Beim Bachausbau staut sich Ärger auf - VG stellt einem Leiwener Ultimatum und macht Kaufangebot.

Leiwen · Sieben Jahre wird nun schon an der Freilegung des Schantelbachs in Leiwen gearbeitet. Dass die Gewässerrenaturierung bei den vielen Eingriffen in Privatgrundstücke nicht reibungslos über die Bühne gehen würde, war klar. Der ein oder andere Problemfall konnte auch einvernehmlich aus der Welt geschafft werden, doch es gibt noch ungelöste Streitfälle.

Beim Bachausbau staut sich Ärger auf - VG stellt einem Leiwener Ultimatum und macht Kaufangebot.
Foto: Albert Follmann

Es wurden Teiche im Oberlauf angelegt, Rinnen, Rohre und Mauereinfassungen im Ort entfernt, das Bachbett verbreitert und naturnah eingefasst. Mit mehr als zwei Dutzend Grundstückseigentümern, die an die Gewässeraue angrenzen, hat die Verbandsgemeinde Schweich Vereinbarungen geschlossen - einvernehmlich, wie Armin Kopp von der Bauabteilung der VG betont. Zum Leiwener Weinfest Mitte August soll das 2,5 Millionen Euro teure Ökoprojekt, das zu 90 Prozent vom Land gefördert wird, beendet sein.

Dass die Gewässerenaturierung bei den vielen Eingriffen in Privatgrundstücke nicht reibungslos über die Bühne gehen würde, war klar. Der ein oder andere Problemfall konnte auch einvernehmlich aus der Welt geschafft werden, doch es gibt noch ungelöste Streitfälle. So tritt der Ausbau in der unteren Mühlenstraße seit zwei Jahren auf der Stelle. Die VG hatte eine Scheune gekauft, um ausreichend Platz für die Bachfreilegung zu haben. Beim Abbruch kamen jedoch Bedenken auf, dass die benachbarte Scheune eines Winzers für sich alleine standsicher genug ist. Die VG hat den Eigentümer aufgefordert, sein Gebäude zu sichern, gleichzeitig hat sie ihm ein Kaufangebot unterbreitet. Das lehnt der Besitzer ab. Sollte weder ein Verkauf noch eine Standsicherheit des Gebäudes erreichbar sein, so teilt die VG auf TV-Anfrage mit, werde sie die Nachbarwand in eigener Verantwortung sichern und dem Besitzer die Kosten in Rechnung stellen.

Der Winzer hat sich einen Rechtsbeistand genommen. Diesen Schritt erwägt auch Peter Keilen. Der Schlossermeister führt die Verhandlungen für seinen erkrankten Bruder und dessen Grundstück im mittleren Bauabschnitt. Keilen wirft der VG vor, beim Ausbau mit zweierlei Maß zu messen. Erstens sei der Bachlauf am Haus seines Bruders zwischen Hof und Garten viel breiter als anderswo. Zudem sei bei ihm Pfälzer Sandstein benutzt worden, mit dem im Gegensatz zum sonst verwendeten gelben Meskalith aus einem Sauersteinbruch keine geraden Abschlüsse zum Grundstück hinzubekommen seien. Wenn Keilen zu seinem Nachbarn schaut, sieht er den gerade gehauenen gelben Stein und eine Treppe mit Handlauf zum Bach. So einen Ausbau verlangt Keilen auch auf dem Grundstück seines Bruders. "Wir haben unser Einverständnis auf einer anderen Grundlage gegeben, so war das nicht abgemacht."

Die VG-Verwaltung begründet die unterschiedlichen Gesteinsarten mit den Ergebnissen der Ausschreibung. Die mindestfordernde Firma habe für den mittleren Bauabschnitt Steine angeboten, die 20.000 Euro günstiger gewesen seien. Diese Einsparung habe der VG-Rat als vertretbar angesehen. Witterungsbedingt werde sich der Farbton der Gesteinsarten in den nächsten Jahren so angleichen, dass es keinen Unterschied mehr gebe. Ob Bachzugänge einen Handlauf bekommen, hängt laut VG vom Sicherheitsaspekt und Verhandlungen mit Anliegern ab.

Keilens Nachbar Nikolaus Rosch und andere Bachanwohner beklagen, dass sie seit dem Ausbau Wasser im Keller haben. Die Renaturierung könne zu mehr Wasserdruck führen, sagt hierzu die VG. Das sei eine natürliche Reaktion, die früher durch die Betoneinfassung unterbunden worden sei. Ihre Haftpflichtversicherung werde berechtigte Schadenersatzansprüche begleichen.Meinung

Beim Bachausbau staut sich Ärger auf - VG stellt einem Leiwener Ultimatum und macht Kaufangebot.
Foto: Albert Follmann
 Wolfgang Deutsch (links) und Armin Kopp von der VG-Verwaltung diskutieren mit einer Anwohnerin über die Bachrenaturierung. TV-Fotos (3): Albert Follmann

Wolfgang Deutsch (links) und Armin Kopp von der VG-Verwaltung diskutieren mit einer Anwohnerin über die Bachrenaturierung. TV-Fotos (3): Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Schwierige Aufgabe, guter Job

Von Albert Follmann

Trotz des Streits, den es in Einzelfällen gibt: Die Freilegung des Schantelbachs ist eine Erfolgsstory - nicht nur aus ökologischer Sicht. Leiwen ist im öffentlichen und privaten Raum attraktiver geworden. Viele Höfe und Gärten wurden aufgewertet, so manch' heimelige Ecke am Wasser ist entstanden.
Berücksichtigt man, dass die VG die strengen Fördervorgaben des Landes mit den unterschiedlichsten Wünschen der Gemeinde und der Anlieger unter einen Hut bringen musste, so hat sie einen guten Job gemacht.

a.follmann@volksfreund.de

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