"Aus den Sturmtiefs in ein solides Hoch"

WALDRACH. 2003 stellte er sich zur Wiederwahl. Das Ergebnis war ein Erdrutschsieg gegen seine beiden Konkurrenten. Bürgermeister Bernhard Busch von der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer kann in diesem Jahr auf die Hälfte seiner zweiten Amtsperiode zurückblicken. Anlass für eine Zwischenbilanz im Gespräch mit dem TV.

 Ende Oktober 2006 war endlich der lang ersehnte Tag des Umzugs ins neue Waldracher Rathaus gekommen – da packten der Verwaltungschef und die Mitarbeiter gerne an. Beim Auszug aus der alten Verwaltung an der Rheinstraße in Trier-Ruwer von links: Norbert Baden, Bürgermeister Bernhard Busch, Artur Jakobs, Kim Dudek und Jürgen Thömmes. TV-Foto: Katja Krämer/Archiv

Ende Oktober 2006 war endlich der lang ersehnte Tag des Umzugs ins neue Waldracher Rathaus gekommen – da packten der Verwaltungschef und die Mitarbeiter gerne an. Beim Auszug aus der alten Verwaltung an der Rheinstraße in Trier-Ruwer von links: Norbert Baden, Bürgermeister Bernhard Busch, Artur Jakobs, Kim Dudek und Jürgen Thömmes. TV-Foto: Katja Krämer/Archiv

Herr Busch, das Leben eines Verwaltungschefs ist verbunden mit vollen Terminbüchern und wenig Freizeit, wobei auch die Wochenenden oft nicht ausgespart werden. Denken Sie manchmal etwas wehmütig an Ihre Zeit beim diplomatischen Dienst zurück? Nein, wenn ich daran zurück denke, erinnere ich mich gerne an einige Kollegen, insbesondere jedoch auch an hervorragende Projekte, wie die Einführung der dualen Berufsausbildung in Venezuela oder den Ausbau des Kindergartens bzw. der deutschen Schule in Caracas. Die zeitliche Belastung sowohl im Ausland als auch in Bonn war ähnlich wie heute. Man muss es gerne machen, und ich mache es gerne. Den Wahlausgang 2003 beobachteten Sie noch im alten Verwaltungsbau in Trier-Ruwer. Nun sitzen Sie im neuen Rathaus in Waldrach. Hat dieser Ortswechsel auch Einfluss auf Ihre Amtsführung ausgeübt? Nein. Es ist unverändert mein Bestreben, mit gutem Beispiel eine gute Mannschaft im Dienste unserer Bürgerinnen und Bürger zu führen. Das neue Rathaus in Waldrach hat jedoch zu einer noch engeren Identifikation eben dieser Bürger mit ihrer Verwaltung geführt. Um beim neuen Rathaus zu bleiben, in Ihrer zweiten Amtszeit wurden einige schwergewichtige Projekte in der VG Ruwer vollendet und neue, richtungsweisende Vorhaben auf den Weg gebracht. Welche waren oder sind Ihrer Meinung nach von grundlegender Bedeutung? In zeitlicher Abfolge: zunächst die Einführung der Regionalen Schule mit einer wesentlich verbesserten Ausbildungschance für unsere Kinder. Darüber hinaus die Ansiedlung der Sozialstation mit stetig wachsender Bedeutung für unsere älteren Mitbürger. Des Weiteren die Schaffung und Ausweitung von Gewerbeflächen in Osburg und Gusterath-Tal. Und die Umstellung bei kommunalen Heizungen auf Holz, mit der wir Vorreiter im Land sind. Der Bau der Halle in Schöndorf. Außerdem die touristischen Projekte (Radweg, Saar-Hunsrück-Steig, Tourist-Information) als zukunftsträchtiger Bereich der wirtschaftlichen Betätigung. Und natürlich auch nicht zu vergessen die zukünftige Halle in Osburg als Kernpunkt einer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Beim Rathausprojekt haben Sie damit argumentiert, dass die VG Ruwer einen "erkennbaren Verwaltungsmittelpunkt auf eigenem Territorium" benötige, um später bei einer neuen Gebietsreform bestehen zu können. Glauben Sie wirklich, das Rathausgebäude würde im Ernstfall den Bestand sichern? Auch nach der Reform von 1969 standen plötzlich überall im Land ehemalige Rathäuser und Kreisverwaltungen, die man zu bloßen Verwaltungs-Außenstellen herabgestuft hatte. Das Rathaus gehört sicher zu den besonders bedeutenden Projekten, und es trägt erheblich zur Identifikation unserer Verbandsgemeinde bei. Die seinerzeit herabgestuften Verwaltungsgebäude waren "Altbestand" in Körperschaften, deren Zukunftsfähigkeit damals verneint wurde. Die Verbandsgemeinde Ruwer ist in vielerlei Hinsicht zukunftsfähig und hat dies symbolträchtig mit dem neuen Rathaus gezeigt. Konkret zeigt der Entwurf des Landesentwicklungsprogramms IV, wie wichtig ein Rathaus im eigenen Gebiet sein wird. Die kommunalen Gebietskörperschaften waren in den zurückliegenden Jahren finanziell ja nicht gerade auf Rosen gebettet. Doch seit etwa einem Jahr kommt vielerorts wieder Land in Sicht. Auch für die VG Ruwer und ihre Ortsgemeinden? In meiner Haushaltsrede habe ich die Situation bildhaft mit dem Wetter verglichen. Nach den Sturmtiefs der vergangenen Jahre haben wir nun ein solides Hoch mit freundlicher Stimmung, die offensichtlich auch für die nächsten Jahre trägt. Konkret haben wir unsere Umlage um drei Prozentpunkte gesenkt und werden, wenn endlich das neue Gesetz zur kommunalen Finanzausstattung in Kraft gesetzt wird, unsere Umlage um einen weiteren Prozentpunkt senken. Damit entlasten wir unsere Ortsgemeinden in einem lange nicht mehr gesehenen Ausmaß. Werden Sie 2011 erneut zur Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters antreten? Ja, so Gott will. An welche Episode aus Ihrer bisherigen Amtszeit erinnern Sie sich besonders gerne... Es gibt zahlreiche Episoden, in denen unsere Verwaltung von Betroffenen gelobt wurde. Insbesondere freue ich mich über die zahlreichen Projekte, die trotz vieler Unkenrufe und Bedenkenträger dann doch umgesetzt werden konnten. ....und an was denken Sie noch mit Schrecken zurück? Gott sei Dank sind wir in den letzten Jahren von Naturkatastrophen weitgehend verschont geblieben. Ansonsten denke ich noch manchmal an meine erste Zeit als Bürgermeister zurück. Damals war das Verhalten einiger Menschen sehr lehrreich. Eine gute Fee erscheint plötzlich und bietet Ihnen an, sofort einen besonderen Wunsch für die VG Ruwer zu erfüllen. Was wünschen Sie sich? Ich wünsche mir, dass unsere Menschen erkennen und umsetzen, dass sie miteinander, nicht nebeneinander leben, dass sie sich füreinander freundlich interessieren und engagieren, dass nicht die Verwaltung oder der Staat verantwortlich sind, sondern sie selbst. S Das Interview führte TV-Redakteur Friedhelm Knopp.

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