Das Wort Liebe gibt es nicht auf Platt

Die SWR4-Mundart-Tournee hat mit Sylvia Nels und "ManniJo" im "WeinKulturgut Longen-Schlöder" in Longuich gastiert. Serviert wurden bei leckerem Wein und schmackhaftem Essen handgemachte Musik und Mundart vom Feinsten.

 Manfred Pohlmann und Jo Nousse (Foto, von links) haben beim Mundart-Abend im „WeinKulturgut Longen-Schlöder“ in Longuich ebenso wie Sylvia Nels begeistert. TV-Foto: Katja Krämer

Manfred Pohlmann und Jo Nousse (Foto, von links) haben beim Mundart-Abend im „WeinKulturgut Longen-Schlöder“ in Longuich ebenso wie Sylvia Nels begeistert. TV-Foto: Katja Krämer

Longuich. "Wofier get et dat Woart Liebe net op Platt?" singt Sylvia Nels. (Übersetzt: Warum gibt es das Wort Liebe nicht auf Platt.) Die weibliche Stimme aus der Eifel hat vom ersten Ton an das Publikum auf ihrer Seite. Mit jeder Zeile trifft die sympathische Mundart-Künstlerin mitten ins Herz, weckt Erinnerungen und beschreibt treffend das Wesen der Menschen in der Region. Zwischen den Liedern, gesungen mit einer glockenhellen Stimme und von Gitarrenklängen begleitet, liefert sie Erklärungen. Dass im Dialekt oftmals passende Vokabeln fehlen, rührt ihrer Meinung nach daher, dass für die Vorfahren nicht die großen Gefühle, sondern die existenzsichernde Arbeit im Mittelpunkt des Alltags stand. "Für Gefühl blieb kaum Zeit, und über innere Beweggründe wurde nur wenig gesprochen", plauderte Nels zwischen den Stücken. Um so mehr Gefühl schwingt mit, wenn sie vom "Kniedelsdaach" (Knödelstag) singt, und jeder Gast förmlich spürt, wie viel Liebe sich in dem Kochen des Lieblingsgerichts für die Kinder verbarg. "Es wurde net viel geschwätzt, et gutt gemaach", sagt Nels und die Zuhörer hängen ihr an den Lippen. (Übersetzt: Es wurde nicht viel geredet, es wurde gemacht.) Nach den vom Publikum geforderten Zugaben kündigte SWR-Moderator Gerald Kessler das Duo "ManniJo" an. Seit mehr als 20 Jahren kennen sich die beiden Musiker Manfred Pohlmann, der Mundart-Chansonnier vom Rhein, und Jo Nousse, ein alter "Folker" und zuletzt Spitzenrocker in der Lothringer Band "Tutti Futti". Ob Französich, Moselfränkisch, Katalanisch, Jiddisch oder Bretonisch — die beiden Künstler begeistern das Publikum in vielen Sprachen. Bei erlesenem Wein und Leckereien aus der Küche des "WeinKulturguts Longen-Schlöder" lassen sich die Gäste von dem Programm, dessen durchgängiges Anliegen "Grenzüberschreitung" ist, mitreißen. Sogar zum Bellen und Miauen bringen die Musiker die Zuhörer. Die Zufriedenheit, die sich in den Gesichtern der Gäste widerspiegelt, lässt nur ein Fazit zu: Ein Abend, der nichts zu wünschen übrig lässt.

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