Kaputt-Sein als Erkenntnis

Es ist nicht die Heimat - aber ziemlich nah dran: Die saarländische Punkrockband Pascow feiert am Freitagabend im Exhaus Trier gemeinsam mit befreundeten Bands die Veröffentlichung des neuen Albums "Alles muss kaputt sein".

 Punkrock mit Bierfontäne, Stil und Haltung: Ollo, Flo, Alex und Swen von Pascow (von links). Foto: Pascow

Punkrock mit Bierfontäne, Stil und Haltung: Ollo, Flo, Alex und Swen von Pascow (von links). Foto: Pascow

Trier/Gimbweiler. Herkunft ist wichtig. Fast so wichtig wie Haltung. So mag es cool sein, die zehntausendste Bandhoffnung aus Berlin oder Hamburg zu sein. Oder besser gleich aus Los Angeles, London, New York. Dort, wo man Puls, Herz und Nabel gern verortet. Ein Bekenntnis zur Provinz kann als Band ebenfalls seinen Reiz haben - so lange die Musik nicht provinziell klingt. Bei Pascow braucht man sich da keine Sorgen zu machen. "Das ist Gimbweiler, not L.A.", so heißt eines der 15 knackig-kurzen Stücke des vierten Pascow-Albums, das am Freitag im Exhaus vorgestellt wird. Gimbweiler? Da werden selbst die meisten Trierer rätselnd aufs Navi schauen. Auch wenn die 400-Seelen-Gemeinde bei Birkenfeld keine 40 Kilometer Luftlinie entfernt liegt. In Gimbweiler probt Pascow. Wikipedia weiß das nicht, die Deutschpunk-Szene schon.

Ein Stück weit Heimat ist auch Trier: Sänger und Gitarrist Alex Thomé betreibt in der Fleischstraße den Skateboard- und Punkrockladen Tante Guerilla. Sein Bruder Oliver, der Schlagzeuger, lebt und arbeitet in Trier. Schon die Release-Show zur dritten Platte ging im rappelvollen Exhaus über die Bühne. Diesmal gibt es noch mehr Aufmerksamkeit: ein größeres Plattenlabel, mehr Werbung, dazu jede Menge positive Rezensionen.

Die wahre Heimat von Pascow liegt südlich. "Wir sind eine saarländische Band", sagen Alex und "Ollo" Thomé. Abwanderungs-Gedanken in die Metropolen jenseits von Saar und Mosel - die gab es nicht und gibt es nicht. Aber für was steht Pascow? Für zwölf Jahre Bandhistorie. Für Auftritte vor Tausenden Zuschauern als Supportband für die Ärzte oder die Toten Hosen. Die setzen ebenfalls auf flotten Punkrock, harte Gitarren und deutsche Texte. "Das waren super Erlebnisse, um zu sehen, wie das Musikgeschäft funktioniert", sagt Alex. Trotzdem passt Pascow nicht recht dazwischen. Das liegt schon an den Liedthemen, die sich trotz deutscher Texte nicht immer erschließen. "Dabei sind die Texte nicht mehr so kryptisch", sagt Alex. Auf den ersten Blick mag das stimmen. "Alles muss kaputt sein" heißt das neue Album. Das klingt plakativ und erinnert fast an das 40 Jahre alte "Macht kaputt was euch kaputt macht" von Ton Steine Scherben. Keine gewollte Assoziation, sagt Alex: "Der Titel soll nicht als Parole rüberkommen. Das ist kein Schlachtruf, sondern eine Erkenntnis."

Für Pascow stehen nach dem Auftritt in Trier noch einige bundesweite Auftritte im Dezember an. Oliver Thomé könnte sich auch eine längere Tour vorstellen: "Darauf hätten wir mal Lust." Unterwegs mit der Band - ob im Studio oder der Bühne, "das ist immer ein bisschen wie Klassenfahrt".

EXTRA Exhaus: Kein Tag ohne Partys oder Konzerte im Exhaus - das steht neben dem Release-Konzert von Pascow (29.10., mit Prinzessin Halts Maul, Hausvabot, Horror Combo) in den nächsten Tagen an: Partys: Semester-Kickoff (28.10.), Disco Destruction (30.10.), Geo-Fete (4.11.). Live: Newstage (fünf Bands, 30.10.), A Death in the Family/The Casting Out (1.11.) (AF)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort