"Da sein für die Menschen - das allein zählt"

Schweich · Josef Koch ist seit 60 Jahren Priester und war 33 Jahre davon in Schweich tätig. Zuletzt hat er sich intensiv mit einem ungewöhnlichen Berg beschäftigt.

 Pastor Josef Koch ist mit seinen 86 Jahren immer noch am Schreibtisch aktiv. Erst vor kurzem ist seine jüngste Schrift über die heilige Anna erschienen. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Pastor Josef Koch ist mit seinen 86 Jahren immer noch am Schreibtisch aktiv. Erst vor kurzem ist seine jüngste Schrift über die heilige Anna erschienen. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Foto: Sandra Blass-Naisar (sbn) ("TV-Upload Blass-Naisar"

Schweich Er ist einer jener Priester, an die sich mehr als eine Generation liebevoll und dankbar erinnert. Und das nicht in erster Linie wegen der 33 Jahre, die er in der Schweicher Pfarrgemeinde St. Martin gewirkt und vieles im Stadtbild bewirkt hat: die Renovierung der Pfarrkirche etwa, der Orgel und der Glocken, der Bau des Pfarrhauses und Pfarrheims, die gleich zweimal behutsam renovierte St. Georgskapelle in Issel. Nein, die Schweicher erinnern sich an "ihren Pastor Josef Koch", weil er als Seelsorger für die Menschen da war, die ihm anvertraut waren. Und das ganz gleich zu welcher Zeit und Stunde. Seine menschliche Wärme und große Glaubenskraft haben Spuren hinterlassen, was nicht zuletzt die Flut an Briefen und Glückwünschen bezeugt, die er jüngst zu seinem diamantenen Priesterjubiläum erhielt.
Und was sagt Josef Koch, der 2004 mit den Worten "so leid es mir tut und so schwer es mir fällt" in den Ruhestand trat und nach schönen Jahren in St. Irminen Trier jetzt wieder zurück in Schweich ist und im Altenheim St. Josef lebt? "Ich habe immer versucht, die Richtung zu halten. Da bin ich fündig geworden. Da sein für die Menschen - das allein zählt."
So hat der 86-Jährige denn auch wenig Verständnis, wenn Pastöre heute sagen, die Verwaltungsarbeit zehre sie auf und die Seelsorge bleibe so auf der Strecke. "Für die Zukunft der Kirche ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die glauben, die ihren Glauben leben. Und nicht verwalten", betont Koch. Er habe immer gute Leute um sich gehabt, die er mit Verwaltungsaufgaben betrauen konnte: "Als Pastor bin ich Diener des Wortes, beauftragt, das Wort Jesu treu und unverfälscht weiterzutragen und mit meiner Gemeinde Eucharistie zu feiern."
Als "Seelsorger mit dem goldenen Herzen" hatte sich Josef Koch schon kurz nach seiner Priesterweihe (1957 im Trierer Dom) auf zwei Kaplan-Stellen in Saarbrücken und in Püttlingen einen Namen gemacht, weil er sich vor allem um Kranke und Kinder kümmerte: "Man erlebt als Geistlicher mehr, als die Leute ahnen."
In Saarbrücken traf er denn auch mit Ex-Bistumskonservator Monsignore Professor Franz Ronig zusammen. Die Freundschaft der beiden ehemaligen Kapläne hält bis heute. "Ohne ihn, sein Wissen und seine Ratschläge hätte ich die künstlerische Renovierung von Kirche und Kapelle gar nicht so stemmen können." Auch an seine Zeit in Koblenz, als Rektor des dortigen Krankenhauses, erinnert er sich lebhaft. Gerne wäre er mit dem späteren Kardinal Maurer als Missionar nach Bolivien gegangen, "aber ich hatte leider nie eine stabile Gesundheit". Da sei es für ihn als "Longuicher Jung" ein Geschenk gewesen, 1971 Pastor von Schweich zu werden.
"Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe", sagt der 86-Jährige, dessen Körper zwar nicht mehr so will wie er, dessen Geist aber immer noch hellwach ist. Seine vielfältigen Veröffentlichungen und Vorträge zur Historie von Schweich zeugen von seinem großen kreativen Schaffen.
Erst vor wenigen Wochen ist seine jüngste Schrift erschienen, die sich mit der heiligen Anna beschäftigt. "Weil die heilige Anna vielen unter uns eine unbekannte Heilige und der Schweicher Annaberg in seiner Lage und Geschichte es ebenso ist."
Warum Schweich als einziger Ort an der Mosel eine Weinbergslage Annaberg besitze, sei nie hinterfragt worden. Dann schmunzelt Koch schelmisch: "Ich habe als Junge im Schweicher Annaberg gearbeitet und freue mich, dass es nun auch endlich eine Figur der Heiligen gibt, die inmitten der Weinberge einen schönen Platz gefunden hat. Die Annenverehrung, wie sie im späten Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert hinein weit verbreitet war, steht sicher auch mit dem Schweicher Annaberg in Verbindung."

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