Der Wasserschutz bremst die Windkraft aus: Gebiete in Zemmer und Kordel fallen weg

Trier/Kordel/Zemmer · Die Mitglieder des Verbandsgemeinderats Trier-Land wähnten sich bis vor wenigen Tagen fast am Ziel bei der Ausweisung neuer Flächen für die Windenergienutzung. Doch daraus wird nichts, da sich die Wasserschützer nun festgelegt haben.

Trier/Kordel/Zemmer. Im Wald rund um Hermeskeil sind es Rotmilane, die dafür sorgen, dass ein Teil der Pläne für die künftigen Windkraftflächen Makulatur sind. In der Verbandsgemeinde Trier-Land sind (bisher) keine Greifvögel aufgetaucht, die das Aufstellen von Windrädern unmöglich machen. Es sind neue Erkenntnisse über Wasserschutzgebiete.

Der Verfahrensstand: Windräder dürfen nur dort aufgestellt werden, wo sie beispielsweise genügend weit weg von Wohnhäusern stehen. Auch geschützte Tiere oder Pflanzen bedeuten oft das Aus für Windkraft. Welche Kriterien anzuwenden sind, entscheidet jede Verbandsgemeinde für sich selbst. Wobei kreisweit gesehen nahezu gleiche Standards gelten. Für die Verbandsgemeinde Trier-Land hat sich herauskristallisiert, dass bei Welschbillig, Igel, Trierweiler, Ralingen, Kordel, Zemmer und Franzenheim geeignete Flächen liegen. Zu diesen Flächen durften sich bisher zwei Mal Bürger und Behörden äußern. Als Ergebnis dieser sogenannten Offenlage sind die Gebietsgrößen teilweise verändert worden.

Die Ausgangslage: Für den Schutz der Wasserversorgung zuständig ist die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD). Diese hatte bei der ersten Offenlage angemerkt, dass es unsicher ist, ob Windräder auf der ein oder anderen Fläche genehmigt werden können. Denn gerade im Kylltal und auf angrenzenden Höhen gibt es einige Wasserschutzgebiete.

Die Neuigkeit: Nach dem Ende der zweiten Offenlage wollten nun die Verantwortlichen in der VG Trier-Land wissen, wo die Reise hingeht. Deshalb hat es am 8. Juni ein Treffen bei der SGD gegeben. Dabei ist herausgekommen, dass es für die Windkraftflächen bei Kordel neue Erkenntnisse gibt. Und die bedeuten, dass es von der Behörde keine Zustimmung zum Bau von Windkraftanlagen auf den Flächen am Römerberg gibt. Ähnlich verhält es sich für zwei Flächen bei Zemmer, die ebenfalls in einer Wasserschutzzone liegen. Die dritte Fläche in der Fidei-Gemeinde ist jedoch nicht betroffen.

Auch das geplante Windkraftgebiet bei Welschbillig-Ittel liegt innerhalb einer solchen Schutzzone. Laut Vorlage für die jüngste Sitzung liegen der SGD jedoch "keine aktuellen geologischen und wasserwirtschaftlichen Untersuchungsbefunde vor." Deshalb darf die Verbandsgemeinde dort weiter planen.

Die Reaktion: Medard Roth hat krankheitsbedingt nicht an der Sitzung des Verbandsgemeinderats teilnehmen können. Der langjährige Ortsbürgermeister von Kordel hat seinem Unmut im Gespräch mit dem TV Luft verschafft. Er sagt: "So kann man mit uns nicht umgehen. Wenn man uns von Anfang an gesagt hätte, dass das mit der Windkraft nicht geht, hätten wir uns viel Arbeit und Streit gespart."
Hintergrund dieser Aussage sind die Auseinandersetzungen um das Windkraftgebiet unweit der Burg Ramstein. Es gab einen Gemeinderatsbeschluss für Windkraft im Kordeler Wald. Auch bei einem Bürgerentscheid stimmte eine Mehrheit der Wähler für das Vorhaben (der TV berichtete). Gleichwohl hat sich eine Interessengemeinschaft formiert, um Windräder bei Kordel zu verhindern.

Der für die Freien Wähler im Verbandsgemeinderat Trier-Land sitzende Roth geht in seiner Kritik noch weiter: "Wenn ich so arbeiten würde wie so manche Behörde, dann würde ich als Ortsbürgermeister zu den Toren rausgejagt." Es gehe nicht an, dass plötzlich neue Erkenntnisse aus dem Hut gezaubert würden. "Ich komme mir verarscht vor", sagt er.
Die Ratskollegen Roths haben gelassener auf die notwendigen Umplanungen reagiert. Wohl auch deshalb, weil Rechtsanwalt Paul Henseler versucht hat, die Ausgangslage zu erklären. Henseler berät die Verbandsgemeinde ins Sachen Windkraft juristisch. Die SGD habe bereits bei der ersten Offenlage empfohlen, die Gebiete herauszunehmen und auf Nachfrage ihre Haltung konkretisiert. Solch ein Vorgehen sei positiv zu bewerten. Das sieht der ebenfalls aus Kordel stammende Michael Holstein anders. Sein Urteil: "Da ist schlampig gearbeitet worden."

Wie geht es weiter?: Der Verbandsgemeinderat hat beschlossen, Flächen bei Zemmer und Kordel nicht mehr als mögliche Windkraftstandorte auszuweisen. Einige bisher wegen Strom-trassen ausgeklammerte Gebiete sollen nun doch als mögliche Windkraftgebiete ausgewiesen werden. Deshalb werden die veränderten Pläne erneut ausgelegt.
Vermutlich frühestens Anfang August haben Bürger und Behörden erneut die Möglichkeit, sich zu den Plänen für die Windkraft in der VG Trier-Land zu äußern. Diese Stellungnahmen werden ausgewertet und dann wieder den Verbandsgemeinderat beschäftigen. Anschließend sind die Räte vermutlich an dem Punkt, an dem sie eigentlich bereits bei der jüngsten Sitzung sein wollten: Die Planung kann zur Genehmigung vorgelegt werden.Meinung

Endlich den Sack zumachen
Wenn man will, kann man dieses Spiel beliebig lange weitertreiben. Irgendeine Behörde hat sicher irgendwann irgendwelche neuen Erkenntnisse zu irgendeiner Windkraftfläche. Und natürlich besteht die Möglichkeit, dass irgendwo dann doch noch ein Rotmilan-Nest ist oder eine Mopsfledermaus ihre Heimat auf einer Windkraftfläche hat. Kann man so machen, muss man aber nicht. Denn diese Vorgehensweise führt dazu, dass man überhaupt nicht von der Stelle kommt. Irgendwann sollte es mal gut sein. Keine x-te Offenlage mehr, keine weiteren Schriftsätze, keine zusätzlichen zeitraubenden Diskussionen. Einfach mal den Mut haben, den Sack zuzumachen. Und einfach mal den Mut haben, einen solchen Plan zeitnah zu genehmigen. Schließlich geht es "nur" um Flächennutzungspläne. Ob wirklich in einem dafür vorgesehenen Gebiet Windräder gebaut werden können, wird eh im Einzelfall umfänglich und erschöpfend geprüft. Dann kann man immer noch neue Artenschutzgutachten einholen, Stellungnahmen einreichen und Ansprüche anmelden. h.jansen@volksfreund.deExtra

Kreisverwaltung: Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg hat im Rahmen der zweiten Offenlage eine umfangreiche Stellungnahme zu Windkraftplänen in Trier-Land geschickt. Teilweise werden in dem Schreiben weitere Gutachten gefordert. Diese wird es jedoch so nicht geben. Nach Auskunft der Verbandsgemeinde Trier-Land hat es ein Treffen mit Landrat Günther Schartz gegeben. Daran haben auch Vertreter der Verbandsgemeinden Konz und Schweich teilgenommen. Schartz hat im Gespräch zugesagt, dass die Kreisverwaltung ab sofort keine weiteren umfangreichen Untersuchungen verlangen werde. har

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