Absage an die neue Brücke über die Sauer

Langsur/Wasserliesch · Der luxemburgische Verkehrsminister François Bausch hat dem Bau einer neuer Sauerbrücke bei Langsur-Wasserbilligerbrück eine Absage erteilt. Dieses Bauwerk sollte als Teil der sogenannten Zwei-Brücken-Lösung eine neue Verbindung zwischen Deutschland und Luxemburg ermöglichen.

Langsur/Wasserliesch. François Bausch hat sich nicht überzeugen lassen. Bei einem Treffen im Mai hatten eine Delegation aus Mertert-Wasserbillig dem luxemburgischen Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur Vorschläge gemacht, wie die Verkehrssituation in der Grenzgemeinde entschärft werden könnte. Nun hat der grüne Minister geantwortet: "Der Bau einer neuen Sauerbrücke zwischen Langsur und Wasserbillig gehört nicht zu meinen Prioritäten", heißt es im Schreiben, das im Gemeindeblatt veröffentlicht worden ist.
Zwar würde durch die neue Brücke einerseits die Ortsdurchfahrt (N 1) auf rund 300 Metern entlastet. Dafür würde der Verkehr auf der N 10 (Route d\' Echternach) zunehmen, da viele Fahrer den Weg zur nächstgelegenen Tankstelle zwischen Wasserbillig und Mertert suchen.
Diese Erkenntnisse basieren auf einer Verkehrsstudie, die ein Fachbüro im Auftrag der Gemeinde erstellt hat. Darin wird unter anderem festgestellt, dass nach dem Bau der Brücken weniger Verkehr auf der B 419 bei Oberbillig unterwegs wäre, da dieser die neue Route wählen würde. Stark belastet würde deshalb die B 418 zwischen Wasserbilligerbrück und Langsur (siehe Grafik). Die Kosten dieses Straßenbauprojekts wurden nicht untersucht.
Ohne Zustimmung von luxemburgischer Seite dürfte sich die Umsetzung der von der SPD Ende April 2013 im Trier-Saarburger Kreistag erneut vorgestellten Zwei-Brücken-Lösung schwierig gestalten. Denn bei einem transnationalen Projekt müssen zwei Staaten ihre Zustimmung geben.
Ohne eine neue Brücke über die Sauer und die Fortführung über eine ausgebaute Cantonalstraße 134 zur luxemburgischen A 1 ist somit vermutlich auch der Plan einer Moselbrücke zwischen Oberbillig und Wasserliesch auf der einen Seite und Wasserbilligerbrück und Löwener Mühle auf der anderen Seite hinfällig. Denn solch eine Verbindung über die Mosel würde zwar die Ortslagen Igel und Trier-Zewen entlasten, da vermutlich weniger Fahrzeuge über die heutige Strecke nach Luxemburg fahren würden. An der Grenzbrücke bei Wasserbillig bliebe es im besten Fall bei der heutigen Belastung. Vermutlich würde die zusätzliche Brücke gar zur Mehrbelastung führen, da weniger Menschen ihren Weg über Grevenmacher suchen. Das befürchten auch die Kommunalpolitiker aus dem Großherzogtum in einem Brief an den Minister.Regierung setzt andere Priorität


Für Gust Stefanetti, Bürgermeister der Gemeinde Mertert-Wasserbillig, ist die Sache damit nicht ausgestanden. Er interpretiert das Schreiben des Ministers nicht als Absage für alle Zeiten. "Die Regierung setzt ihre Schwerpunkte eben nicht beim Straßenbau, sondern setzt auf den Ausbau von Bus und Schiene." Er und seine Kollegen aus dem Gemeinderat werden weiter für eine Entlastung der Ortslage kämpfen. Denn ein nicht enden wollender Strom von Fahrzeugen wälzt sich täglich durch die Ortsdurchfahrt.
Diese Problematik treibt den Sozialdemokraten Stefanetti so sehr um, dass er auf Konfrontationskurs mit seinen Genossen jenseits von Mosel und Sauer geht: "Es musss etwas gegen den immer stärker werdenden Verkehr gemacht werden. Der Moselaufstieg und die Meulenwaldautobahn müssen gebaut werden." Selbst bei einer positiven Haltung Bauschs zum Zwei-Brücken-Modell dürfte übrigens die Idee der Trier-Saarburger SPD mittelfristig keine Entlastung bringen. 35 Millionen Euro würden laut Befürworter der Bau der neuen Brücken, eines Tunnels durch den Hang bei Wasserbilligerbrück sowie Auf- und Abfahrten kosten. Sollte dieses Vorhaben als Bundesstraße verwirklicht werden, müsste das Projekt in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Derzeit wird gerade ein neuer Plan aufgestellt - ohne Zwei-Brücken-Lösung. Dafür jedoch mit dem Moselaufstieg bei Igel/Zewen inklusive Moselbrücke bei Konz.
Nach Auskunft des Ministeriums soll der Entwurf des neuen Plans in diesem Jahr mit Ländern, Ressorts und Verbänden abgestimmt und besprochen werden. Dann haben auch Bürger die Möglichkeit, ihre Meinung zu den Projekten zu sagen. Spätestens im kommenden Jahr soll der Bundestag über die Sammlung von Projekten entscheiden. Vermutlich erst ein Jahrzehnt später dürfte es eine Neuauflage des Plans geben.Meinung

Tacheles reden statt Feiertagsreden
Wasserbillig ersäuft im Verkehr. Da ist es nachvollziehbar, dass die dortigen Kommunalpolitiker nach unorthodoxen Lösungen suchen und auch den Moselaufstieg jenseits aller ideologischer Vorbehalte beurteilen. Getreu dem Motto, dass jedes Auto auf der Autobahn eines weniger ist, das sich durch den Ort und über die Sauerbrücke quält. Der Vorstoß der Wasserbilliger zeigt jedoch auch, dass die Lösung der Verkehrsproblematik nicht allein national bewältigt werden kann. Denn auch Igel und Zewen leiden unter den täglichen Blechlawinen. Deutsche und Luxemburger müssten sich endlich an einen Tisch setzen. Nicht, um wie so oft üblich dort Feiertagsreden über die gute Zusammenarbeit zu halten, sondern um Tacheles zu reden. h.jansen@volksfreund.deExtra

Laut Mobilitätskonzept der Gemeinde Mertert-Wasserbillig sind täglich rund 18 500 Fahrzeuge in Wasserbillig unterwegs. Samstags sind es 17 600, sonntags 15 900. Die Zahlen stammen aus den Jahren 2006 bis 2008 und dürften aktuell höher liegen. Laut Studie gaben bei einer Befragung am Grenzübergang Wasserbilligerbrück 46 Prozent der Verkehrsteilnehmer das Gewerbegebiet mit seinen Tankstellen als Ziel an. 38 Prozent entfallen auf den Transitverkehr. 16 Prozent wollten nach Wasserbillig. Aus Grevenmacher einfahrende Verkehrsteilnehmer gaben zu 49 Prozent Mertert-Wasserbillig als Fahrziel an, 38 Prozent entfallen auf den Transitverkehr. 13 Prozent hatten das Gewerbegebiet als Ziel. harExtra

Die Wasserbilliger haben eine ganze Reihe von Ideen, wie die Verkehrssituation in ihrer Gemeinde verändert werden soll. Unter anderem wünschen sie sich eine Bahnunterführung im Bereich des Copal-Shoppingcenters. Diesem Vorschlag kann der luxemburgische Infrastrukturminister nicht viel abgewinnen. Das gilt auch für den Bau einer neuen Sauerbrücke und den Ausbau des Zubringers zur Autobahn. Nach der Fertigstellung der neuen Brücke sollte die alte für den Autoverkehr gesperrt werden. Ziel ist die Entlastung des Wasserbilliger Zentrums. Positiv bewertet Minister François Bausch hingegen dem Bau zweier Park&Ride-Plätze am Bahnhof Wasserbillig sowie am alten Autobahn-Grenzübergang. har

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