Anno 1300

"Geschichte zum Anfassen" bot die Gemeindebücherei Zemmer ihren Nutzern im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz. An drei Nachmittagen vermittelten Mitglieder der Reenactment-Gruppe "Evocatio hunoli" in Erzählungen und praktischen Vorführungen Wissenswertes über das Leben der Menschen um 1300.

Zemmer-Rodt. "Wir können viel aus der Vergangenheit lernen, dazu müssen wir sie aber erst einmal kennen." Unter diesem Motto hat Edith van den Woldenberg, die Leiterin der Gemeindebücherei Zemmer, nicht nur Bücher und eine Ausstellung zum Thema Geschichte zusammengestellt, sondern im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz auch einige Aktionen ins Leben gerufen.

Gruppe "Evocatio hunoli" zeigt Leben im Mittelalter



Mitglieder der Gruppe "Evocatio hunoli" gaben an drei Nachmittagen anschaulich Auskunft über das Leben im Mittelalter, genauer das der Menschen um 1300. "Evocatio hunoli" ist eine Reenactment-Gruppe, das heißt, sie stellt das Leben einer historischen Epoche auf Grundlage von Recherchen über Funde und Überlieferungen der betreffenden Zeit authentisch nach.

Ihre Mitglieder versuchen Personen darzustellen, die tatsächlich gelebt haben, und statten sich mit Bekleidung und Nutzgegenständen aus, die nach damaligem Stand des Handwerks gefertigt sind.

Daniel van den Woldenberg verkörperte Ritter "Wilhelm von Schwarzenberg" und stellte sich in dieser Rolle den Fragen junger Bibliotheksnutzer. Beim zehnjährigen Julian zum Beispiel rankten die sich vor allem um die Ausstattung des Edelmanns, besonders um seine handgeschmiedeten Messer und den stählernen Helm. Er lernte dabei, dass die das heutige Ritterbild prägenden kompletten Metallrüstungen erst sehr viel später aufkamen und deshalb keineswegs typisch für "das Mittelalter" sind.

Eine Woche zuvor hatte Daniel van den Woldenberg sich als fahrender Händler präsentiert und dabei vor allem Alltagsgegenstände vorgestellt: Einen Astgabel-Quirl, hölzernes Essgeschirr, mundgeblasene Gläser, lederne Taschen oder wollene, pflanzengefärbte Kleidung. Handarbeitstechniken waren Gegenstand eines weiteren Nachmittags, an dem Sarah Roeth, ebenfalls von "Evocatio hunolis", vor allem die weiblichen Bibliotheksbesucher ansprach. Sie führte zusammen mit Edith van den Woldenberg Fingerloop, Brettchenweben und Naalbinding vor, einfache Techniken, mit denen um 1300 Bänder, Mützen, Strümpfe, Schals und Handschuhe hergestellt wurden. Einige der Gäste versuchten sich selbst in diesen Fertigkeiten und nahmen stolz nicht nur selbst hergestellte Bänder, sondern auch neues altes Wissen mit nach Hause.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort