Bund macht den Weg frei

KORDEL/BUTZWEILER. Erwacht die ehemalige US-Raketen-Abschussbasis oberhalb von Butzweiler bald aus ihrem Dornröschen-Schlaf? Im zeitigen Frühjahr sollen ein Regenrückhaltebecken gebaut und die Nato-Straße instandgesetzt werden – beides sind Voraussetzungen für eine Vermarktung des Konversions-Objekts.

Seit die Amerikaner 1994 ihre Marschflugkörper abzogen, die sie zum Schutz der Flughäfen Bitburg und Spangdahlem bei Butzweiler stationiert hatten, tat sich auf der Raketenstation nicht mehr viel. Auf dem Plateau-Gelände, umzäunt von Stacheldraht, durften das Technische Hilfswerk und die Rettungshundestaffel der Berufsfeuerwehr Trier üben; das Militärgelände verwaiste, an den Gebäuden nagte der Zahn der Zeit, und des Öfteren ließen Vandalen ihrer Zerstörungswut freien Lauf. Bund muss Auflagen erfüllen

Mehr Schlagzeilen als das eigentliche Militärgelände machte die Nato-Straße, von wo aus sich bei starken Regenfällen Wasser den Hang hinunter auf das Grundstück und ins Haus von Wilhelmine Diehl in der Bergstraße ergoss. Mehrere Jahre dauerte der Rechtsstreit zwischen der Bürgerin und dem Bund, wobei die Gerichte - zuletzt das Oberlandesgericht (OLG) Koblenz mit Urteil vom 19. Januar 2005 - unmissverständlich klarmachte, dass der Bund durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen habe, dass das Oberflächenwasser keinen Schaden mehr anrichten könne. Als geeignet angesehen wurde vom Gericht allerdings nicht die vom Bundesvermögensamt, der heutigen Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima), umgesetzte (Not-)Lösung: ein provisorisches Regenrückhaltebecken, entstanden durch den Aufriss der Nato-Straße. Dem 850 Kubikmeter großen Behelfsloch soll nun aber der Bau von zwei "richtigen" Regenrückhaltebecken folgen. Kostenpunkt: 200 000 Euro. Vor wenigen Tagen wurde das Projekt ausgeschrieben; mit dem Baubeginn rechnet Norbert Kraff von der Bima im März. Auch die Straße soll instandgesetzt werden. Eine Anbindung vom Militärgelände zur Landesstraße existiert seit zehn Jahren nicht mehr. Die frühere Raketenbasis konnte nur über die enge und verwinkelte Bergstraße in Butzweiler erreicht werden, was ein Hemmschuh für alle bisherigen Vermarktungsbemühungen des Geländes war. So hatte die Kreisverwaltung wegen der unterbrochenen Zufahrt Bestrebungen der Gemeinde Kordel eine Absage erteilt, dort Gewerbeflächen für einen Energiepark einzurichten. Bei der Gemeinde Interesse gezeigt hatten Investoren im Fotovoltaik- und Biogasanlagen-Bereich. Der Großteil der mehrere Hektar großen Konversionsfläche liegt auf Kordeler Gemarkung, der andere Teil gehört zum Neweler Ortsteil Butzweiler. Von Butzweiler Seite bestand bereits Interesse an der Umsiedlung von Handwerksbetrieben aus dem Ort auf das Plateau.Planungsgemeinschaft mit den Gemeinden?

Wenn Zufahrt und Rückhaltebecken in trockenen Tüchern sind, werden nach Auskunft von Norbert Kraff die Vermarktungsbemühungen intensiviert. Ihm schwebt für das anstehende planungsrechtliche Verfahren die Bildung einer Planungsgemeinschaft oder eines Zweckverbandes vor. Die beteiligten Gemeinden sind sich bereits einig. Sie wollen bei der Vermarktung eine gemeinsame Strategie verfolgen. Froh, dass es endlich vorwärts geht, sind nicht nur die Ortsbürgermeister Medard Roth (Kordel) und Matthias Mohn (Newel), sondern auch der im Rechtsstreit Diehl/Bund im Namen der Verbandsgemeinde Trier-Land als "Streithelfer" für die Geschädigte aufgetretene Verwaltungschef Wolfgang Reiland. Der "Schildbürgerstreich" mit dem provisorischen Regenrückhaltebecken habe das eigentlich wichtige, nämlich die weitere Entwicklung des Konversionsobjekts, in den Hintergrund gedrängt, bedauert Reiland die Verzögerung.

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