Angst vor den Bäumefressern

Milder Winter, trockener warmer April und Restschäden des Orkans "Kyrill": ideale Bedingungen für Borkenkäfer, um sich explosionsartig zu vermehren (TV vom Montag). Bernhard Buss, Leiter des Forstamts Hochwald, rechnet mit einer massiven Borkenkäferplage mit fatalen Folgen.

Osburg. Mitte Januar wütete der Orkan "Kyrill". "Noch zwei Monate werden wir damit beschäftigt sein, die Sturmschäden zu beseitigen", sagt Forstamtsleiter Bernhard Buss auf einem Gang durch den Osburger Forst, der bis zu 70 Prozent aus Fichtenwald besteht. Dass die Überbleibsel verschwinden, sei wichtig, um den Borkenkäfern ihre bevorzugten Brutstätten - geschwächte Bäume - zu entziehen und um damit eine Massenvermehrung zu verhindern. Denn alles deute momentan auf eine Plage hin: Neben den noch nicht restlos beseitigten Sturmschäden seien die derzeit atypisch hohen Frühlingstemperaturen und die Trockenheit beste Bedingungen für eine rasante Entwicklung der Borkenkäfer. Bei 16,5 Grad werden die gefürchteten Tierchen aktiv. Bevorzugt legen sie ihre Eier unter die Fichtenrinde unbearbeiteter Stämme am Boden ab. "Der Befall durch die Schädlinge hat in diesem Jahr ungewöhnlich früh eingesetzt", hat Buss in den Wäldern der Verbandsgemeinde Ruwer und Hochwald beobachtet. Das Bohrmehl in der Fichtenrinde ist ein äußerlich sichtbares Zeichen, dass die Schädlinge bereits dort so genannte Muttergänge gebohrt und ihre Brut abgelegt haben. Buss: "Das heißt, dass dieses Jahr drei bis vier Käfergenerationen heranwachsen können." Ein Borkenkäferweibchen könne somit zehntausende Nachkömmlinge haben. Die Folge: "Wenn es zu einer explosionsartigen Vermehrung kommt, sind auch die stehenden Nadelhölzer bedroht", sagt Buss. Und bei einer Massenvermehrung brächten die Schädlinge nicht nur geschwächte Bäume zum Absterben, sondern auch vitale.Die Förster versuchen derzeit die Schädlinge wegzuhalten, indem sie ihnen das Brutmaterial entziehen. Der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln sei nur an den Wegerändern erlaubt, nicht in der Fläche.Von Borkenkäfern befallene stehende Bäume werden sofort gefällt. Ist diese Maßnahme notwendig, entsteht wiederum ein wirtschaftlicher Schaden, da die Bäume vor ihrer eigentlichen Reife abgeholzt werden und folglich weniger wert sind. Buss hat auch Befürchtungen, dass die Forstämter auf ihrem Holz sitzen bleiben könnten. Denn seit "Kyrill" herrsche ein Holzüberangebot und parallel dazu habe der milde Winter die Nachfrage schrumpfen lassen."Bäume stehen unter Stress"

"Die Nadelbäume sind diejenigen Bäume, mit denen Förster Geld für die Gemeinden verdienen", betont Buss. Die Verluste gegenüber dem normalen Verkauf könnten zwischen 30 und 40 Prozent betragen.Auch die Natur reagiert auf die Krisenzeit, sie versucht sich selbst zu helfen: die Bäume blühen sehr stark, viele Fichtensamen bedecken den Waldboden. Buss: "Ein Zeichen, dass die Bäume im Stress sind.""Die Borkenkäfer sind zurzeit die Gewinner", sagt der Förster. Nur eine vollständige Aufbereitung der Sturmschäden, ausreichend Regen und kühlere Temperaturen könne die Massenvermehrung der Käfer aufhalten.

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