Bei Zemmer entsteht ein Stück Römermauer aus alten Steinen

Zemmer · Zwei Monate lang haben Trierer Studenten einige Meter der insgesamt 72 Kilometer langen römische Langmauer erforscht. Wie die Mauer ursprünglich ausgesehen hat, soll eine Rekonstruktion zeigen, die rund zwei Meter neben der Grabung gebaut wird.

 Feldarbeit: Philipp Groß hat unter anderem mit Wjatscheslaw Bader in Zemmer Reste der Langmauer ausgegraben. Im Frühjahr wird weitergeforscht. Foto: privat

Feldarbeit: Philipp Groß hat unter anderem mit Wjatscheslaw Bader in Zemmer Reste der Langmauer ausgegraben. Im Frühjahr wird weitergeforscht. Foto: privat

Zemmer. Philipp Groß kann einpacken. Vorerst. Zwei Monate lang hat der 25-Jährige im Rahmen seines Studiums der Geoarchäologie (siehe Hintergrund) an der Universität Trier in Zemmer gegraben und geforscht. "Der schönste Moment war, als wir die erste obere Lage gefunden haben", sagt der Mann. Und beschreibt damit den Zeitpunkt, als er einen Abschnitt der Langmauer entdeckte (siehe Extra). Vermutlich diente die bis zu zwei Meter hohe Konstruktion einst dazu, Wild aus einem römischen Gutsbezirk fernzuhalten.
Auch Raimund Schneider ist glücklich. "Wohl schon seit zehn Jahren verfolge ich das Projekt, die Langmauer in Zemmer wieder sichtbar zu machen", sagt der Zemmerer, der Dozent im Fach Bodenkunde an der Universität Trier und Mitglied im Heimatverein Zemmer ist. Auch der langjährige Vereinsvorsitzende Berthold Köhnen hatte sich dafür eingesetzt, die Langmauer wieder sichtbar zu machen.
Dank der Zusammenarbeit von Ortsgemeinde Zemmer, Heimatverein Zemmer, Universität und Rheinischem Landesmuseum wird nach der Grabungsaktion nun gebaut. Ortsbürgermeister Edgar Schmitt: "Unser Ziel ist es, neben der Ausgrabungsstelle ein Stück Mauer nachzubauen."
Den Standort der Mauerbaustelle haben die Zemmerer mit Bedacht gewählt. Er liegt in der Nähe des Eifelsteigs zwischen Zemmer und dem Ortsteil Schleidweiler. "Wir werden einen Weg vom Steig zur Langmauer ausschildern", sagt der Ortsbürgermeister. Dazu sollen Tafeln über die Ausgrabung, die Rekonstruktion und die Langmauer informieren.
Dass die Reste der Mauer von Philipp Groß gefunden werden konnten, hat er auch einigen seiner Kommilitonen zu verdanken. Die waren nämlich mehrfach mit ihrem Dozenten Schneider in der Zemmerer Gemarkung unterwegs, um den Verlauf der römischen Anlage zu finden. "Teilweise ist nämlich bis heute nicht bekannt, wo die Mauer verlief", sagt Schneider.
Die Lage bei Zemmer ist jedoch inzwischen ebenso bekannt wie das Aussehen der Konstruktion. "Wir werden uns an dem Teilstück orientieren, wie es bei Herforst nachgebaut worden ist", sagt Ortsbürgermeister Schmitt, der davon ausgeht, dass die Arbeiten in wenigen Wochen abgeschlossen werden. Dabei werden auch originale Abdeckplatten für die Mauer verbaut, die Vereinsmitglieder im Wald gefunden und gesichert hatten.
Im kommenden Frühjahr werden dann die Wissenschaftler wieder nach Zemmer kommen, sagt Archäologe Stephan Berke. Die Grabungsstelle ist bis dahin mit einer Folie und Erdreich abgedeckt worden. Im Frühjahr wird dann erneut gegraben. Denn der Fund bei Zemmer gibt den Wissenschaftlern noch Rätsel auf. Berke spricht von einem zweiten Fundament, von dem noch nicht klar ist, wozu es gedient hat.
Philipp Groß wird dann erneut mit von der Partie sein. Er will nach seinem Bachelor-Abschluss weitermachen und strebt den Master an. Was dann folgt, kann er noch nicht sagen. Wenn möglich, will er auch weiter aktiv graben. Dazu hat auch die Erfahrung mit der Langmauer in Zemmer beigetragen. "Das hat mir hier unheimlich Spaß gemacht", sagt der gebürtige Schwabe. Auch, wenn aufgrund von Regenfällen die Arbeit im lehmigen Boden teilweise alles andere als spaßig war. Doch das gehört eben dazu, wenn man sich freut, ein Stück Langmauer zu finden.Extra

Welchem Zweck die spätrömische Langmauer gedient hat, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Das rund 72 Kilometer lange Bauwerk ist vermutlich im vierten Jahrhundert errichtet worden und umgibt einen rund 220 Quadratkilometer großen Bereich. Die Mauer erreichte eine durchschnittliche Breite von rund 60 Zentimetern und war bis zu zwei Meter hoch. Sie umfasste einen Bereich zwischen Oberkail und Aach sowie zwischen Zemmer und Meckel-Meilbrück. harExtra

Ende der 80er Jahre etablierte sich die Geoarchäologie. Sie umfasst neben Elementen der klassischen Archäologie auch Teil der Geologie und somit geistes- sowie naturwissenschaftliche Aspekte. Dieser Studiengang wird bisher nur an wenigen Universitäten angeboten. Ein großes Forschungsprojekt der Trierer Archäologen sind die Ausgrabungen am Vicus Belginum bei Morbach. har

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