Das Netz für Familien wird enger

WALDRACH. In der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer soll Familien mit Problemen mit einem Sozialen Frühwarnsystem schneller geholfen werden (der TV berichtete). Jetzt traf sich das Projektteam mit Lehrern und Erzieherinnen im Rathaus in Waldrach.

Noch bevor der Ruf nach einer bundesweiten frühen Hilfe für überforderte Eltern laut wurde, gab Volker Weber vom Jugendamt Trier-Saarburg den Anstoß, modellhaft ein Soziales Frühwarnsystem in der VG Ruwer zu installieren. Marita Krist, Sozialpädagogin und Leiterin der Lebensberatungsstelle Hermeskeil, und Claudia Allar, Jugendpflegerin der VG Ruwer, machten mit. "Alleine kann man so etwas nicht auf die Beine stellen", sagt Weber. Genauso wenig, wie Institutionen alleine Risikofamilien erkennen und ihnen helfen können. "Die Bildung eines Netzwerkes ist die Grundlage des Sozialen Frühwarnsystems", sagt Marita Krist. Hilfebedarf soll frühzeitig erkannt werden

Das Netz helfe, Familien in Lebenskrisen zu helfen. Jetzt hat sich die Projektgruppe zum dritten Mal mit Vertretern aller Kindertagesstätten und Schulen der VG Ruwer im Rathaus Waldrach getroffen. Inzwischen hat das Projektteam Standards entwickelt, Beobachtungs- und Einschätzungsbögen wurden entwickelt. "Sie geben den Lehrern und Erzieherinnen mehr Handlungssicherheit", sagt Marita Krist. Die Einschätzungsbögen helfen, den Hilfebedarf einzustufen. Festgelegte Indikatoren dienen als Orientierungshilfe. Entschieden wurde auch, dass die Projektpartner (jeweils ein Vertreter des Jugendamtes, der Erziehungsberatungsstelle, der Schulsozialarbeit/Jugendpflege, des Sozialpsychiatrischen Dienstes, der Kinder und Jugendpsychiatrie) ab einer bestimmten Problemkomplexität oder bei mangelnder Problemeinsicht der Eltern immer das Sozialraumteam einschalten sollen. "Das Sozialraumteam übernimmt die Aufgaben der ,erfahrenen Fachkraft', berät Einrichtungen und hilft bei der Planung weiterer Schritte", erklärt Claudia Allar. Wie schwierig die Einschätzung sein kann, wurde deutlich, als die Teilnehmenden an einem fiktiven Fall übten. Das Ergebnis der Gruppen reichte von "nicht so schlimm" bis hin zu "Sozialteam kontaktieren". "Jeder erkennt nur das, was er in seinem Leben trainiert hat zu sehen", sagt Marita Krist. Hier werde deutlich, wie wichtig der Austausch mit anderen sei. Auch die Bedeutung von Elterngesprächen sei den Beteiligten während des jüngsten Treffens noch einmal klarer geworden, meint Claudia Allar. "Es geht nicht darum, schwarze Schafe zu finden, sondern darum, zu einem sehr frühen Zeitpunkt Probleme gemeinsam mit den Eltern anzugehen", betont Marita Krist. Ziel sei es, die Erziehungskompetenz wieder zu stärken und nicht die Eltern zu entmündigen. Wie es weiter geht? Projektstart ist der 1. Februar 2007. Die mitmachenden Einrichtungen unterschreiben eine Vereinbarung, in denen die Standards aufgeführt sind. "Geplant ist auch die Einbindung von Hebammen und Ärzten", sagt Marita Krist. Denn eine Schwachstelle des Sozialen Frühwarnsystems sei, dass Familien mit Kindern unter drei Jahren mit dem jetzigen Netzwerk kaum erreicht würden.

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