Die Spuren einer Schreckensnacht

Der 25. Mai 2007 wird in der Sauergemeinde Ralingen Wintersdorf in schlimmer Erinnerung bleiben. Am Abend dieses Tages hatte ein Hagelunwetter den Ort heimgesucht. Rund zehn Wochen später sind in Wintersdorf noch die Spuren des Geschehens sichtbar.

Wintersdorf. Für die Jahreszeit fast zu schwül und zu heiß war dieser Freitag vor dem Pfingstfest 2007. Und für viele Bewohner der Sauergemeinde Wintersdorf endete er mit einem Desaster. Am 25. Mai, kurz nach 22.15 Uhr, näherte sich von Luxemburg her eine gewaltige Gewitterfront. Plötzlich prasselten Hagelkörner so groß wie Hühnereier auf die Wintersdorfer Dächer nieder. Rund 20 Minuten tobte das Unwetter, dann trauten sich die Wintersdorfer aus ihren beschädigten Häusern.Rund 80 Prozent aller Gebäude wiesen Schäden an Dächern, Dachfenstern, Roll-Läden und Regenrinnen auf. Hinzu kamen rund 50 zum Teil erheblich demolierte Autos. Verletzte gab es zum Glück nicht, denn während des Eisbombardements hatte sich niemand auf die Straße getraut - nicht einmal die mit Helmen ausgestattete örtliche Feuerwehr.

Eine endgültige Bilanz des Schreckenstages liegt auch nach zehn Wochen nicht vor. Die Versicherungen haben in vielen Fällen die Schadenermittlungen noch nicht abgeschlossen. Die meisten Wintersdorfer Hauseigentümer sind bei der Axa versichert. Manfred Feltes vom Axa-Center in Trier schätzt, dass allein auf seine Gesellschaft Leistungen in Höhe von rund 500 000 Euro zukommen könnten. Feltes: "Uns wurden Schäden an etwa 40 Häusern und an ebenso vielen Autos gemeldet." Wie es bei den anderen Versicherungen aussehe, könne er nicht beurteilen, aber da komme sicherlich noch einiges mehr zusammen.

Der durchschnittliche Gebäudeschaden in Wintersdorf bewege sich zwischen 2000 und 4000 Euro. Aber es gebe auch Fälle, die deutlich im fünfstelligen Bereich lägen.

Die meisten Autos haben Totalschaden

Ortsvorsteher Volker Barth schätzt den Gesamtschaden an Gebäuden und Fahrzeugen auf gut eine Million Euro. Sein eigenes Haus kam weitgehend ohne Blessuren davon, aber sein 16 Jahre alter Audi 80 gilt als wirtschaftlicher Totalschaden.

Und dies ist kein Einzelfall: Die Reparatur der über und über mit kleinen Dellen übersähten Fahrzeuge ist aufwendig und teuer. Sie lohnt sich nur bei Neuwagen. So parken überall im Ort die verbeulten, aber noch voll fahrtüchtigen Totalschaden-Autos. Ihre Halter haben sich den Restwert auszahlen lassen und fahren die Vehikel nun weiter, bis das der Tüv sie scheidet. Pech haben auch die Besitzer von beschädigten Blechdächern. Da die verbeulten Abdeckungen noch wasserdicht und damit funktionstauglich sind, gilt ihre Komplettreparatur bei den Versicherungen als "Verschönerungsmaßnahme". Und dafür werden maximal nur 30 Prozent der Reparatursumme gezahlt.

Bei einer Rundfahrt durch den Ort gleichen sich die Bilder: Leicht beschädigte Dächer sind erkennbar an den einzeln ausgetauschten Ziegeln, die oft ein Flickenmuster bilden. Seltener, aber nicht selten, sind komplett neu eingedeckte Häuser, die von der vollen Wucht des Hagels getroffen worden waren. So auch das Gemeindehaus, dessen Dach für rund 40 000 Euro weitgehend erneuert werden musste. Am schlimmsten traf es das Gasthaus "Beim Klimmes" im Ortskern, wo gleich mehrere Gebäudeteile abgedeckt wurden. Inhaber Norbert Schmitt schätzt den Gesamtschaden auf rund 60 000 Euro. "Wir sind nun bei den kleineren Reparaturen. Das dürfte sich noch ein Jahr hinziehen", schätzt Schmitt.

Nachbarschafts-Hilfe wird großgeschrieben

Fast die meisten Geschädigten haben Dachdeckerfirmen mit der Hauptarbeit beauftragt, erledigen aber die kleineren Arbeiten selbst oder mit Hilfe von Verwandten und Bekannten.

So macht es auch Alfons Trierweiler, dessen Anwesen am Kirchweg noch eingerüstet ist. Er nutzte die Instandsetzung, um auch die Hausfassade zu renovieren. Den reinen Schaden an seinem aus mehreren Gebäuden bestehenden Anwesen schätzt er auf rund 40 000 Euro. "Ohne die gegenseitige Hilfe im Ort könnten sich viele eine richtige Reparatur ihrer Häuser gar nicht leisten", sagt seine Frau Maria. Sie hofft, dass dieser Gemeinschaftssinn nach einem Unglück sobald nicht mehr auf die Probe gestellt wird.

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