Begegnung auf Augenhöhe
Engagement, das mit dem Charakter menschlicher Begegnung auf Augenhöhe mehr als nur ein Dienst ist, leistet seit 20 Jahren die ehrenamtliche Schönfelder Laienhelferinitiative. Sie besteht aus Bürgern der Gemeinden rund um den Schönfelderhof. Die Laienhelfer schenken psychisch kranken Menschen Zeit, Vertrauen sowie Verbindung zur gesellschaftlichen Normalität.
Schönfelderhof. "Das ist Freundschaft, kein Dienst, denn man bekommt viel zurück", sagt Gudrun Lexen über das Engagement in der vor 20 Jahren ins Leben gerufenen Schönfelder Laienhelfer-Initiative. Momentan kümmern sich zehn Ehrenamtliche um psychisch Kranke, die auf dem Schönfelderhof oder in dessen Wohngruppen in umliegenden Gemeinden leben. Nicht fachlich therapeutisch - das leisten hauptamtliche Mitarbeiter - sondern in Ergänzung dazu. Mit anderen Worten: von Mensch zu Mensch. "Manchmal fragen mich Leute: ,Was machst du denn mit denen?' Dann antworte ich: ,Ich gehe spazieren, höre zu oder spiele, dazu hat zu Hause ja niemand Zeit'", sagt Hedwig Schönhofen. "Jeder tut, was er möchte, kann und sich zutraut", erläutert Diplom-Pädagoge Wolfgang Junker, der die Laienhelfergruppe leitet und beim monatlichen Erfahrungsaustausch auch hinsichtlich des Umgangs mit speziellen Krankheitsbildern berät. Friede Oldenbüttel kommt zu Besuch "so oft es irgend geht, es ist eine beidseitige Freude", andere gehen mit ihren Klienten einkaufen, Kaffee trinken oder kegeln. "Ich hole meine beiden zum St.-Martins-Zug ab, das ist dann ihr höchster Feiertag", erzählt Katharina Jaeger. Was so einfach klingt, ist von unschätzbarem Wert für die Integration der Betreuten. Indem die Laienhelfer mit ihnen "Normalität des Alltags" leben, beziehen sie sie ins gesellschaftliche Umfeld ein, dessen Vorurteile und Ängste sie als Mittler gleichzeitig abbauen. Darüber hinaus stärken sie durch ihr Interesse und ihre Anteilnahme in guten wie in schlechten Zeiten das Selbstwertgefühl ihrer Klienten. "Aber dieser Einsatz ist keine Leistungsschau der Barmherzigkeit", sagt Werner Schmitz, der Hausobere des Schönfelderhofs. "Es ist ein Geben und Nehmen", sagt Adelheid Wallenborn, "in auf Sympathie beruhende Beziehungen mit gewachsenen Vertrauensverhältnissen." Diese reichen von Freundschaft bis zu "erweiterter Familie", wenn Inge Binz und ihr Mann einem Einsamen immer wieder das Zuhause bieten, nach dem er sich sehnt. Oder wenn umgekehrt Geburtstagsanrufe, sogar für Kinder und Enkel der Helferinnen, kommen. Alle Frauen berichten, dass schöne und intensive Erlebnisse mit ihren Klienten, aber auch Krisen - "manchmal muss man jemanden aufbauen" - ihr Leben bereichert haben. "Das hat auch mein Verhalten im normalen Umfeld verändert, ich höre intensiver zu", sagt Hedwig Schönhofen. "Man wird in jeder Hinsicht sensibler", sagt Friede Oldenbüttel. Für das Amt des Laienhelfers, da sind sich alle einig, braucht es Lebenserfahrung und die Stärke, etwas aushalten zu können, natürlich auch Motivation. Bei Katharina Jaeger, zum Beispiel, war es der Wunsch, etwas Sinnvolles für und mit Menschen zu tun. Elfriede Gerten wurde durch den Zufall einer Begegnung gepackt, als sie ihre auf dem Hof arbeitende Tochter besuchen wollte. Jemand winkte an einem Fenster, also ging sie dort ins Gebäude und traf eine Gruppe Bewohner: "Jeder wollte neben mir sitzen und erzählen - nun bin ich schon die ganzen 20 Jahre dabei." Das Jubiläum der Laienhelferinitiative wird beim jährlichen Ausflug gefeiert, der diesmal ein besonderes Ziel hat: Stationen des Wirkens von Peter Friedhofen, Ordensgründer der Barmherzigen Brüder, die den Schönfelderhof betreiben: "Als Schornsteinfeger, der sich dann karitativ engagierte, war er im Grunde Laienhelfer", sagt Wolfgang Junker. Damit seine Tradition noch lange weiterlebt, sind neue Mitstreiter jederzeit willkommen.Interessenten können sich bei Wolfgang Junker, Telefon 06580/912113, informieren.