Auswechslung vor Anpfiff

RALINGEN/TRIERWEILER. Weil beim Bau der Kunstrasen-Sportplätze in Godendorf und Udelfangen fehlerhafte Tragschichten eingebaut wurden, musste die 20 Zentimeter dicke Schicht – insgesamt etwa 5000 Tonnen Material – wieder abgetragen werden. Die Baufirma und der Lieferant verhandeln noch, wer die Zusatzkosten übernimmt.

Dass auf Fußballplätzen des öfteren schon mal ausgewechselt wird, weiß jedes Kind. Dass mit dem Auswechseln allerdings schon begonnen wird, bevor der erste Spieler einen Ball getreten hat, kommt dagegen äußerst selten vor. So aber geschehen im Fall der Sportplatz-Neubauten in Ralingen-Godendorf und in Trierweiler-Udelfangen.
Dort wurde eine fehlerhafte "ungebundene Tragschicht" aufgebracht. So wird die etwa 20 Zentimeter dicke Schicht aus feinem und grobkörnigem Material genannt, die unterhalb des Rasens und einer dünnen elastischen Schicht liegt. Wie der Name schon sagt, ist sie für die Tragfestigkeit des Platzes zuständig, aber auch für den optimalen Ablauf des Wassers in die Drainage.
Baustoffprüfer des Laboratoriums für Straßen- und Betonbau Trier (SBT) hätten bei einer Kontrolle festgestellt, dass der Feinkornanteil der Tragschicht etwa doppelt so hoch sei wie zulässig, teilt Karlheinz Cordel mit, Geschäftsführer der mit den beiden Sportplatzbauten beauftragten Firma Cordel-Bau GmbH aus Wallenborn (Eifel). Cordel-Bau, europaweit im Sportstättenbau tätig, hatte das Material bei der Rabenborner Steingrube GmbH (Ralingen-Kersch) geordert.

Zu viel Feinkorn in der Tragschicht

Laut Cordel war per Prüfungszeugnis bestätigt worden, dass das Material den Vorschriften entspricht. Doch dann habe sich herausgestellt, dass statt des erforderlichen siebenprozentigen Anteils rund zwölf Prozent Feinkorn enthalten sei. Mit dem bloßen Auge sei das nicht zu erkennen gewesen, sagt Karlheinz Kordel.

Wenn die Tragschicht zu viel Feinkorn enthält, wandern die feinen Bestandteile nach unten und sperren den Weitertransport des Oberflächenwassers ab, berichtet Lothar Jacoby vom Wittlicher Ingenieurbüro John & Partner. Insbesondere bei Frost werde der Platz dann stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Bautechniker hat das internationale Sport-, Kultur- und Freizeitzentrum in Ralingen/Rosport, zu dem auch der Godendorfer Sportplatz gehört, mitgeplant. Bei dem Bau der beiden Sportplätze sind rund 5000 Tonnen Tragschicht-Material angefallen.

Um die zeitliche Verzögerung in Grenzen zu halten, hat Cordel-Bau das fehlerhafte Material, ein Dolomitstein-Gemisch, in Sonderschichten ausgebaut und an Rabenborner zurückgegeben. Mittlerweile ist auf beiden Plätzen eine neue Tragschicht aufgebracht worden - mit Lavamaterial aus der Eifel. Wer die finanziellen Folgen der Einbau-Pleite trägt, ist derweil noch offen. Cordel: "Wir haben mit Rabenborner noch keine Einigung erzielt, wir streben aber eine einvernehmliche Lösung an." Das bestätigt Betriebsleiter Becker von der Rabenborner Steingrube. Bei der Vorproduktion des Materials sei noch alles in Ordnung gewesen; vermutlich sei der Fehler auf eine defekte Siebmaschine zurückzuführen.

Auf den Zweckverband - der eigens für den Bau des Freizeitzentrums an der Sauer gegründet wurde - kämen durch die Panne keine Nachteile zu, sagt der Ralinger Ortsbürgermeister Oswald Disch, zugleich Vorsitzender des Zweckverbandes. Man stehe aber unter Zeitdruck, weil der Godendorfer Platz ursprünglich Mitte November bespielbar sein sollte. Nun verzögere sich die Fertigstellung vermutlich um 14 Tage. Auf dem hochwassersicheren Platz soll die Spielgemeinschaft (SG) Sauertal kicken. Disch ist froh, dass die Witterungsverhältnisse es noch erlauben, dass der Bezirksligist auf den Wintersdorfer Rasenplatz ausweichen kann.

Vereine warten auf Freigabe

Ähnlich brenzlig ist die Lage in Trierweiler, wo der SV Udelfangen und Bezirksligist SV Sirzenich (als Ausweichquartier) auf das neue Grün warten. "Eigentlich sollte noch dieses Jahr dort gespielt werden, jetzt wird der Platz womöglich erst im Frühjahr fertig", fürchtet Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden.
Um ein Haar wäre noch ein dritter Platz von der Material-Panne betroffen gewesen. Als der Fehler bemerkt wurde, war auf dem Ralinger Sportplatz jedoch noch keine Tragschicht aufgebracht worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort