"Die Kleinen lernen von den Großen"

FARSCHWEILER. In der Grundschule Farschweiler drücken Erst- und Zweitklässler seit einem halben Schuljahr aus der Not heraus gemeinsam die Schulbank – und profitieren voneinander.

 Außergewöhnlich: In Farschweiler werden Erstklässler und Zweitklässler gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. "Dass wir zusammen sind, ist schön", sagt Erstklässlerin Pia.TV-Foto: Katja Krämer

Außergewöhnlich: In Farschweiler werden Erstklässler und Zweitklässler gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. "Dass wir zusammen sind, ist schön", sagt Erstklässlerin Pia.TV-Foto: Katja Krämer

24 Kinder sitzen in den Schulbänken. Eine ganz normale Klasse - auf den ersten Blick. Ungewöhnlich ist nur, dass sechs Schüler Erstklässler und die restlichen Kinder im zweiten Schuljahr sind. Vor einem halben Jahr stand Klassenlehrerin und Schulleiterin Judith vom Cleff vor einer neuen Herausforderung. Nachdem sich nur sechs Kinder für die erste Klasse angemeldet hatten, musste eine Lösung gefunden werden. Die lautete: Im Schuljahr 2006/2007 wird es eine "Kombinierte Klasse" geben. Heißt: Das erste und zweite Schuljahr wurde zusammengelegt. Nächstes Jahr gibt's eine "normale" Erste Klasse

"Die Eltern der Erstklässler hatten Ängste, dass ihre Kinder untergehen würden", erinnert sich die Lehrerin. Die Eltern der Zweitklässler hätten befürchtet, dass die "Kleinen" zu viel Zuwendung bekommen würden und ihre Kinder folglich nicht genug gefördert würden. Nach fast einem halben Schuljahr ist der Tenor ein ganz anderer. "Alle Eltern empfinden die Lösung als durchweg positiv", sagt Judith vom Cleff. Und die Kinder sind begeistert. "Dass wir zusammen sind, ist schön", sagt Erstklässlerin Pia und erhält Zustimmung von allen Mitschülern. Zweitklässler Tim ist stolz, dass er den jüngeren Schülern hin und wieder "etwas sagen kann". "Die Kinder profitieren unglaublich voneinander", betont Judith vom Cleff. Die Kleinen würden von den Großen lernen und würden durch sie motiviert werden. "Und die Zweitklässler übernehmen Verantwortung für die Jüngeren und sind stolz, ihnen was zeigen oder erklären zu können." Manchmal könnten Kinder das sogar viel besser als Erwachsene. Und hin und wieder lernen die Großen auch von den Kleinen. "Während der Igel-Werkstatt habe ich allen gezeigt, wie man einen Igel malt", erzählt Pia. Drei Stunden pro Woche werden die Kinder getrennt voneinander unterrichtet. Dann führt die Klassenleiterin Neues ein, das im gemeinsamen Unterricht wieder vertieft wird. Die Umstellung, zwei Schuljahrgänge zu unterrichten, ist Judith vom Cleff leicht gefallen. Denn differenzierter, ein auf jedes Kind zugeschnittener Unterricht gehöre zum Alltag. Die Schere sei schon im zweiten Schuljahr sehr groß. Im nächsten Jahr wird es wieder eine "normale" Erste Klasse in Farschweiler geben. "Uns liegen bis jetzt 21 Anmeldungen vor", sagt Judith vom Cleff.

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