Alles Rosa-Rodt, oder was?

ZEMMER-RODT. Hier gibt es Traktorenrennen, einen Nordic-Walking-Parcours, einen Eifel-Turm und viele zufriedene Bürger. In der beschaulichen Fidei-Gemeinde Rodt lässt es sich gut leben – und vortrefflich feiern.

Ja bin ich denn hier im Paradies? Ein Altweibersommer-Tag wie aus dem Bilderbuch erwartet den TV-Reporter zur "Dorfansichten"-Reportage am Donnerstagnachmittag in Rodt. Dazu gesellen sich gut gelaunte Bürger, die ihren Ort beim Rundgang in den höchsten Tönen loben. "Hier ist es ruhig, ringsherum ist Wald, man kann die schöne Aussicht genießen, und die Dorfgemeinschaft ist intakt", sprudelt es aus Elvira Keilen, der Vorsitzenden des Frauenclubs, heraus. Auch für ihr Hobby, das Nordic Walking, ist Rodt der perfekte Standort: Sieben Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, 57 Kilometer lang, warten im neuen "Nordic Walking Parcours Fidei" auf die sportlichen Stockwanderer. Süßer Viez finanziert Kinderspielplatz mit

"Die restlichen Schilder für den Parcours werden gerade aufgestellt", informiert Leo Endres. Er ist seit zehn Jahren Ortsvorsteher von Rodt und besonders stolz auf das intakte Dorf- und Vereinsleben. Ohne ehrenamtliche Hilfe wäre die gelungene Sanierung der Kapelle und des offenen Jugendtreffs nicht möglich gewesen. Sage und schreibe 6500 Stunden Eigenleistung haben Vereine, insbesondere die Feuerwehr, und Privatpersonen beim Bau der Rast- und Informationsstation geleistet. Sie liegt zwischen Aussichtsturm und Sportplatz und ist das Herzstück des Nordic-Walking-Parcours - Treffpunkt für Wander- und Walkingtouren. Privatpersonen und Vereine können das gut eingerichtete Haus für feierliche Anlässe mieten. An diesem Wochenende wird aber wohl kein Rodter dort anzutreffen sein, denn es ist Kirmes. Und da geht am Dorfplatz vier Tage lang die Post ab. Ausrichter sind die Rodter Ortsvereine. Das Programm kann sich für einen Ort von 1050 Einwohnern sehen lassen; der Montag, da sind sich Elfi Keilen, Willi Wallenborn und Willi Lippert einig, ist der Festhöhepunkt. Die Rodter Vereine gestalten den traditionellen Dorfabend (ab 20 Uhr) gemeinsam. Vorher werden die Sieger des sechsten Rodter Rasentraktorrennens geehrt. Wer den Geschicklichkeitsparcours mit den wenigsten Fehlern und am schnellsten absolviert, erhält den Mick-Landmaschinen-Pokal. Nicht zuletzt weil der Erlös des Verkaufs von süßem Viez beim "Live-Keltern mit dem Altstadt-Team" am Sonntag von 13 bis 18 Uhr dem neuen Kinderspielplatz "Ober dem Mainzerweg" zugute kommt, sind trinkfeste Kirmesgäste besonders willkommen. 150 Baustellen seien in den vergangenen Jahren in drei Neubaugebieten ausgewiesen worden, berichtet Ortsvorsteher Endres. Darunter seien viele junge Familien, auch Neubürger aus den östlichen Trierer Stadtteilen. Kein Wunder, dass Rodt seit 1995 die Einwohnerzahl von 890 auf 1050 hoch geschraubt hat. Dieser Boom ging aber nicht auf Kosten des Ortskerns. Auch dort haben viele junge Menschen alte Häuser gekauft und renoviert. "In ganz Rodt steht nur ein Haus leer", weiß Endres. Zwar hat auch in Rodt der Strukturwandel dazu geführt, dass es heute kein Einzelhandelsgeschäft mehr gibt und fahrende Händler den Ort versorgen, aber die Trendwende hat sich nicht zuletzt wegen des Anstiegs der Bevölkerung bereits umgekehrt: Im November soll eine Bäckerei mit Café öffnen, und im gleichen Neubau in der Zemmerer Straße will sich ein Chiropraktiker ansiedeln. Daneben gibt es in Rodt unter anderem zwei Gasthäuser, zwei Frisöre, einen Getränkeladen und mehrere Handwerksbetriebe. In der Grundschule sind fünf Klassen untergebracht; zwei befinden sich aus Platzgründen in der "Filiale" in Zemmer. Vor 33 Jahren ist Rodt, das es damals mit seinen Ortsteilen Schleidweiler und Daufenbach auf 1800 Einwohner brachte, ins kleinere Zemmer (1200 Einwohner) eingemeindet worden. "Das war Anfangs keine Liebeshochzeit", umschreibt Leo Endres den Zwist, den die Gebietsreform auf der Fidei hervorgerufen hat, noch sehr vornehm. Aber mittlerweile scheinen die Rodter mit den Zemmerern ihren Frieden gemacht zu haben. Also alles eitel Sonnenschein in Rodt? Fast. Ein Dorn im Auge ist vielen Rodtern die Kreuzung Trierer Straße/Mainzstraße, Eichstraße und Breitenstraße am Gasthaus Wolter. "Seit 20 Jahren fordern wir hier schon eine Verkehrsberuhigung", sagt Beigeordneter Werner Mossem, "und es tut sich nichts." Jetzt hoffen die Rodter, dass die gefährliche Kreuzung - jeden Tag gehen hier etliche Schul- und Kindergartenkinder entlang - mit einer Überquerungshilfe versehen wird. Anfang Oktober sollen bei einem Treffen mit den Landtagsabgeordneten Manfred Nink und Arnold Schmitt und der Leiterin des Landesbetriebs für Straßen und Verkehr, Edeltrud Bayer, Pflöcke eingeschlagen werden. "Das sich hier was tut, ist sehr, sehr dringend", sagt Willi Lippert. Vielleicht ergibt sich dann auch eine Lösung für das Kriegerehrenmal. Es soll einen neuen Platz auf dem Friedhof bekommen; dafür haben sich bei einer Umfrage 90 Prozent der befragten 50 Bürger ausgesprochen. Auch eine Verkehrsberuhigung durch Schikanen am Anfang und am Ende der Ortsdurchgangsstraße K 34 steht auf der Wunschliste der Rodter.

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