Beim Sägen erwischt

Einfach mal schnell mit dem Auto ins Nachbardorf fahren, dort den Maibaum absägen und sich zu Hause als Helden feiern lassen - das hatten drei Thörnicher Jugendliche in der Hexennacht vor. Doch sie wurden erwischt, landeten gefesselt am Baum und mussten am nächsten Morgen einen neuen Baum besorgen.

 Am Morgen des 1. Mai musste der angesägte alte Baum aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Die nächtlichen Täter mussten einen neuen Baum beschaffen und aufstellen. TV-Foto: Michael Merten

Am Morgen des 1. Mai musste der angesägte alte Baum aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Die nächtlichen Täter mussten einen neuen Baum beschaffen und aufstellen. TV-Foto: Michael Merten

Detzem. Ein Thema beherrschte klar die Gespräche beim Detzemer Maifest: Die Erzählungen von der nächtlichen Gefangennahme dreier "feindlicher" Thörnicher Maibaumfäller. "Dat schoad en neist", das schadet ihnen nicht, urteilten lachend die alten Damen des Dorfes. Sie amüsierten sich köstlich darüber, dass die Jungs aus dem Nachbardorf von aufmerksamen Detzemern erwischt und gefesselt wurden. Das Sägen am Baum des Nachbardorfes hat eine lange Tradition nicht nur in Detzem und Thörnich. Die meisten Dörfer an der Mosel verfügen über eine Maibaum-Schutztruppe: Ein paar Jugendliche, ein paar Kisten Bier, und der Baum steht auch noch am nächsten Morgen. Eine solche Truppe konnten die Detzemer Jugendlichen bislang nicht auf die Beine stellen. Deshalb konnten Thörnicher Täter auch bereits 2004 und 2005 den unbewachten Detzemer Maibaum zu Fall bringen. In diesem Jahr sollte die Demütigung des großen Nachbardorfes Detzem auch wieder reibungslos funktionieren.Gegen drei Uhr nachts machten sich die Jugendlichen, die nach eigenen Angaben auch in den letzten Hexennächten mit Sägen am Werk waren, auf den Weg. Ohne Störung konnten sie den Baum ansägen, doch bis zum Umfallen schafften sie es nicht. Denn der Detzemer Edgar Steffes, der sich in der gleichen Gaststätte wie die Baumfäller aufgehalten hatte, war den dreien unauffällig gefolgt. Eine Kiste Wein zur Versöhnung

Zusammen mit den Brüdern Stefan und Robert Nummer sowie weiteren Detzemern erwischte er die Täter auf frischer Tat. Die Strafe folgte auf den Fuß: Unter dem Beifall zahlreicher Schaulustiger wurden sie an den Maibaum gebunden. Am nächsten Morgen wurde der angesägte Baum gefällt, und die Thörnicher mussten einen neuen Maibaum aufrichten. "Man darf sich eben nicht erwischen lassen", kommentierte einer der Holzfäller sein Handeln. Eine Kiste Wein brachten sie als Versöhnungsgeschenk mit. Die meisten Detzemer betrachteten die Aktion mit Humor. Auch die neuen Helden des Dorfes, die den Maibaum retteten, hegen keinen Groll gegen die Thörnicher, mit denen sie befreundet sind. Vielleicht fällt ja im nächsten Jahr einmal der Thörnicher Maibaum.

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