Vanilleviez und Schädeltrinker

Auch wenn der Viez in den moselfränkischen Breiten wieder an Popularität gewinnt, so muss doch jeder Lokalpatriot neidfrei anerkennen, dass man auch andernorts auf die gute Idee gekommen ist, dass Äpfel nicht nur gekaut lecker sind.

Die weltweit hergestellten Apfelweine unterscheiden sich deutlich voneinander, was natürlich an den anderen Sorten und Anbaubedingungen der Früchte liegt und an den verschiedenen Herstellungsarten.

Die Hesse komme: Ebbelwoi

Das "Stöffche" der Hessen ist dem Viez schon recht ähnlich, zu seiner Herstellung werden allerdings ausschließlich Äpfel verwendet. Ob früh schon zur Weihnachtszeit als "Neuer Heller" oder erst später als "Alter" genossen: Getrunken wird natürlich aus dem "gerippten" Glas, in das aus dem "Bembel" eingeschenkt wird, wie ihn Heinz Schenk republikweit bekanntgemacht hat.

G'sundheit: Der Most!

Der Most in Österreich besteht aus Äpfeln und Birnen, wobei letztere oft in der Überzahl sind. Varianten wie Schaumweine, Liköre oder der "Pielachtaler Dirndlbrand" können an der 200 Kilometer langen Moststraße probiert werden. Beim ersten Most wünscht man seinem Gegenüber "G'sundheit", der einem dann mit "Sollst Leben!" das Gute zurück gönnt.

Sidra - Olé!

Die Herstellung von Apfelwein hat in ganz Nordspanien eine lange Tradition, die ältesten "Sidra"-Macher finden wir im Baskenland, wo der Apfelwein direkt vom Gärtank in die Flasche gefüllt wird. Die Reifung in der Flasche lässt Kohlensäure und Hefe entstehen, die dem Wein einen derb-würzigen Geschmack verleiht. Dabei müssen die Kelterer vorsichtig sein, denn durch die Gärprozesse können die Flaschen unter enormem Druck stehen! Ungefährlicher genießen lässt es sich da in einem der vielen "Sagrdotegi" - einer Mischung aus Kneipe und Steakhaus, wo der Apfelwein zu gutem Essen aus dem Fass serviert wird.

Voilà: Le Cidre!

Auch die Franzosen haben natürlich ihren perligen Cidre, der traditionellerweise aus einer Tasse getrunken wird. Die Äpfel werden vor der Verarbeitung erst mal einige Wochen eingelagert - dadurch verlieren sie Flüssigkeit, und die Zuckerkonzentration steigt, das Resultat ist also eher lieblich. In der Bretagne wird die Lieblichkeit noch durch eine spezielle, kunstvolle Methode erhöht, die die Gärung ohne Erhitzen oder Konservierungsmittel stoppt, während der Cidre noch Fruchtsüße und Hefe hat. Weiterverarbeitet wird aus dem Cidre der "Calvados": Der Branntwein mit 40 bis 45 Prozent Alkohol wird aus Tongefäßen getrunken, die an die Schädel der Feinde erinnern sollen, aus denen die Normannen einst tranken.

Here's to you: The Cider!

Die Normannen brachten den Apfelwein dann auch nach England und Irland, wo heute der meiste Apfelwein gekeltert wird: Es gibt alle Varianten von süßen, klaren Weinen aus dem Osten bis zu sehr herbem Cider aus dem Südwesten. Er ist auch ein ausgesprochenes Massenprodukt für den billigen Rausch, das teilweise in Drei-Liter-Flaschen verkauft wird.

Siideri - Skol!

Im hohen Norden ist der Siideri neben Bier das beliebteste alkoholische Getränk und wird, wie bei uns inzwischen das Bier, aromatisiert verkauft. Man kann ihn dann beispielsweise mit Pfirsich-, Erdbeer-, Blaubeer- oder auch Vanillegeschmack "genießen".

Na, dann: Skol!

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