Die Mehrheit will den Wechsel

Lorscheid · Bei der Ortsbürgermeisterwahl in Lorscheid ist der bisherige Amtsinhaber deutlich von einer spontan angetretenen Gegenkandidatin geschlagen worden. Doch ein Ziel, das sich die Wahlsiegerin gesetzt hatte, wird ihr durch das Ergebnis eines Bürgerentscheids verwehrt.

Lorscheid. Zweimal die Wahl hatten am vergangenen Sonntag die 495 Stimmberechtigten in der Gemeinde Lorscheid. Zu entscheiden war über das Amt des künftigen Ortsbürgermeisters und über die Frage, ob anstehende Straßensanierungen per Umlage über wiederkehrende Beiträge finanziert werden sollen.Der bisherige Ortsbürgermeister Ludwig Welter und die Mehrheit des Ortsgemeinderates sprachen sich 2013 für die direkten Anwohnerbeiträge aus. Dagegen läutete die Lorscheiderin Jutta Gard-Becker Sturm - die Belastung der betroffenen Grundstückseigentümer sei einfach zu hoch. Eine heftige Diskussion entflammte und Jutta Gard-Becker initiierte mit Erfolg ein Bürgerbegehren für einen Bürgerentscheid gegen die teuren Anliegerbeiträge."Kein reiner Themenwahlkampf"

Bei der Kommunalwahl 2014 erreichte Ortsbürgermeister Welter als Alleinkandidat nicht die erforderliche 50-Prozent-Zustimmung. Nach der Gemeindeordnung war eine erneute Abstimmung erforderlich, zu der am vergangenen Sonntag, 24. August, die parteilose Jutta Gard-Becker als Gegenkandidatin antrat. Das Ergebnis ist bekannt (TV vom Montag): Gard-Becker wurde mit 54,32 Prozent zur neuen Ortsbürgermeisterin gewählt. Ihr zweites Ziel hat sie verfehlt: Im gleichen Wahlgang stimmten 52,22 Prozent der Lorscheider gegen die von der neuen Ortsbürgermeisterin angestrebte Einführung der wiederkehrenden Ausbaubeiträge. Einen Tag nachdem sich der (Wahl-)Pulverdampf über Lorscheid etwas verzogen hatte, fragte der TV nach.Die neue Ortsbürgermeisterin Jutta Gard-Becker: "Ich freue mich über das Ergebnis und danke allen meinen Wählern für das Vertrauen. Schade ist, dass gleichzeitig die angestrebte Ausbausatzung für wiederkehrende Beiträge abgelehnt wurde." Dies sei ein demokratischer Mehrheitsentscheid. Der Ausbau der Straßen Kreuzfelder, Flachsfelder und Hanfstücker sei in den vergangenen Jahren immer wieder verschoben worden. Nun müsse dies in Angriff genommen werden.Gard-Becker: "Die Diskussion um die Anliegerbeiträge war aber nicht der Hauptgrund für meine Kandidatur, sondern nur das I-Tüpfelchen. Hier im Ort ist in den letzten Jahren einfach zu viel liegen geblieben. Und dafür ist Ortsbürgermeister Welter bei der Kommunalwahl klar abgewählt worden. Das war für mich das Signal, selbst zu kandidieren." Man müsse wieder Leben ins Dorf bringen. Senioren sollten sich in Lorscheid ebenso wohl fühlen können wie die Jugend. Gard-Becker: "Wir müssen verhindern, dass die jungen Leute frühzeitig wegziehen - die kommen nicht mehr wieder." Allerdings könne sie nicht in vier Wochen alles umkrempeln - es müsse Schritt für Schritt vorgegangen werden.Ex-Ortsbürgermeister Ludwig Welter: "Was soll ich noch groß erklären. Die Wahl ist entschieden, die Leute wollten es so haben. Nun müssen sie damit leben." Absurd sei aber diese Spiegelverkehrte Entscheidung zugunsten der einmaligen Anliegerbeiträge. Welter: "Ich vermute, die Leute sind durch die Informationen zum Thema "Pro und Kontra wiederkehrende Beiträge" eher verunsichert worden und wollten nicht die Katze im Sack kaufen."Verbandsgemeindebürgermeister Bernhard Busch: "Das Ergebnis zeigt, dass es sich nicht nur um einen reinen Themenwahlkampf handelte. Die Beitragsdiskussion stand vielleicht im Vordergrund, aber es gab wohl bei vielen Lorscheidern grundsätzlich eine Wechselstimmung. Nun werden die betroffenen Anlieger dort mit hohen Ausbaubeiträgen leben müssen und ein tiefer Graben wird weiterhin den Ort durchschneiden."Meinung

Wogen glätten und Gräben zuschüttenEin unsichtbarer Graben durchzieht Lorscheid. Weit über die Hälfte der Bewohner haben dem ehemaligen Ortsbürgermeister Ludwig Welter zugunsten der neu angetretenen Nachfolgerin Jutta Gard-Becker den Laufpass gegeben. Doch dafür kassierte sie im gleichen Wahlgang eine Abfuhr für die von ihr propagierten wiederkehrenden Ausbaubeiträge. Ein irrational erscheinender Wählerentscheid. Nun wird es Gard-Beckers vornehmliche Aufgabe sein, im Interesse Lorscheids die Wogen zu glätten. Das wird ein steiniger Weg mit Widerständen und Kompromissen werden. trier@volksfreund.de

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