Tanja Gräff kein Einzelfall: Immer wieder Vermisste am roten Felsen

Trier · Der seit einigen Tagen aufgeklärte Vermisstenfall Tanja Gräff ist kein Einzelfall: In der Nähe des Fundorts von Tanjas sterblichen Überresten wird seit einiger Zeit ein weiterer Mensch vermisst. Und: An den roten Felsen in Trier-Pallien wurden schon häufiger Tote erst nach einiger Zeit entdeckt.

Tanja Gräff kein Einzelfall: Immer wieder Vermisste am roten Felsen
Foto: Rainer Neubert

Raimund Ackermann kennt das Gebiet entlang der roten Felsen wie seine Westentasche. Der Trierer Streetworker kümmert sich schon seit langem um die Trierer Obdachlosenszene, betreut immer wieder auch Wohnsitzlose, die in dem Wald- und Felsengelände zwischen Pallien und Biewer leben. Einer von ihnen, Thomas Schmidt, wird seit anderthalb Jahren vermisst. "Er ist spurlos verschwunden", sagt Ackermann, "wie vom Erdboden verschluckt."

Thomas "Tom" Schmidt lebte zuletzt in einer Hütte oberhalb eines Weinbergs der Vereinigten Hospitien. Laut Streetworker Ackermann ist das Gelände nur 200 Meter von der Stelle entfernt, wo am Montag die sterblichen Überreste der lange vermissten Trierer Studentin Tanja Gräff entdeckt wurden.

Auch nach dem Wohnsitzlosen Tom Schmidt wurde mehrfach gesucht. Zuletzt gab es im Sommer vergangenen Jahres eine größere Aktion, bei der auch acht Polizeihunde eingesetzt wurden. Ohne Erfolg. "Es wurde aber auch nur im Umkreis der Hütten gesucht", sagt Streetworker Ackermann. Er beschreibt das Gelände am Fuß der roten Felsen als "sehr ursprünglich und unwegsam". Selbst wenn man sich einen Weg freischlage, verbusche der schon nach kurzer Zeit wieder.

Von dem vermissten Wohnsitzlosen fehle noch immer jede Spur, bestätigt auch Polizeisprecher Karl-Peter Jochem. "Nicht ausgeschlossen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte", sagt Streetworker Raimund Ackermann.

In der Vergangenheit wurden am Fuß der roten Felsen schon häufiger Leichname entdeckt, die dort eine ganze Zeit gelegen hatten. In den beiden Fällen, die unserer Zeitung geschildert wurden, handelte es sich um Selbsttötungen.
1978 sprang in der Nähe der Stelle, wo jetzt die sterblichen Überreste Tanja Gräffs entdeckt wurden, eine 36-jährige Frau in den Tod. Bauarbeiter fanden ihre Leiche zwei Wochen später durch Zufall.

An einen ähnlichen Fall erinnert sich Bernd Michels, bis 2009 Chef der Trierer Mordkommission. In den 80er Jahren fanden Kletterer in Höhe der Kabinenbahn die sterblichen Überreste einer seit zwei Jahren vermissten Frau. Bei der intensiven Suche zuvor waren laut Michels nur ihr Auto und eine Handtasche gefunden worden.

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