Das Startsignal für ein Großprojekt

Der erste Anstoß für den Bau einer Großraumhalle in Osburg ist getan. In seiner jüngsten Sitzung in Waldrach entschied sich der Verbandsgemeinderat Ruwer für einen Vorentwurf des auf rund sechs Millionen Euro veranschlagten Projekts. Der Entwurf wird nun die Grundlage für einen Förderantrag an das Mainzer Innenministerium.

Waldrach/Osburg. Insgesamt hatte der Rat fünf Architekten mit einer Vorplanung beauftragt. Ursprünglich rechnete man dabei mit einem Kostenrahmen von drei Millionen Euro. Nach der Vorplanung ist nun von sechs Millionen Euro auszugehen. Bürgermeister Bernhard Busch: "Diese Entwicklung hat uns auch überrascht. Aber eine 80-prozentige Förderung ist möglich, und eine 60-prozentige ist mindestens erforderlich. Alles darunter wäre für die Verbandsgemeinde und die Ortsgemeinden nicht mehr tragbar."

Umstrittene Empfehlung

Die fünf Entwürfe waren bereits dem Bauausschuss zur Entscheidung vorgelegt worden. Leider sei der Ausschuss wegen geringer Beteiligung nicht beschlussfähig gewesen, berichtete nun Bürgermeister Busch in der Ratssitzung. Allerdings habe es "eine einhellige Meinungsäußerung der Anwesenden gegeben". Aufgrund dieser "Meinungsäußerung" werde nun dem Verbandsgemeinderat in der Beschlussvorlage empfohlen, dem Zuschussantrag an die Landesregierung den Entwurf des Büros Stein + Hemmes zugrunde zu legen. Zudem hätten die Ratsmitglieder in einer eigens einberufenen Info-Veranstaltung Gelegenheit gehabt, sich über die fünf Entwürfe zu unterrichten.

Diese Empfehlung stieß nicht auf die ungeteilte Zustimmung der Ratsfraktionen. Grundsätzlich sprachen sich zwar alle Ratsmitglieder für das Osburger Hallenprojekt aus, SPD und Grüne rügten jedoch die empfohlene "blinde" und ungeprüfte Übernahme eines bestimmten Entwurfs.

Karl-Heinrich Ewald (SPD) schlug die Prüfung aller Entwürfe durch ein unabhängiges Architektengremium vor. Jürgen Breiling (SPD) bezweifelte die "80-prozentige Förderung eines Projekts, dessen Volumen von ursprünglich drei Millionen auf sechs Millionen Euro gestiegen ist". Auch müssten zunächst alle Entwürfe von einem unabhängigen Gremium geprüft werden. Bis dahin sei die Entscheidung auszusetzen. Außerdem hätte Breiling bei einem Projekt dieser Größenordnung lieber ein reguläres Ausschreibungsverfahren gesehen. Mechthild Michels (Grüne) beantragte eine geheime Einzelabstimmung über alle fünf Entwürfe.

24 Stimmen für den Entwurf als Basis

Keine Bedenken gegen Entwurfsvorschlag, Kostenrahmen und Vorgehensweise äußerte die FWG-Fraktion. Josef Kruft: "Wir beraten heute lediglich über einen Förderantrag, nicht über einen Baubeschluss. Und dem Antrag müssen wir einen Entwurf zugrunde legen, der ein möglichst hohes Maß an förderfähigen Inhalten vorweist." Nach Prüfung aller fünf Planungen fokussiere sich die FWG daher auf den vorgeschlagenen Entwurf. "Das Ministerium will Fakten sehen, und wir sind nun im Zugzwang", ergänzte FWG-Fraktionskollege Werner Mergens, Ortsbürgermeister von Osburg.

Eher noch zögerlich - "wir haben uns noch auf keinen Entwurf einigen können" - gab sich die CDU-Fraktion. Karl-Heinz Knobloch kritisierte die "Kostenexplosion" und befürchtete, dass dadurch die Hoffnung auf einen 80-prozentigen Zuschuss falle. Außerdem sei bisher noch nie über die Folgekosten eines solchen Großprojekts gesprochen worden, sagte Knobloch und beantragte eine kurze Beratungspause für seine Fraktion. Nach der Unterbrechung verkündete CDU-Ratsmitglied Heinfried Carduck das Ergebnis der Kurzberatung: "Wir sollten den von der Verwaltung empfohlenen Entwurf beschließen."

Schließlich folgte die Abstimmung: Mit 24 Stimmen von CDU und FWG wurde der Entwurf von Stein + Hemmes zur Basis für den Förderantrag an die Mainzer Regierung.

Meinung

Augen zu und durch

Da kann es einem fast schwindlig werden, wenn man sieht, wie eine Mehrheit im Verbandsgemeinderat Ruwer an das Projekt "Multifunktionale Halle" rangeht: Überprüfung aller Entwürfe durch ein unabhängiges Architektengremium? Wozu? 100 Prozent Kostensteigerung schon in der Vorplanung? Was soll's! Ein reguläres Ausschreibungsverfahren? Ist doch umständlich! Außerdem habe man ja keinen Baubeschluss gefällt, sondern nur einen Förderantrag beschlossen. Doch sollte Mainz tatsächlich auf der Grundlage des ausgewählten Entwurfs eine Förderung genehmigen, ist die Planung in den wesentlichen Grundzügen auch festgelegt. Die anderen Entwürfe sind Makulatur. Oder waren sie schon Makulatur, als sie eingereicht wurden? Ein säuerlicher Nachgeschmack Die Halle in Osburg ist noch lange nicht gebaut. Da kommt vielleicht noch einiges auf den vorderen Hochwald zu. Außerdem besteht große Stolpergefahr - wegen des rasenden Galopps der Akteure. f.knopp@volksfreund.de

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