Querelen in der Abtei St. Matthias - Pfarrei im Trierer Süden bald ohne Pfarrer

Trier · Drei Brüder verlassen die Gemeinschaft der Benediktiner in Trier. Weil Bruder Gregor aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst als Pfarrer aufgibt, steht der Pfarrei St. Matthias eine lange Vakanz ins Haus. Dass Abt Ignatius Maaß sein Amt niederlegt, ist nicht zu erwarten. Im Kloster hofft man, dass nach dem personellen Aderlass wieder Ruhe einkehren wird.

 Der (Sonnen-)schein trügt: In der Trierer Benediktinerabtei St. Matthias gibt es seit Jahren Auseinandersetzungen. Nun verlassen gleich drei Brüder den Orden. TV-Foto: Marcus Stölb

Der (Sonnen-)schein trügt: In der Trierer Benediktinerabtei St. Matthias gibt es seit Jahren Auseinandersetzungen. Nun verlassen gleich drei Brüder den Orden. TV-Foto: Marcus Stölb

Foto: Marcus Stölb


Ja, es gebe "menschliche Konflikte" zwischen den Beteiligten, bestätigt der Stellvertreter von Abt Ignatius Maaß, Prior Bruder Eucharius Wingenfeld. Zudem bestünden "unterschiedliche Auffassungen darüber, welche Verantwortung jeder in der Gemeinschaft tragen sollte", ebenso über den "Leitungsdienst des Abts". Mehr wolle er nicht sagen, ein Orden sei schließlich so etwas wie eine Familie. Soll heißen: Triers Benediktiner haben wenig Interesse daran, den Konflikt nach außen zu tragen.
Doch das ließ sich nun nicht mehr verhindern, denn gleich mehrere Mönche verlassen den Orden der Benediktiner in Trier. Bruder Augustinus Jünemann und Bruder Markus Watrinet wechseln zum Bistum Trier. Beide werden ab September als Pfarrer in der Nähe von Bad Kreuznach zum Einsatz kommen. Auf Nachfrage begründet Watrinet sein Ausscheiden mit "internen Konflikten in der Abtei". Konkreter will auch er nicht werden.

Hilfe von außen ohne Wirkung

In einer schriftlichen Erklärung der Benediktiner ist aber von "tiefgreifenden Spannungen" die Rede, die schon seit Jahren andauern und selbst mit "professioneller Hilfe von außen" nicht hätten behoben werden können.
Dass der Bischof zwei Priester an einen Ort entsendet, ist bemerkenswert und geht dem Vernehmen nach auf einen ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen zurück. Wie es heißt, wollen beide eine neue Gemeinschaft gründen, gemeinsam mit Bruder Leo Wittenbecher. Denn der kehrt den Benediktinern ebenfalls den Rücken. Bereits 2013 zog Bruder Leo nach Münster, blieb aber Mitglied des Trierer Ordens. Nun hat der Münsteraner Bischof ihm "auf Probe" die Aufnahme in seine Diözese gewährt. Als wäre das nicht genug der personellen Turbulenzen, quittiert Bruder Gregor Eschenbacher zum 31. August seinen Dienst als Pfarrer von St. Matthias - aus "gesundheitlichen Gründen". Die Folge: Der Pfarrei droht eine lange Vakanz, von der auch die Besucher der Gottesdienste in St. Valerius und Herz Jesu betroffen sein werden.
Dechant Ralf Schmitz verhehlt nicht, dass die Situation schwierig ist und es einige Zeit dauern dürfte, einen neuen Pfarrer zu finden. Die jüngsten Erfahrungen, etwa in der Kirchengemeinde Heilige Edith Stein in den Trierer Höhenstadtteilen, wo im September Stefan Dumont verabschiedet wurde und noch kein Ende der Vakanz in Sicht ist, zeigt, dass es dem Bistum hinten und vorne an Priestern mangelt. Schmitz, der das Dekanat Trier leitet, ist dennoch zuversichtlich, mit allen Akteuren, darunter den Verwaltungs- und den Pfarrgemeinderat, für St. Matthias eine Lösung zu finden. Zufrieden äußerte er sich darüber, dass es gelungen sei, bei einem Treffen in der vergangenen Woche alle Gremien zeitgleich über die personellen Veränderungen zu informieren.
An diesem Treffen nahmen auch Bruder Eucharius und eine Vertreterin des Generalvikariats teil. Abt Ignatius war aufgrund einer Besprechung mit der Magdeburger Bistumsleitung nicht anwesend. Zwar präsentierte dessen Stellvertreter den Gremien ein Team aus vier Mitbrüdern, die ab September seelsorgerische Aufgaben übernehmen sollen. Doch hierfür müsse einer der Brüder seine Tätigkeit im Mutterhaus der Borromäerinnen aufgeben, und Abt Ignatius machte Bischof Stephan Ackermann gegenüber klar, dass der künftige Pfarrer von St. Matthias nicht mehr aus den Reihen der Mönche kommen werde - man sei dazu personell nicht mehr in der Lage.
Die Lage ist ernst. Bruder Eucharius spricht von einem "herben Verlust" und davon, dass man sich "neu aufstellen" müsse. Das werde "in aller Ruhe" und überlegt geschehen. Vielleicht mit einem neuen Abt an der Spitze? Das nicht, betont der Prior, schließlich sei Ignatius 2013 für weitere acht Jahre bestätigt worden. Schon damals gab es die Konflikte, die nun eskalierten. Dass mehrere Brüder den Orden verlassen, sei "schmerzlich, aber auch ein Stück Konfliktlösung", hofft Eucharius.
Eine Stellungnahme des Pfarrgemeinderats war kurzfristig nicht zu bekommen.
Extra

Die Benediktinerabtei St. Matthias strahlt weit über Trier hinaus. Schließlich wird im Süden der Stadt seit dem 12. Jahrhundert den Apostel Matthias verehrt, dessen Grab jährlich das Ziel von Tausenden Pilgern ist. Die Geschichte der Abtei geht bis ins 3. Jahrhundert zurück.
Während St. Matthias nach Darstellung des Ordens bislang noch 17 Mönche zählte, gehören dem mit der Trierer Abtei verbundenen Benediktinerkloster Huysburg in Sachsen-Anhalt neun Mönche an. Doch auch dort gibt es einen Abgang zu vermelden: Ein Bruder habe "aus persönlichen Gründen um Dispens von seinen Gelübden gebeten und die Laisierung beantragt", heißt es.
Eine Dispens ist die amtliche Befreiung von einem Verbot oder Gebot. Eine Laisierung ist die kirchenrechtliche Aussetzung der Rechte und Pflichten eines Klerikers, die ihm aufgrund seiner Weihe zukommen. mst/red

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