Chance für die Schiene

IGEL/LANGSUR. (alf) Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der deutschen Berufspendler in Luxemburg stetig wächst und damit auch die Verkehrsprobleme zunehmen, soll die Einrichtung eines Park-and-Ride-Bahnhofs an der Löwener Mühle vorangetrieben werden.

Die Bürgermeister der deutsch-luxemburgischen Grenzgemeinden Langsur und Wasserbillig-Mertert, Karl-Heinrich Orth und Gust Stefanetti, hatten vor gut einem Jahr eine zündende Idee: den Bau eines Park-and-Ride-Bahnhofs (P + R) auf der grünen Wiese bei der Löwener Mühle zwischen Igel und dem Langsurer Ortsteil Wasserbilligerbrück. Dort führt die Bahnstrecke von Trier nach Luxemburg vorbei. Angesichts der ständig steigenden Pendlerströme ins "Ländchen" und der damit verbundenen Verkehrs- und Parkplatzprobleme sei ein solches Projekt nur zu begrüßen, sagt Landrat Günther Schartz (CDU). Die Initiative führe dazu, dass der Verkehr auf die Bahn gelenkt werde und der Schienenstrang Trier-Luxemburg noch weiter in seiner Bedeutung gestärkt werde. Schartz macht Druck in dieser Sache. Der Zweckverband Schienen-Personen-Nahverkehr Rheinland-Pfalz/Nord (SPNV) soll sich grundlegend zu dem Thema äußern, meint der Landrat, und hat für die nächste Zweckverbandsversammlung am 19. Dezember einen entsprechenden Antrag eingebracht. Die neuesten Pendlerzahlen zeigen, dass sich die Problematik des grenzüberschreitenden Verkehrs im deutsch-luxemburgischen Raum verschärfen wird: In diesem Jahr wird die Zahl der Arbeitnehmer aus dem Kreis Trier-Saarburg, die in Luxemburg ihr Geld verdienen, auf 8500 anwachsen; vor einem Jahr waren es noch rund 7700. Ein thematisch in die gleiche Kerbe hauender Antrag von Schartz wendet sich gegen den geplanten Rückbau des Tunnels im Bereich Nittel/Wellen. Mit dem Rückbau auf eine eingleisige Verkehrsführung werde eine leistungsfähige Bahnanbindung der Region Trier nach Frankreich, die auch für Luxemburg bedeutsam sei, beeinträchtigt - gerade weil hier ein zentraler europäischer Entwicklungsraum betroffen sei. Absichtsbekundungen zum Ausbau der Bahnstrecke Trier-Luxemburg hat es bereits viele gegeben. Vor zwei Jahren kündigte Finanz-Staatssekretär Karl Diller an, er halte den zweigleisigen Ausbau von Konz-Karthaus bis zur Grenze nach 2008 für realistisch. Auch Ministerpräsident Kurt Beck will das auf 40 Millionen Euro taxierte Projekt vorantreiben - und auch die Luxemburger mit ins Boot nehmen. Es gibt Bestrebungen, bis zum Jahr 2010 einen Verkehrsverbund Saar-Lor-Lux aufzubauen mit abgestimmten Fahrplänen und einem einheitlichen Tarifsystem. Luxemburgs Europaminister Nicolas Schmit habe ihm kürzlich eine Unterstützung der Nahverkehrs-Pläne im deutsch-luxemburgischen Grenzraum signalisiert, sagt Langsurs Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Orth. Schöffe Alain Scheid von der Gemeinde Mertert-Wasserbillig hat die Parkplatzmisere täglich vor Augen: "Wir ersticken im Verkehr, und sie kriegen in Wasserbillig kaum noch einen Parkplatz." Der Umstieg vom PKW auf den öffentlichen Personennahverkehr ist in Luxemburg politisch gewollt. Bereits heute subventioniert der Nachbarstaat Buslinien im deutsch-luxemburgischen Grenzverkehr. Dass sich Luxemburg am Bau des Park-and-Ride-Haltepunkts finanziell beteiligen wird, davon gehen die Initiatoren aus. Unter Umständen sei eine Beteiligung der Europäischen Union möglich, so Landrat Schartz. Im Rahmen des "Ten-Programms" würden Infrastrukturmaßnahmen mit europäischer Bedeutung gefördert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort