Bald rollen viel mehr Busse aus dem Trierer Umland in die Stadt

Trier/Schweich/Zemmer · Ab 2019 wird der öffentliche Nahverkehr an der Römischen Weinstraße und in Trier-Land erweitert. Billig wird das Ganze nicht.

Preisfrage: Was haben Trierweiler, Welschbillig, Kenn, Fell und Zemmer gemeinsam? Nun ja, man könnte sie alle als große Orte in den Verbandsgemeinden Trier-Land und Schweich bezeichnen. Aber es gibt noch eine andere Gemeinsamkeit. Und die kommt ab dem Jahr 2019 zum Tragen und dürfte viele Bürger erfreuen: Diese Orte (und weitere an der Mosel und in der Südeifel) werden wesentlich besser an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angebunden, als das heute der Fall ist.

Welschbillig und Kenn werden beispielsweise unter der Woche mehr als doppelt so oft von Bussen angefahren wie heute (siehe Grafik). Auch Schweich profitiert. Die Moselstadt wird künftig im Halbstundentakt mit dem Oberzentrum Trier verbunden sein. In Schweich teilen sich die Linien, eine geht vom Bahnhof über den Industriepark Region Trier (IRT) weiter nach Bekond und Leiwen, die andere verläuft entlang der Moselschiene über Mehring und Pölich nach Neumagen-Dhron.

Auch am Wochenende wird das Angebot erheblich ausgeweitet. Verkehren derzeit sonntags in Trierweiler und Zemmer überhaupt keine Busse, so soll es künftig in beiden Gemeinden acht Fahrtenpaare (jeweils Hin- und Rückfahrten) geben. Auch samstags steigt die ÖPNV-Frequenz enorm; Welschbillig und Zemmer kommen auf eine Verdreifachung des Angebots.

"Das Nahverkehrsangebot wird deutlich besser werden", sagt Stephan Schmitz-Wenzel, Bereichsleiter Umwelt und Bauen bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Die Kilometerleistung im Kreis steige um 120 Prozent.
Mit dem ÖPNV-Konzept Nord (siehe Info) reagiert das Land auf die geänderten Gegebenheiten, die es vor allem in ländlich strukturierten Gebieten gibt: fortschreitender demografischer Wandel, Rückgang des Schülerverkehrs, Zunahme unwirtschaftlicher Linien, hoher Subventionsdruck durch die öffentliche Hand. Ziel ist es, im Norden von Rheinland-Pfalz (ehemalige Regierungsbezirke Trier und Koblenz) ein Netz aus 500 lokalen und regionalen Buslinien mit Verbindungen zum Schienennetz zu stricken. Der Stadt-Umland-Verkehr soll gestärkt werden, es soll mehr Direktverbindungen geben und man möchte bestimmte Ziele, darunter touristische Anziehungspunkte und wichtige Gewerbestandorte, besser anbinden.

Bei der Umsetzung nimmt das Land die Städte und Kreise in die Pflicht. Unter anderem sollen gemeinsame Standards bei der Konzessionsvergabe eingehalten werden. Busunternehmen sollen künftig eine Konzession über zehn Jahre (statt bisher acht) erhalten. Es gibt künftig sogenannte Linienbündel. Darin sind wirtschaftlich attraktive und unattraktive Linien zusammengefasst. Dadurch will man verhindern, dass sich Busunternehmen die ertragsstarken Linien herauspicken und die ertragsschwachen bei der öffentlichen Hand landen - und dementsprechend mit Steuergeld subventioniert werden müssen.

Weil die Konzessionen in den Bereichen Römische Weinstraße (Verbandsgemeinde Schweich plus der Eifelgemeinde Zemmer) sowie Trier-Land als Nächstes auslaufen, starten dort auch die Linienbündel zuerst. Und zwar am 1. September 2019. Früher dran ist man nur in der Vulkaneifel, wo die Neukonzeption des Nahverkehrs 2018 beginnt. Am 1. Januar 2021 folgt das Linienbündel Saargau, am 1. September 2021 das Linienbündel Ruwertal-Hochwald.
Für die Römische Weinstraße und Trier-Land sind die Fahrpläne weitgehend abgestimmt.

Den Ortsbürgermeistern wurde das Konzept präsentiert, die Kreisgremien haben sich damit befasst. In wenigen Tagen startet das Vergabeverfahren. Nach Auskunft von Bereichsleiter Schmitz-Wenzel sieht das Personenbeförderungsgesetz zwei Phasen vor. In der ersten Phase bekommen Busunternehmen Gelegenheit, Linien "eigenwirtschaftlich" zu fahren. Das heißt, sie "leben" nur vom Fahrgeld, Zuschüsse gibt es keine. Gelingt dies nicht, greift Phase zwei: Die Linien werden ausgeschrieben. In diesem Fall trägt die öffentliche Hand die Unkosten, behält aber auch die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf. Dezernent Schmitz-Wenzel schätzt die Mehrkosten des Kreises auf rund eine Million Euro - und fügt hinzu: "Wenn wir nichts machen, würde uns das auch Geld kosten."KommentarMeinung

Ein Ticket in die ZukunftNach wie vor setzen viele Menschen im Trierer Umland und in der Stadt selbst ihre Hoffnung auf den Moselaufstieg, um die Verkehrsprobleme Triers zu lösen. Ob das millionenschwere Großprojekt tatsächlich einmal kommt und ob es dann die erhoffte Erleichterung wirklich bringt, ist aber eine offene Frage. Deshalb ist der Weg, ab 2019 ein enger geknüpftes Nahverkehrsnetz im direkten Umland der Großstadt zu schaffen, genau der richtige. Wer im Speckgürtel lebt, der kann nur dann auf das Auto-Pendeln in die Stadt verzichten, wenn ihm der Nahverkehr die Gelegenheit gibt, das möglichst häufig, möglichst rund um die Uhr und - besonders wichtig - auch möglichst kostengünstig zu tun. m.schmitz@volksfreund.deExtra: WER STECKT HINTER DEM NAHVERKEHRSKONZEPT?

Bald rollen viel mehr Busse aus dem Trierer Umland in die Stadt
Foto: TMVG

Das ÖPNV-Konzept Nord ist ein Gemeinschaftsprojekt des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV), des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur sowie der Verkehrsverbünde Region Trier (VRT) und Rhein-Mosel (VRM). Ziele sind ein attraktiveres Nahverkehrsangebot, das mit dem Rheinland-Pfalz-Takt verknüpft ist, eine Sicherstellung der Finanzierung, eine Steigerung der Qualität und eine Modernisierung der Busflotte.

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