Die Gefahr kommt nicht vom fremden Mann

Die Puppenbühne der Polizei des Präsidiums Trier tourt durch die Region und informiert kindgerecht über Kriminalität und wie sich Kinder schützen können. In Gusterath waren die uniformierten Puppenspieler in der Grundschule zu Gast (TV vom Montag). Ein wichtiges Thema: Kindesmissbrauch.

Gusterath/Trier. Noch befindet sich die neue Erzählung der Trie rer Polizei-Puppenbühne in der Rohfassung. Das Thema dahinter ist bitterer Alltag: Es geht um Kindesmissbrauch.

"Was glaubt ihr, macht die Polizei?", fragt Polizeihauptkommissar Gerhard Schreiner im ersten Schuljahr der Gusterath er Grundschule, wo die Trierer Polizei mit der Puppenbühne Station machte. "Schwarze Männer fangen", lautet die Antwort eines 6-jährigen. "Genau das ist das Problem", sagt Schreiner. "Diebe und Straftäter sind nicht schwarz gekleidet. Man kann nicht erkennen, wer gut und wer böse ist."

Zeitgleich im 2. Schuljahr: "Was hast du denn da am Ohr?", fragt Reinhold Knauf einen Jungen. Angeblich will er den Grundschüler mit einem Münz-Zaubertrick beeindrucken. Doch das Kind schlägt dem Polizisten empört die Hand weg: "Nein, ich hab da nichts!", ruft der Junge. "Das hast du genau richtig gemacht", lobt Knauf. "Kinder müssen wissen, dass sie laut ‚Nein!' sagen dürfen, wenn ihnen einer zu nahe kommt", stellt er klar. "Schließlich hat niemand etwas hinter dem Ohr des Jungen verloren."

"Verrätst du uns den Zaubertrick mit der Münze?", fragen die Kinder aufgeregt. "Nein, das darf ich nicht. Ein Zaubertrick ist doch ein schönes Geheimnis, und schöne Geheimnisse darf man nicht verraten, oder?", antwortet der Polizist fragend. Geschickt fährt er fort: "Manche Geheimnisse müssen aber unbedingt verraten werden. Böse Geheimnisse nämlich, und Geheimnisse, von denen man Bauchschmerzen bekommt, zum Beispiel", erklärt Knauf weiter. "Das sind überhaupt keine Geheimnisse. Solche Geheimnisse gibt es nicht", mahnt er. Er spricht auf Missbräuche an, die betroffene Kinder allzuoft verheimlichen beziehungsweise dazu gezwungen werden.

Polizei rät zur Vorsicht, aber nicht zur Panikmache



Die meisten Missbrauchs-Straftäter erschleichen sich zuvor das Vertrauen ihrer Opfer", erklärt Polizeihauptkommissar Schreiner in einer Elternrunde in Gusterath. "Vom ‚fremden Mann' geht die geringste Gefahr aus", berichtet er weiter. "Sie müssen Ihr Kind stark machen!", empfiehlt er in einer Elternrunde. "Machen sie ihm klar, dass es zu jedem ‚Nein' sagen darf! Wenn es nicht will, muss es weder Tante noch Opa zum Abschied umarmen oder küssen. Und das Wichtigste: Glauben sie ihrem Kind! Ein Kind im Grundschulalter erfindet keine Missbrauchsgeschichte!"

Schreiner warnt aber auch vor Panikmache. Von den sogenannten "Überwachungshandys" hält er nicht viel: "Die bringen ab einem gewissen Alter gar nichts mehr. Außerdem kann die Polizei jedes normale Handy im Notfall orten", berichtet der Beamte. Eltern sollten ein Codewort mit ihren Kindern ausmachen, empfiehlt er. "Nur wer das Codewort weiß, darf das Kind auch abholen." Und noch einen Tipp gibt er den Erziehungsberechtigten mit auf den Weg: "Falls ihr Kind mal in der Stadt verloren geht, soll es nicht einfach irgendjemanden ansprechen, sondern immer ins nächste Kaufhaus gehen und an der Kasse um Hilfe bitten."

Die Beamten der Polizei-Puppenbühne sprechen mit ihren Besuchen Kindergärten und Grundschulen sowie die Eltern der Kinder in diesem Alter an. Informationen und Kontakt-Daten gibt es auf der Internetseite der Polizei: www.polizei.rlp.de in der Kategorie "Vorbeugung" - "Polizei-Puppenbühnen".

Extra Statistik: Im Jahr 2008 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Trier insgesamt 153 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern statistisch erfasst (darunter 20 versuchte Taten). 141 Fälle wurden aufgeklärt (Aufklärungsquote 92,2 Prozent). 183 Kinder aus den erfassten Fällen wurden Opfer einer solchen Straftat, 42 davon bei exhibitionistischen Handlungen (hier sind häufig mehrere Kinder betroffen). Von den 183 Geschädigten waren 27 mit dem Tatverdächtigen verwandt, 89 mit dem mutmaßlichen Täter bekannt und 13 verband eine lose Vorbeziehung. Bei 54 Geschädigten bestand keine Vorbeziehung zum Tatverdächtigen, 28 von ihnen wurden Opfer von exhibitionistischen Handlungen. (Quelle: Polizei)

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