Der "Wettergott" und andere Spaßbremsen

So viel Konkurrenz wie noch nie und ein Sommer, der nur selten einer war: Die Bilanz der Freiluft-Gastronomie fällt ernüchternd bis durchwachsen aus.

Trier. Eric Naunheim nimmt's mit Sarkasmus: "Ist doch gut, wenn im Winter keine Heizungen laufen müssen und im Sommer keine Klimageräte. Das hilft der Natur und dem Insolvenzverwalter." Aber dem 41-Jährigen und seinen Gastronomen-Kollegen hat das verrückte Wetter 2007 nicht wirklich geholfen. Der Sommer tobte sich im April aus, und die eigentliche Freiluft-Saison war ein Schlag ins Wasser. Dabei ist der lokale Marktführer Naunheim (insgesamt fast 500 Terrassen-Plätze) noch glimpflich davongekommen: Das "Louisiana" (Kornmarkt) sei "richtig gut" gelaufen ("wenn nicht draußen, dann drinnen") und habe die Umsatzeinbußen des "Naunheim's" (LGS-Gelände) kompensieren können. Nichts zum Kompensieren hatte hingegen das 2006 eröffnete "Cuba Viejo" (Ex-"Mephisto"): "Wir haben auf den Sommer gesetzt, doch der fand nicht statt", spricht Betreiber Raul Huerga (39) vielen Mitbewerbern aus dem Herzen. Die 120 schattigen Plätze am Irminenfreihof seien seit April nur an insgesamt vier Wochen gut besetzt gewesen: "Das ging an die Substanz, wir mussten uns andere Standbeine suchen wie einen Online-Shop oder die Außer-Haus-Lieferung unserer Spezialitäten."Die Kollegen von der Gaststätte "de Winkel" (Johannisstraße) zogen die Notbremse und verordneten sich und ihrem Mini-Biergarten aufgrund des Mager-Zuspruchs eine sechswöchige "Montags geschlossen"-Pause, die am 8. Oktober endet. Mitbetreiber Winfried Schmitt (48): "Wenn der Sommer sich rar macht, dann tun wir das auch. Aus wirtschaftlichen Gründen - und weil es uns den Spaß an der Sache erhält."Offenkundige Personal-Probleme

Ein Problem ganz anderer Art hatte Georg Bley, der Betreiber des "Romikulum": Die im Juli eröffnete Romika-Gaststätte (Metternichstraße) mit 450-Plätze-Biergarten und Trierer Löwenbräu im Ausschank machte sich das Leben selber schwer. "Wir hatten sehr viel Publikum, aber auch Startschwierigkeiten im Service-Bereich. Es kam anfangs vor, dass man fast eine Stunde aufs Essen warten musste. Das ist ärgerlich", gibt der 53-Jährige unumwunden zu. 2008 will er den Biergarten "neu gestalten und gemütlicher machen - auch, um besser bedienen zu können".Mit dem Bedienen ist es so eine Sache, weil es auch in Anbetracht der gestiegenen Nachfrage durch neue Mitbewerber (unter anderem der wieder eröffnete Brunnenhof) schwierig geworden ist, gutes Personal zu bekommen, das sich auch kurzfristig mobilisieren lässt. "Schüler und Studenten arbeiten lieber in Call-Centern, als sich für 6 oder 7 Euro pro Stunde die Hacken abzulaufen", wissen Szene-Kenner. Eric Naunheim bestätigt das: "Ohne geschultes Personal kann man sich schnell unbeliebt machen. Deshalb habe ich drei Ausbildungsplätze."Glück für Lieferanten und Standbetreiber, dass bei Großereignissen (Altstadtfest, Moselfest, Weinfest in Olewig) die Sonne lachte. Deshalb konnte die Bitburger Brauerei ihr "gutes Ergebnis vom WM-Sommer 2006 auf dem lokalen Absatzmarkt halten", so Regional-Verkaufschef Michael Stumpf (44). Nicht belohnt wurden die Mühen der Bit-Sun-Beach-Macher, die mit Quarzsand einen Teil des Trier-Norder Moselufers in einen "Stadtstrand" verwandelt hatten. Dort können 1000 Leute feiern, doch mangels Sonne waren selten mehr als 500 da. Dennoch keine Frage: "Der Bit-Sun-Beach kommt wieder", kündigt Mitinitiator Stumpf an; die dritte Saison werde im Mai starten - "sofern der Wettergott" mitspielt.

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