Melone, Minze und Macadamia

Trier · Basilikum und Gurke im Drink? An kreativen Rezepten hat es beim Sektcocktail-Cup nicht gemangelt. Mehr als 20 Kandidaten mixten in der Kellerei Bernard Massard um die Wette. Entscheidend für den Sieg war aber nicht nur der Geschmack der Drinks, sondern auch die Technik der Barkeeper.

 Hier ist Konzentration gefragt: Den Shaker hat Jennifer Lenhard von Zuhause mitgebracht. TV-Foto: Christian Altmayer

Hier ist Konzentration gefragt: Den Shaker hat Jennifer Lenhard von Zuhause mitgebracht. TV-Foto: Christian Altmayer

Foto: Christian Altmayer (cha) ("TV-Upload Altmayer"

Trier. Lina schüttet den Likör aus dem Shaker in die Sektgläser auf dem Tresen. Die Hände der 19 Jahre alten Barkeeperin zittern leicht, ihre Wangenmuskeln sind angespannt. Kein Tropfen darf danebengehen. Der Juror beobachtet ihre Bewegungen. Jeder noch so kleine Fehler kann einen Punktabzug bedeuten. Doch sie schafft es. In allen fünf Gläsern schimmert Linas grüner Cocktail "Frosted Melon". Der Tresen ist sauber geblieben. Und die junge Barkeeperin hat noch volle zwei Minuten, um die Gläser zu verzieren. Bisher läuft alles perfekt. Sie legt die Garnitur-Spießchen mit Melonenstücken und Minzblättern in den Drink. Nur wenige Zentimeter ragen die Blätter in die Flüssigkeit des Cocktails hinein - doch das gilt schon als Regelverstoß, der die junge Barkeeperin vier Punkte kostet.20 Konkurrenten mixen


Diese Vorschrift müsse sie wohl überlesen haben, sagt Lina Dang lachend. Zufrieden mit ihrem Ergebnis sei sie trotzdem. Sie ist die jüngste Teilnehmerin beim 17. Trierer Sommer-Sektcocktail-Cup. Erst seit wenigen Jahren arbeitet sie als Barkeeperin im Restaurant Kahn in Merzig - die meisten ihrer über 20 Konkurrenten bringen mehr Erfahrung mit. Viele sind Barchefs in renommierten Hotels und Lokalen. Aus ganz Deutschland sind sie angereist, um beim Wettbewerb in der Trierer Sektkellerei Bernard Massard gegeneinander anzutreten - jeder mit einem eigenen Sektcocktail-Rezept. Dabei entstanden Kreationen wie "feiger Apfel" und "stramme Gurke". Die Kandidaten schrecken auch vor exotischen Zutaten wie Macadamianuss-Likör oder Guavensirup nicht zurück. Eine fünfköpfige Jury bewertet den Geschmack der Drinks, aber auch die Arbeit der Barkeeper. In sechs Minuten müssen sie Cocktails mischen und dekorieren - und dabei auf vieles achten. Sie dürfen die Gläser beispielsweise nicht über - oder unterschenken - das heißt: alle fünf Gläser müssen etwa zu drei Vierteln gefüllt sein. Für die 29 Jahre alte Jennifer Lenhard ist das nichts Neues. Die Barchefin aus Saarlouis trat schon 2012 beim Sektcocktail-Cup in Trier an und gewann den Wettbewerb mit ihrem Drink "Apple Dream". Ihre Begeisterung für den Beruf hat sie vor Jahren entdeckt, als sie noch in der Bar "Amadeus" in Saarbrücken gearbeitet hatte. "Zu den Jungs hinter dem Tresen habe ich immer aufgeschaut", schwärmt sie. Seit Januar leitet sie die "Tages-Bar" in Saarlouis. "Es gibt viele erfolgreiche Barkeeperinnen", sagt sie. Beim heutigen Wettbewerb sind trotzdem nur wenige Frauen dabei. Ihr Beruf gelte oft fälschlicherweise als Männerdomäne, meint sie. Als sie an der Reihe ist, beweist sie aber schnell, dass nicht nur ihre männlichen Kollegen Cocktails mischen können.
Von Nervosität ist bei Jennifer wenig zu spüren. Mit einer Zange legt sie Eiswürfel in die Sektgläser. In einem pinken Shaker schüttelt sie Mirabellen- und Minzlikör durch. Mit dem Ellenbogen gibt sie dem Schüttelglas einen Stoß, damit es sich vom Metallshaker löst. Der Juror hebt die Augenbrauen. Diese Technik hat er noch nie gesehen. Auch bei der Garnitur hat sich Jennifer etwas einfallen lassen: Sie umwickelt den Stiel der Gläser mit einem Bund Minze. "Noch eine Minute", sagt der Juror. Ein Lächeln umspielt das Gesicht der Barkeeperin. "Ach, dann hab ich ja noch jede Menge Zeit." In aller Ruhe gießt Jennifer den Sekt ein. Dann ist die Zeit um. Jennifer erhält die volle Punktzahl. Jetzt muss der Cocktail nur noch dem Geschmackstest der Juroren standhalten.
Für den Sieg hat es leider nicht gereicht. Der Gewinner heißt Florian Buchner, seine Kreation: "Sundown Julep" - ein Drink mit Grapefruitsirup und Gin. Auffällig ist: Alle drei Cocktails auf den ersten Plätzen enthalten den Sirup der bitteren Zitrusfrucht. Zeichnet sich ein Trend ab? Vielleicht wird 2016 ja das Jahr der Grapefruitcocktails.Extra

Die Gewinner 2015 sind: 1. Platz: Florian Buchner mit dem Cocktail "Sundown Julep" (Grapefruit und Gin) 2. Platz: Marlies Baumer mit dem Cocktail "Pink Lady" (Grapefruit und Vanille) 3. Platz: Volkan Gezen mit dem Cocktail "La grande josefine" (Grapefruit und Ingwer) cha

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