Kita-Streik in Trier: Not von Eltern und Kindern wächst

Trier · Der Kita-Streik geht in Trier in die dritte Woche: Rund 350 Kinder und ihre Familien müssen die Betreuung selbst organisieren. Der Platz in den Notgruppen wird knapp.

 CDU spricht sich für kleinere Gruppen aus. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv

CDU spricht sich für kleinere Gruppen aus. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv

Trier. Claudia Temmel-Fritzenwanker steckt in einem Dilemma. Einerseits hat die Vorsitzende des Elternausschusses der Kita Trimmelter Hof Verständnis für die streikenden Erzieherinnen. "Der Beruf verdient mehr Anerkennung, höhere Gehälter und eine bessere Personalausstattung", betont Temmel-Fritzenwanker, "aber dass der Streik auf den Rücken der Eltern und Kinder ausgetragen wird, ist nicht in Ordnung", sagt die zweifache Mutter, und ergänzt: "Den Verhandlungspartnern da oben ist es offenbar egal, dass uns Eltern hier unten die Felle wegschwimmen."

Die Verhandlungspartner sind die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) und die Gewerkschaften Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verdi. Am Donnerstag hat die VKA den Gewerkschaften im Gehaltsstreit ein Angebot vorgelegt - und sich dabei keinen Millimeter von dem Vorschlag bewegt, den die Arbeitgeber bereits Mitte April gemacht hatten. Die Gewerkschaften sind sauer und haben angekündigt, den unbefristeten Streik fortzusetzen . In Trier geht der Arbeitskampf damit in die dritte Woche.

Den rund 350 Familien, deren Kinder in den vier städtischen Kitas - Trimmelter Hof, Alt-Tarforst, Feyen und dem deutsch-französischen Kindergarten auf dem Petrisberg - betreut werden, geht allerdings die Puste aus. Während in den ersten beiden Wochen noch Großeltern und Nachbarn aushalfen oder die Eltern Urlaub genommen hatten, spitzt sich die Lage zu. Der Bedarf nach Betreuungsplätzen in den Notgruppen steige, bestätigt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf. Hatten die Eltern für die ersten beiden Streikwochen 120 Kinder für die Notbetreuung angemeldet, sind es ab der nächsten Woche 150 Kinder, deren Eltern keine andere Betreuungsmöglichkeit haben.Jugendamt sucht Personal


Zurzeit werden von Erzieherinnen, die sich nicht am Streik beteiligen, freiwilligen Eltern, Praktikantinnen und FSJlern in der Kita Trimmelter Hof vier Notgruppen angeboten, in denen 80 Kinder gleichzeitig betreut werden können. Bei einem Gespräch mit den Elternvertretern versprach Triers Sozialdezernentin Angelika Birk zu prüfen, ob die Notgruppen aufgestockt und eventuell an einem zweiten Standort angeboten werden können. Das gehe allerdings nur, wenn "in ausreichendem Umfang Fachpersonal zur Verfügung steht", teilt das Presseamt mit. Das Jugendamt sucht offenbar händeringend nach Aushilfspersonal. "Die Verwaltung beabsichtigt, externe Unterstützungskräfte zu akquirieren, die ergänzend zu den Fachkräften eingesetzt werden und gegebenenfalls eine Ausweitung des Angebotes ermöglichen", erklärt Frühauf. Ob das gelingt, steht allerdings wohl erst am Montagmorgen fest.

Die Bemühungen von Jugendamt und Sozialdezernentin schätzt Temmel-Fritzenwanker. "Trotzdem hängen wir völlig in der Luft. Wir wissen nicht, wie lange der Streik noch dauert und wie es weitergeht", sagt die Grundschullehrerin. Vor allem die Kinder seien benachteiligt: "Die Kleinen vermissen ihre gewohnten Spielkameraden und müssen sich teilweise täglich auf eine neue Betreuungssituation einstellen. Und der letzte Kindergartenjahrgang - die Schukis - verpassen die geplante Vorbereitung auf die Grundschule." Spezielle Vorbereitungseinheiten, zum Beispiel zum Hören von Sprechlauten, fielen aus. Und auch die Teilnahme der Schukis am Sportfest der nahen Grundschule im Juni sei gefährdet, wenn der Streik bis dahin andauere. woc

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