiedensten Kulturen. Aber neben den Touristen trifft man auch viele Trierer mit dem gleichen Ziel: die Ruhe zu genießen! Wenn ich inmitten des Grüns meine Augen schließe, dann kann ich komplett abschalten.

Vor drei Jahren, 2008, bin ich berufsbedingt nach Trier gekommen. Zuvor habe ich beim SC Verl, das ist im Kreis Gütersloh, gespielt. In Nordrhein-Westfalen habe ich den Großteil meiner Kindheit und Jugend verbracht. Geboren bin ich allerdings in Bremen. An meinen ersten Eindruck von Trier kann ich mich noch sehr gut erinnern: "Das ist eine lebendige Stadt, mit tollen alten Bauwerken. Man fühlt sich wie im Urlaub", dachte ich.

Sehr gut getan hat mir auch, dass die Trierer, von der Mannschaft bis zu meinen Nachbarn, mich super aufgenommen haben. Den Schritt, in eine neue Stadt zu gehen und von vorne anzufangen, habe ich nicht bereut. Trier ist für mich längst ein Stück Heimat geworden - mit weiteren Lieblingsplätzen.

Regelmäßig gehe ich auch in die Paulinkirche. Ich bin sehr gläubig und ich habe selten eine so wunderschöne Kirche gesehen! Jedes einzelne Bild in dem herrlichen Deckengemälde erzählt Geschichten. Ich könnte sie mir ewig anschauen! Aber auch der Blick auf die Statuen und Engelsfiguren spendet viel Kraft.

Gerne halte ich mich auch in der Neustraße auf. Sie hat ein besonderes Flair: die kleinen Häuser mit viel Liebe zum Detail strahlen Gemütlichkeit aus. Das ist es, was mir an Trier gefällt: die vielen Facetten und Möglichkeiten, die die Stadt bietet.

Aufgezeichnet

von Katja Bernardy

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