Das Gold von Kastel

Der einzigartige Fund von Überresten eines römischen Kult-Theaters, die ein Experten-Team des Rheinischen Landesmuseums Trier in der Oligskaul auf dem Plateau von Kastel freigelegt hat, sollen der Nachwelt erhalten und zugänglich gemacht werden. Noch ist allerdings die Frage der Finanzierung ungeklärt.

Kastel. Seit 1997 geben sich Experten des Rheinischen Landesmuseums Trier an verschiedenen Stellen der knapp 400 Einwohner zählenden Gemeinde "die Schaufel in die Hand". Ende November sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.

"Zu Beginn waren die Reaktionen der Leute hier in Kastel verhalten, zumal bislang nie etwas Größeres zum Vorzeigen herauskam", berichtete Bruno Kremer, technischer Grabungsleiter, bei einer Besichtigung gestern in Kastel. Inzwischen sei das anders. Mit dem Fund eines römischen Heiligtums einige Meter vor dem Friedhof - auf dem Grundstück steht inzwischen ein Privathaus - und der anschließenden Entdeckung eines römischen Kult-Theaters in der Oligskaul seien das Interesse und der Stolz der Einwohner geweckt worden: "Wir haben regelmäßig Besuch von interessierten Bürgern bekommen."

Nicht allein für die Menschen aus Kastel, sondern auch für alle übrigen Geschichtsinteressierten muss der Fund nach Vorstellung der Archäologen sowie des Ortsbürgermeisters und der Verantwortlichen der Verbandsgemeinde dauerhaft zugänglich gemacht werden.

"Das Theater, auf das wir hier gestoßen sind, ist für die Archäologie alles andere als ein Routine-Fall", erklärte Hans Nortmann, Archäologe beim Landesmuseum Trier.

Einen vergleichbaren Fund gebe es nur im luxemburgischen Dalheim sowie in Mainz. "Im übertragenen Sinne haben wir Gold gefunden, weil es sich sehr gut eignet, die Vergangenheit sichtbar werden zu lassen und eine Vorstellung vom römischen Leben vermittelt."

Römische Villen kennen viele, so Nortmann. "Das römische Leben ohne diese Kleinzentren wäre aber nicht denkbar gewesen." Aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. stamme das Kult-Theater mutmaßlich. 3000 Menschen habe es Platz geboten. Durch die Entdeckung und Freilegung des Ansatzes des Bühnenbodens und der Sitzreihen sowie der Bühnenwand und der Begrenzungsmauern sei es möglich, das Theater im Ganzen zu rekonstruieren. "Es war kein Unterhaltungs-Theater, sondern ein Ort, an dem man sich zu Festen, religiösen Feiern und Kult-Spielen traf", so Nortmann. Es gehöre eindeutig mit dem zuvor gefundenen Heiligtum zusammen. "Da waren sicher die gleichen Bautrupps zugange."

"Saar-Obermosel-Touristik" und "Mosellandtouristik" sind nun beauftragt, ein Nutzungskonzept für die Kult-Stätte zu entwickeln. "Einmal zum Zweck der reinen Besichtigung des historischen Platzes und zum Zweiten unter dem Aspekt der Nutzung des Theaters für Konzerte und andere Veranstaltungen", erläuterte Thomas Wallrich, Moderator für ländliche Entwicklung bei der VG Saarburg, dem TV. Auf Basis dieser Ergebnisse erstelle der Saarburger Architekt Conrad Bausch einen Entwurf. "Wenn wir wissen, in welche Richtung das geht und wie hoch die Kosten sein werden, beantragen wir beim Land die Zuschüsse", so Wallrich. Eine Förderung von 70 Prozent sei in Aussicht gestellt.

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