Dem Hochwasser die Grenzen zeigen

Kordel. Wie ist der Stand der Dinge beim Hochwasserschutz in Kordel? Im Rahmen einer Einwohnerversammlung informierte die Gemeinde über Begonnenes und Zukünftiges.

Es ist schon ein gewaltiges Unterfangen, was sich da über mehrere Jahre hinweg in der kleinen Kylltalgemeinde zum Thema Hochwasserschutz getan hat. Gewaltig waren aber auch die Probleme, die in den vergangenen Jahren bei mehreren Hochwassern auftraten, zuletzt am 13. Juli dieses Jahres (der TV berichtete). Die Überflutungen des Ortskerns, Kordels "guter Stube", sollen künftig dank umfangreicher Baumaßnahmen der Vergangenheit angehören. Auf einer Einwohnerversammlung informierten sich nun zahlreiche Kordeler Bürger über den Fortgang der Arbeiten. Volkmar Grodtke, Mitarbeiter des Trierer Ingenieurbüros Heinemann, stellte die Einzelheiten der Arbeiten vor. Anhand detaillierter Pläne erläuterte er die Funktionsweise der neuen Pumpstationen und Überlaufbehälter in der Ortsmitte. Dort wird Regenwasser gepuffert und unter hohem Druck durch groß dimensionierte Rohre direkt in die Kyll geleitet. Pumpen hatten am 13. Juli ihre Generalprobe

Ihre Feuertaufe hat diese Anlage bereits erfolgreich hinter sich, wenn auch unter unglücklichen Umständen. Beim plötzlich auftretenden Unwetter-Hochwasser am 13. Juli lief der Ortskern innerhalb von nur 25 Minuten voll. Zum damaligen Zeitpunkt, mitten in der Bauphase, waren die Pumpen noch stromlos. Kurzfristig vom RWE an den Strom angeschlossen, pumpten sie innerhalb kürzester Zeit das gesamte Wasser wieder ab - Generalprobe bestanden. Zwei weitere Überlaufbehälter in der Gemeinde werden weitere Wassermassen aufnehmen. Die Arbeiten an dieser Anlage sind abgeschlossen, noch dieses Jahr beginnt der zweite Bauabschnitt. Verschiedene Dämme, Mauern, Spundwände und einige mobile Hochwasserschutzelemente werden entlang der Kyll in der Ortslage errichtet und vorbereitet. Zusätzliche Kanalisierungsarbeiten rund um den Kimmlinger Bach geben weitere Sicherheit. Volkmar Grodtke ist in dieser Sache schon seit einiger Zeit in Kordel unterwegs, spricht mit jedem betroffenen Anwohner. Im Allgemeinen klappe die Zusammenarbeit mit den leidgeprüften Kyllanrainern hervorragend, bestätigt der Ingenieur. Ebenso wie die Ortsgemeinde steht er jederzeit für weitere Gespräche mit den Betroffenen zur Verfügung. Ortsbürgermeister Medard Roth stellte klar, dass nicht die Ortsgemeinde, sondern der Landkreis der Bauherr der Arbeiten sei. Er kündigte auch weitere Arbeiten im Ortskern an. So werde die Altbachbrücke in der St. Amandusstraße erneuert. Die Dicke der Brücke von 80 Zentimetern könne durch den Einsatz moderner Materialien halbiert werden, wodurch sich dieses Nadelöhr für den Bach erweitere. Sichtlich ärgerlich wurde der Ortsbürgermeister, als er über die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn berichtete. Dringend wartet die Gemeinde auf eine "Entbehrlichkeitsprüfung" der Bahn. Damit bestätige die Bahn, dass auf ihrem Gelände am Kyllufer mit Hochwasserschutzmaßnahmen begonnen werden dürfe. Trotz Zusagen, zahlreicher Nachfragen und persönlicher Fahrten nach Frankfurt habe man bisher seit eineinhalb Jahren keinen Bescheid erhalten. Der planmäßige Fortgang der Arbeiten im dritten Bauabschnitt sei damit gefährdet. "Und das alles nur, weil da jemand nicht in der Lage ist, seiner geregelten Arbeit nachzugehen!", wetterte Medard Roth. Wolfgang Reiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land, stieß ins gleiche Horn. "Wir bekommen einfach keine Antwort, das ist schon sehr schlimm!" Rund elf Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen, das in den Hochwasserschutz und den Bau der neuen Gruppenkläranlage in Kordel gesteckt wird. Auch über die neue Kläranlage wurde an diesem Abend gesprochen, hängt sie doch auch unmittelbar mit dem Hochwasserschutz zusammen. Werner Monzel, Leiter des Fachbereiches III der Verbandsgemeinde, stellte die Anlage vor. Besonders froh dürften die Anwohner in der Nähe der Anlage sein. Denn die in der Kläranlage entstehenden Gase entweichen nur über Biofilter. Geruchsbelästigungen wie in der Vergangenheit wird es zukünftig nicht mehr geben. Bürgermeister Reiland kam dann nochmals auf die Ereignisse des 13. Juli zu sprechen. 130 Liter pro Quadratmeter seien damals in nur zwei Stunden oberhalb von Kordel gefallen. "Ein Katastrophenereignis", urteilt Reiland. Bei allem Optimismus, der in Sachen Hochwasserschutz derzeit herrsche, müsse dennoch allen Menschen klar sein, dass es einen hundertprozentigen Schutz vor Naturgewalten niemals geben werde.

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