Vom Flanieren der Gedanken in der Sauna

Er war 21 Jahre lang evangelischer Studentenpfarrer an der Uni Trier, hat in den 80er-Jahren in dem Film "Heimat" mitgespielt und ist durch seine christlichen Worte in Rundfunk und Fernsehen sowie sein Engagement für Trier bekannt: Johannes Metzdorf-Schmithüsen. Wo sich der 69-Jährige am liebsten alleine, zu zweit und mit vielen Menschen aufhält, darüber berichtet er in unserer TV-Serie.

 Für Johannes Metzdorf-Schmithüsen der perfekte Ort zum Nachdenken: Die Sauna im Trierer Stadtbad. TV-Foto: Friedemann Vetter

Für Johannes Metzdorf-Schmithüsen der perfekte Ort zum Nachdenken: Die Sauna im Trierer Stadtbad. TV-Foto: Friedemann Vetter

Vor genau 25 Jahren bin ich von Bacharach nach Trier gekommen. Ziemlich bald hatte ich den Rundgang um die Riveristalsperre als einen meiner Lieblingsorte entdeckt. Besonders eignet er sich für einen Spaziergang zu zweit, und er bietet sich an, um genau ein Problem mit auf den Weg zu nehmen. Nach einer Runde haben meine Frau und ich die Dinge dann meist geklärt. Zudem genieße ich es, dass es dort keine Raschheitszwänge gibt. Es ist klar definiert, wie man geht, man muss keine Entscheidungen treffen, rechts oder links, und eine Ruhebank ist der Protest, um dem alltäglichen "Das muss ich noch schnell machen" zu entfliehen.

Alle Gedanken sind willkommen



Mein Lieblingsplatz, wenn ich alleine sein möchte, ist die Sauna im Trierer Stadtbad. Die wohlige Wärme, das Wechselspiel von Kalt und Warm und die totale Entspannung tragen dazu bei, dass meine Gedanken flanieren können: Mir kommen etwa Ideen in den Sinn, was ich in der Rundfunksendung "Zwischenrufe" sagen werde. Oder es tauchen Gedanken auf, die mit den Artikeln, die ich als leidenschaftlicher Zeitungsleser gelesen habe, zusammenhängen oder mit meiner Arbeit als Religionslehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Alle Gedanken sind willkommen, ich kann dort gut sinnieren.

Möchte ich hingegen mit vielen Menschen zusammen sein, gehe ich ins "Café Basilika". Je öfter ich dorthin gehe, umso mehr schätze ich es. Mit der Pfarrerin Kerstin König-Thul habe ich das "Café Theo" ins Leben gerufen. "Theo" stammt von Theologie ab, und wir laden dazu ins Café Basilika ein, miteinander zu kommunizieren. Etwa über Verantwortung und über theologische Themen wie "Schuld und Vergebung". Es ist ein gemeinschaftsbildender Ort, in dem sich Menschen auf gleicher Augenhöhe begegnen - jeder sagt, was er denkt. Das drückt Gemeindeverständnis aus.

Nach meiner Pensionierung vor vier Jahren dachte ich darüber nach wegzuziehen. Ich habe mich entschieden zu bleiben. Denn ich lebe gerne in Trier, weil das geistige Klima stimmt. Trier wird immer weltoffener und liberaler im guten Sinne. Paradiesvögel werden nicht vor die Tore der Stadt geschickt.

Das Wohlergehen der Stadt liegt mir am Herzen. Ich habe die Wohnungsgenossenschaft "Am Beutelweg" mitgegründet und mich für die "Lokale Agenda 21" engagiert. Den Bibelspruch "Suchet der Stadt Bestes" nehme ich sehr ernst.

Aufgezeichnet von unserer Mitarbeiterin Katja Bernardy.

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