Bereit für das große Polit-Parkett

Kaum Zeit zum Luftholen blieb dem neuen Bundestagsabgeordneten Manfred Nink (59), als er am Morgen nach der Wahl aus dem Internet erfuhr, dass er es doch über die Landesliste nach Berlin geschafft hatte. Zwei Stunden später saß er im Zug Richtung Hauptstadt. Wie waren die ersten Tage in Berlin?

 Vom heimischen Schreibtisch geht es für Manfred Nink in den Bundestag. TV-Foto: Katja Bernardy

Vom heimischen Schreibtisch geht es für Manfred Nink in den Bundestag. TV-Foto: Katja Bernardy

Kenn. (kat) Da fahren selbst die Gefühle mit einem erfahrenen Politiker Achterbahn: "Am Sonntagabend war das Thema für mich gelaufen", erinnert sich Manfred Nink an das desaströse SPD-Wahlergebnis bei der Bundestagswahl. Am Morgen danach habe er dann per Internet erfahren, dass er es doch noch über die Landesliste in den Bundestag geschafft hat. "Um hundertprozentig sicher zu sein, habe ich den Landeswahlleiter angerufen."

Zwei Stunden später saß Nink im Zug nach Mainz, von dort ging es mit dem Intercity nach Berlin. Sein Vorteil: Als verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Mainz hatte er schon öfter in der Bundeshauptstadt zu tun - das große Polit-Parkett war kein Neuland für ihn. Die erste Fraktionssitzung mit der Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Vorsitzenden schon. "Es ist alles unheimlich professionell", sagt Nink. "Jedem steckte die Wahlniederlage noch in den Knochen, aber dort ist kein Platz für Emotionen."

Dass Sigmar Gabriel neuer SPD-Chef ist, kam für Nink unerwartet. Er habe mit Klaus Wowereit an der Spitze gerechnet. "Aber Gabriel traue ich es ebenfalls zu, die SPD wieder zur alten Stärke und damit wieder zu einer echten Volkspartei zu führen." Nink hält es für wichtig, dass künftig für die Menschen wieder klar erkennbar sein muss, wofür die SPD steht. Zum Wahldesaster hätten sicher auch die monatelangen negativen Umfrageergebnisse und das mangelnde Vertrauen der Bürger in die SPD geführt.

Tief enttäuscht ist Nink über sein Ergebnis (400 Stimmen) in seiner 2500 Einwohner zählenden Heimatgemeinde Kenn, in der er zwölfeinhalb Jahre Ortsbürgermeister war. "Da knabbere ich sehr dran", sagt der Sozialdemokrat. Sein Büro in Kenn wird Nink bald aufgeben und die Räume des scheidenden SPD-Staatssekretärs Karl Diller in Trier übernehmen.

Zurück an die Spree: 22 Wochen wird Nink im kommenden Jahr in Berlin sein. Termine zu Sitzungen, Pressegesprächen und einem Empfang sind bereits eingegangen, ebenso 30 Bewerbungen auf seine zwei Mitarbeiterstellen im Abgeordnetenbüro. Sein Arbeitsplatz wird wohl im Paul-Löbe-Haus sein. "Mehr als 200 Arbeitsplätze, die an Mandate geknüpft waren, sind durch die SPD-Wahlschlappe verloren gegangen." Und wo wird Manfred Nink wohnen? Eine Zwei-Zimmerwohnung, 20 Minuten Fußweg bis zum Reichstag, hat er angemietet.

Und wie hält es der neue Bund estagsabgeordnete mit der Linken? Aufgrund der derzeitigen politischen Forderungen der Linken wie dem Austritt aus der Nato könne zurzeit auf Bundesebene nicht zusammengearbeitet werden, sagt Manfred Nink. "Aber wie es in Zukunft aussieht, hängt auch von der zukünftigen Spitze der Linken ab."

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