40 Jahre nach Vietnam

WALDRACH. (kat) Vietnam – ein Schlagwort, das bei Franz Diendorf unzählige Bilder, hervorruft. Die meisten sind von Leid geprägt. Die Erinnerungen an seinen Einsatz als Helfer der Malteser vor fast 40 Jahren sind noch sehr lebendig. Heute nimmt er am Vietnam-Veteranen-Treffen des Malteser Hilfsdienstes bei Köln teil.

Die Haare von Franz Diendorf sind ergraut, das Berufsleben hat er hinter sich gelassen, die Tochter ist mittlerweile 35 Jahre alt. Viel hat der Waldracher erlebt. "Den Einsatz in Vietnam, werde ich nie vergessen", sagt der 64-Jährige. Die Bundesregierung suchte in den Reihen der Malteser damals Mediziner und Handwerker, die der Zivilbevölkerung in Vietnam bei der Bewältigung der Situation helfen sollten. "Ich wollte Erfahrungen sammeln und mithelfen", erinnert sich der gelernte Schreiner an seine Motivation, sich als junger Mann für den gefährlichen Einsatz zu melden. Nach einem Gesundheitscheck im Tropeninstitut in Mainz und einigen Impfungen stieg er im April 1967 in die Maschine Richtung Kriegsland Vietnam. "In schwachen Momenten dachte ich manchmal: Muss das sein?", erzählt Franz Diendorf. Doch es gab kein Zurück. Zur Gewöhnung an das tropische Klima blieben die Helfer vier Tage in Saigon. Mit Hubschraubern und Booten flogen und fuhren sie in umkämpfte Dörfer, die wegen der verminten Straßen mit Fahrzeugen nicht erreichbar waren. Die Malteser leisteten Erste Hilfe, versorgten die Menschen mit Grundnahrungsmitteln, und es galt, die in nächtlichen Kriegsattacken zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Diendorf: "Jungen Männern vermittelten wir in dreimonatigen Schnellkursen in der von uns aufgebauten Werkstatt Grundkenntnisse der Schreiner und Schlosser." Sein Ton bleibt auch sachlich, wenn er von dem heimtückischen Angriff auf das "Technische Camp", das nur wenige Schritte von der Werkstatt entfernt lag, spricht. Das von Kämpfen, Not und Tod geprägte Erlebte habe er durch Gespräche verarbeitet. "Immer wieder drüber reden", sagt Diendorf und blättert in dem Fotoalbum, das einige Momente der neun Monate in Vietnam dokumentiert. "Pünktlich, einen Tag vor Weihnachten war ich wieder zu Hause", sagt der Helfer. Es sei ein eigenartiges Gefühl gewesen, plötzlich wieder ohne Angst über Straßen und Brücken fahren zu können. "Der Einsatz hat mein Leben bis heute geprägt", sagt Franz Diendorf. Er lebe seitdem ernsthafter, treffe Entscheidungen anders. Anderen Menschen zu helfen, ohne viel darüber zu reden, ist fester Bestandteil seines Lebens geworden. Der Ortsbeauftragte der Waldracher Malteser war erst kürzlich wieder mit Hilfsgütern in der Ukraine. Heute ist ein besonderer Tag für Franz Diendorf. Er nimmt an dem Vietnam-Veteranen-Treffen des Malteser Hilfsdienstes in Ehreshoven bei Köln teil. Und genau vierzig Jahre nach seinem Einsatz, im April nächsten Jahres, wird er wieder in eine Maschine Richtung Vietnam steigen. "Ich möchte noch einmal dorthin."

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