Die "Sünden der Väter" wieder gutmachen

KASEL. (dis) Die Umwelt soll in Kasel wieder mehr beachtet werden: Der überwiegend in Rohre gezwängte und sich durch die Ortslage schlängelnde Kundelbach wird ab März freigelegt und renaturiert.

 Der Kundelbach fließt in ein enges überbautes Rohr und verschwindet von der Bildfläche.TV-Foto: Dietmar Scherf

Der Kundelbach fließt in ein enges überbautes Rohr und verschwindet von der Bildfläche.TV-Foto: Dietmar Scherf

Kurz vor Beginn der Aktion blickt Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald auf eine lange Entwicklung zurück. Viele Gespräche mit den Anliegern, aber auch der Oberen Wasserbehörde und der Landespflege bei der Kreisverwaltung waren erforderlich, um alle Beteiligten zu überzeugen. Nun ist es amtlich: ab Anfang März wird der Kundelbach für geschätzte 348 000 Euro wieder freigelegt und renaturiert. Das Gute an der Finanzierung der Sonderaktion: 90 Prozent der Kosten werden aus Fördermitteln und die restlichen zehn Prozent aus Landespflegemitteln getragen. Für die Ortsgemeinde und die Verbandsgemeinde entstehen somit keine Kosten. Auf sechs Monate schätzt Volker Fries vom Ingenieurbüro Bambach & Gatzen GmbH die Dauer der Arbeiten für dieses Pilotprojekt innerhalb der Verbandsgemeinde Ruwer. "Im Rahmen der örtlichen Entwicklung könnten solche Maßnahmen in vielen Orten durchgeführt werden, um die Ortskerne wieder lebenswerter zu gestalten", sagt Bürgermeister Bernhard Busch. Andere Orte in der VG hätten bereits Interesse angekündigt. Deshalb sei das Einstellen von entsprechenden finanziellen Mitteln in die Haushalte der nächsten Jahre beabsichtigt. Was in der Vergangenheit mit dem Kundelbach geschehen war, bezeichnet der Ortsbürgermeister als "Sünden unserer Vorväter". Der Bach hat eine Länge von rund 1000 Metern. Der Oberlauf beginnt zweigeteilt im Bereich des Sportplatzes und der Tennisplätze. Etwa am Spielplatz im Oberdorf vereinigen sich beide Gewässer zum Kundelbach. Die "Vorväter" hatten den Bach verbotenerweise in Rohre und hinter Mauern gezwängt und teilweise überbaut. Bei starkem Regen hatte der kleine Bach nicht genügend Platz, sich auszudehnen. Das soll nun auf einer Bachlänge von 850 Metern wieder rückgängig gemacht werden. Die verbleibenden 150 Meter befinden sich im Bereich des Irminenhofes. Dort ist der Bach, in dem sogar Forellen schwimmen, bereits freigelegt. Hochwasserschutz soll verbessert werden

Mehrere Ziele wollen die Verantwortlichen mit der Renaturierung des Gewässers erreichen. Ortsbürgermeister Ewald: "Mit viel Licht und Sauerstoff soll die Ökologie gestärkt und der Hochwasserschutz verbessert werden." Zusätzlich könne der Bereich in Bachnähe ansehnlicher gestaltet werden. Bürgermeister Busch ist überzeugt, dass die Maßnahme "eine echte Bereicherung für den Ort sein wird". Um die Betonverbauung und die Rohre wieder abzubauen, "wird ein Haufen Geld in den kleinen Bach" gesteckt, findet Planer Volker Fries, der die Maßnahme für sinnvoll erachtet. Im Endeffekt soll der Bach mit dem Uferrand rechts und links etwa eine Breite von zwei Metern aufweisen. Dadurch könne sich das Wasser bei Starkregen entsprechend ausbreiten und soll dann keine Schäden mehr anrichten. Das Abwasserwerk der VG wird zusätzlich mit entsprechenden Rückhaltebecken und mit einer anderen Wasserführung in den nahen Weinbergen dieses Bemühen unterstützen.

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