Ackerland soll Gewerbefläche werden - Zweckverband Industriepark Region Trier favorisiert Erweiterung in Richtung Hetzerath

Föhren/Hetzerath/Trier · Weil die Kapazität an Gewerbeflächen nahezu erschöpft ist, soll der Industriepark Region Trier (IRT) erweitert werden. Am Dienstag hat der Zweckverband beschlossen, ein Raumordnungsverfahren einzuleiten, um infrage kommende Flächen zu untersuchen.

 Der Industriepark Region Trier soll erweitert werden. Links vorne der Flugplatz Föhren, oben links der Ort Hetzerath, rechts oben Bekond. TV-Foto: Portaflug

Der Industriepark Region Trier soll erweitert werden. Links vorne der Flugplatz Föhren, oben links der Ort Hetzerath, rechts oben Bekond. TV-Foto: Portaflug

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Föhren/Hetzerath/Trier. Der Run auf Baugrundstücke im Industriepark Region Trier hat auch Günther Schartz überrascht. "Vor zehn Jahren waren noch 50 Hektar frei, und jetzt ist alles weg", sagt der Trier-Saarburger Landrat. Schartz steht derzeit dem Zweckverband vor, in dem die am Industriepark beteiligten Kommunen zusammengeschlossen sind (siehe Hintergrund). In den vergangenen Jahren hat die Nachfrage von Firmen, die in das "Topgebiet" (Schartz) wollen, stark zugenommen. Fünf bis sechs Hektar pro Jahr seien weggegangen, sagt IRT-Geschäftsführer Reinhard Müller. 2014 war mit 14,5 Hektar ein Rekordjahr. Das lag daran, dass der italienische Paneele-Hersteller Italpannelli zehn Hektar für seine Fabrik orderte. Derzeit liegen laut Müller Nachfragen über fünf Hektar vor. "Eine Erweiterung ist überfällig", sagt Verbandsvorsteher Schartz. Am gestrigen Dienstagabend hat der IRT-Zweckverband den ersten Schritt zu einer Erweiterung des Industrieparks gemacht. Auf Beschluss des Gremiums soll ein Raumordnungsverfahren eingeleitet werden. Ziel ist es, eine geeignete Erweiterungsfläche zu finden. Sechs Parzellen, die rundherum an den IRT angrenzen, sollen untersucht werden.
Die IRT-Spitze macht keinen Hehl daraus, dass sie einen klaren Favoriten hat: eine 27 Hektar große Fläche nordöstlich des Parks. Besagte Fläche liegt hinter den Firmen Proxxon und Vet-Concept in Richtung Hetzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich), sie grenzt an die A 1 und wird von der L 141 durchschnitten (siehe Karte). Andere Gebiete sind entweder von der Topografie her ungünstiger, liegen zu nah an Orten oder werden anderweitig genutzt, wie zum Beispiel der Flugplatz Trier-Föhren.
Ein Großteil des favorisierten Erweiterungsgebiets im Bereich A 1/L 141 ist Ackerland (17 Hektar); zehn Hektar gehören der Baufirma Franz Lehnen, die dort Kies abbaut und eine Recyclinganlage betreibt. Landrat Schartz sieht da keine Probleme. Bis auf einen kleinen Rest, für den bereits eine Fördergenehmigung vorliege, sei der Rohstoff schon abgebaut.
In den Besitz der landwirtschaftlichen Flächen zu kommen, könnte sich für den IRT als wesentlich schwieriger erweisen. Denn es handelt sich um wertvolles Ackerland. "Die Konflikte mit der örtlichen Landwirtschaft sind uns bewusst", sagt IRT-Geschäftsführer Müller. Im Falle einer Erweiterung des Industrieparks sollen die gesetzlich geforderten Ausgleichsflächen außerhalb des IRT ausgewiesen werden. Landschaftsplaner Bernhard Gillich vom Büro BGH Plan (Trier) will Brachflächen an der Mosel aufwerten.
"Es gibt bestimmt Kommunen, die kein Geld für solche Maßnahmen haben und froh sind, wenn sie unterstützt werden."
Gespräche mit der Verbandsgemeinde Wittlich-Land seien bereits aufgenommen worden.
Mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLG) stehe man wegen eventuell nötig werdender Umlegungsverfahren in Kontakt, so Gillich. In dem anstehenden Raumordnungsverfahren (siehe Extra), das im Herbst beginnen könnte, wird die Notwendigkeit einer Erweiterung geprüft. Auch Alternativstandorte werden untersucht. Läuft alles nach Plan, könnte die Erweiterung in zwei Jahren beginnen.Trier begrüßt Prüfverfahren


Die Stadt Trier begrüßt die Einleitung eines Prüfverfahrens zur Erweiterung des IRT. Das gewerbliche Entwicklungspotenzial in Trier ist überschaubar: Nur 16,3 Hektar standen Anfang 2015 nach Auskunft des Amtes für Wirtschaftsförderung für Neuansiedlungen zur Verfügung.
Der Trierer Hafen ist komplett belegt, in Trierweiler-Sirzenich sind von 119 Hektar nur noch sieben frei. Den meisten Platz gibt es im Kreis Trier-Saarburg im Gewerbegebiet Saarburg II (81 Hektar) und im Hermeskeiler Grafenwald (19 Hektar).
Im Kreis Bernkastel-Wittlich werden neue Flächen erschlossen. Der Gewerbepark Hunsrück-Mosel (HuMos) bei Morbach legt um elf Hektar Netto-Ansiedlungsfläche zu, in Wittlich soll im Bereich des Aldi Zentrallagers ein Gewerbegebiet (III Nord) mit einer Nettofläche von knapp 13 Hektar entstehen.Extra

Mitglieder des 1992 gegründeten Zweckverbands Industriepark Region Trier sind die Kreise Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich, die Stadt Trier, die Verbandsgemeinden Schweich und Wittlich-Land sowie die Ortsgemeinden Bekond, Hetzerath und Föhren. Der Industriepark Region Trier hat eine Netto-Ansiedlungsfläche von 110 Hektar; rund 2500 Menschen stehen bei 130 Betrieben in Lohn und Brot. Historie: Der IRT entstand Anfang der neunziger Jahre auf einer Konversionsfläche im Gemeindedreieck Föhren/Bekond/Hetzerath. Ein 27 Hektar großes Militärgelände stand 1989 durch den Abzug einer französischen Hubschrauberstaffel zum Verkauf an. Dieses Areal bildete die Keimzelle des IRT. In unmittelbarer Nachbarschaft des IRT liegt der Flugplatz Trier-Föhren, eine Bundesliegenschaft. alfExtra

Ackerland soll Gewerbefläche werden - Zweckverband Industriepark Region Trier favorisiert Erweiterung in Richtung Hetzerath
Foto: Bernhard

Das Raumordnungsverfahren (ROV) klärt, ob eine geplante Maßnahme mit den Grundsätzen des Raumordnungsgesetzes vereinbar ist. Das gilt für eine neue Autobahn genauso wie für die Erweiterung eines Gewerbeparks. Bestandteil des ROV ist der Erörterungstermin, bei dem Einwände diskutiert werden. Nächste Verfahrensstufe ist der Bebauungsplan oder das Planfeststellungsverfahren. alf

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