Alles römisch, oder was?

Wie "römisch" ist Farschweiler? Die Hoffnung, nach einem Sarkophag nun auch einen Brunnen eindeutig in die Römerzeit datieren zu können, ging nicht auf. Der Schacht im Wald gibt einige Rätsel auf.

Farschweiler. Das Empfangskomitee für Karl-Josef Gilles ist beachtlich: Die Führungsriege des Heimat- und Verkehrsvereins Farschweiler ist vor Ort, ebenso Ortsbürgermeister Werner Schmitt und Verbandsbürgermeister Bernhard Busch. Alle warten gespannt auf das Urteil des Experten vom Landesmuseum Trier, der eigens angereist ist, um das etwa fünf Meter tiefe und gut einen Meter breite Loch im Wald oberhalb des Ortes zu inspizieren.

Nach einem 2006 geborgenen römischen Steinsarkophag, so hofft der Heimatverein, soll nun auch eine römische Wasserleitung und/oder ein römischer Brunnen für eine touristische Aufwertung Farschweilers sorgen.

Briefe eines Oberförsters aus Farschweiler



Gilles' Expertise erfüllt die Erwartungen jedoch nicht: "Es könnte römisch sein, aber auch jünger, vielleicht Mittelalter." Dabei waren die Heimatkundler um Rudolf Essler und Ernst Annen sehr zuversichtlich. Im Trierer Landesmuseum waren sie auf Briefe eines Oberförsters namens Kierhoff aus Farschweiler gestoßen, der 1928 in zittriger Sütterlinschrift dem damaligen Provinzialmuseum Trier die Stelle im Wald beschrieb und auch einen unterirdischen Gang: "… an einer Stelle ist ein Hohlraum von ca. 7 bis 10 Meter Länge, so daß ein Mensch durchkriechen kann." Lüftungsschächte für eine Wasserleitung? Hohlräume tief in der Erde würden auch Beobachtungen nach dem jüngsten starken Gewitter erklären. "Es hat tagelang in dem Loch geblubbert und gebrodelt", hat Ernst Annen beobachtet.

In einem weiteren Brief, ebenfalls aus dem Jahr 1928, teilt Oberförster Kierhoff dem Museum mit, dass ihm der älteste Mann des Ortes gesagt habe, dass früher ein Schuster Franz Schell in der Nähe der aufgefundenen Wasserleitung eine "Anzahl schön behauener Sandsteinplatten ausgegraben und seine Küche damit geplättet habe".

An dem Schacht, der in Bruchsteinfels gehauen ist und den Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins in den vergangenen Wochen von Schutt und Geröll gesäubert haben, wurden aber weder Sandsteinplatten noch andere Gegenstände gefunden, die auf die Römerzeit deuten. Wenn es sich tatsächlich um einen römischen Brunnen handele, dann sei wahrscheinlich eine Siedlungsstelle in der Nähe, meint Karl-Josef Gilles. Anzeichen dafür gebe es aber nicht.

Der Schacht soll 1939 von einer Kolonne des in der Nähe campierenden Arbeitsdienstes bis auf eine Tiefe von 19 Metern ausgehoben worden sein. Es ist überliefert, dass die Grabung eingestellt und der Schacht verfüllt wurde. Angeblich kam es dazu, weil ein neuzeitlicher Schlüssel gefunden wurde, der den römischen Ursprung widerlegte. "Vielleicht hat ihn ja jemand bewusst reingeworfen, weil er keine Lust mehr hatte, zu arbeiten", mutmaßt Rudolf Essler. Doch auch diese These kann Karl-Josef Gilles nicht zu weiteren Zugeständnissen bewegen. Eine Tiefenbestimmung mittels Sonde könne wegen der Steine im Schacht nicht vorgenommen werden, sagt der Fachmann, und auch Luftaufnahmen, um ein römisches Bauwerk unter der Erde aufspüren zu können, seien wegen der großen Bodendichte im Wald wenig Erfolg versprechend. Eine Grabung sei zu teuer - und auch angesichts der bisher vorliegenden spärlichen Indizien nicht vertretbar.

Stattdessen schlägt Gilles vor, einen Steinring um den Brunnen zu mauern, die Öffnung mit einem engmaschigen Gitter abzudecken und für Interessierte eine Hinweistafel mit den "unterschiedlichen Theorien" zum Fund anzubringen.

Wie das finanziert werden soll, steht noch nicht fest. Bürgermeister Busch stellt 1500 Euro aus einem Fonds zur Förderung der Heimat- und Verkehrsvereine in Aussicht. "Das wäre wirklich ein Anfang", sagt Essler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort