Die Herren der Kisten

Angefangen haben sie so ähnlich wie Microsoft-Gründer Bill Gates, der sein erstes Warenlager in einer Garage hatte. Auch die Schulfreunde Thomas Veit und Michael Philippi fingen klein an, heute sind sie die Chefs von "Soft-Carrier".

 Hier wird die Bestellung der Händler kommissioniert. Kleines Foto: Soft-Carrier-Geschäftsführer Thomas Veit in der Lagerstraße, deren Funktionsprinzip er mit entworfen hat. TV-Fotos (2): Albert Follmann

Hier wird die Bestellung der Händler kommissioniert. Kleines Foto: Soft-Carrier-Geschäftsführer Thomas Veit in der Lagerstraße, deren Funktionsprinzip er mit entworfen hat. TV-Fotos (2): Albert Follmann

Trierweiler. Die Lagerstraße sieht aus wie ein riesiger Rangierbahnhof. Scheinbar planlos rollen Hunderte farbiger Kisten über die Bänder. Die Roboter, die in Windeseile die Hochregale entlangsausen und Kisten abstellen oder entnehmen, könnten einem Science-Fiction-Film entsprungen sein. Diese hochmoderne Logistik-Technik mit 60 000 Kisten-Stellplätzen wird bei der Firma Soft-Carrier im Industriegebiet Trierweiler-Sirzenich eingesetzt. Der Distributor gehört zu den europäischen Marktführern für EDV-Zubehör und Bürobedarf. Dass er dennoch in der Region relativ unbekannt ist, liegt daran, dass niemand dorthin geht, um sich einen der annähernd 50 000 im Sortiment befindlichen Artikel zu kaufen. Vielmehr beliefert Soft-Carrier mit seinen Filialen in Österreich, der Schweiz und Frankreich ausschließlich Fachhändler und nimmt die Bestellungen zu 90 Prozent über das Internet entgegen. 70 der rund 120 Mitarbeiter der Soft-Carrier-Gruppe arbeiten in Trierweiler. Aufgebaut haben die Firma (Jahresumsatz 65 Millionen Euro) zwei "Jungs" aus der Region, die Geschäftsführer Thomas Veit (aufgewachsen in Osann-Monzel) und Michael Philippi (Saarburg). "Wir kannten uns schon aus Schülerzeiten", sagt Thomas Veit. "Eine Studentenbude in der Trierer Zurmaiener Straße war später unser erstes Lager." Die Freunde erkannten Mitte der achtziger Jahre schnell die ungeheuren Marktpotenziale des beginnenden PC-Zeitalters und konzentrierten sich auf den Zubehör-Handel. "Das große Geld mit Komplett-Hardware wollte jeder machen, aber an die Kleinteile traute sich keiner so recht ran." Dabei waren auch hier die Gewinnmargen ganz ordentlich. Veit: "An einer Diskette, die wir aus den USA importierten, verdienten wir eine Mark." Schon bald belächelten die großen der Branche die pfiffigen Jungunternehmer nicht mehr, sondern sicherten sich ihre Dienste. Von da ans ging's richtig bergauf: Heute arbeitet das Unternehmen mit 21 000 Kunden zusammen, bietet ihnen eigenständige Web-Shops und umfangreiche Marketing-Dienstleistungen. Täglich verlassen 2500 bis 3000 Pakete das Lager, die Ware ist in der Regel 24 Stunden nach der Bestellung bei den Kunden. Und die sind offenbar sehr zufrieden, zeichneten sie doch kürzlich Soft-Carrier mit dem Prädikat "Excellent Distributor 2008" aus.

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