Die gute Stube der Prominenten

Wer hätte das gedacht? Die Weinstube "Schenk-Oster" in Waldrach ist eine Geheimadresse für Prominente und Weinliebhaber aus nah und fern. Das in Leder gefasste schwere Gästebuch gibt reichlich Auskunft.

Waldrach. Beim Blick in das 55 Jahre alte Gästebuch kommt der Gast aus dem Staunen nicht mehr heraus. Besucher aus der Politik, der Wirtschaft, der Kultur oder der Wissenschaft geben sich in der Waldracher Weinstube "Schenk-Oster" die Klinke in die Hand. Benedikt Schenk bemerkt darin am 17. April 1952: "Viele der Gäste erfuhren hier zum ersten Mal, dass man es auch an der Ruwer versteht, einen guten Wein anzubauen, zu pflegen und (...) zu trinken." Von Atomphysiker bis Dichter

Das Buch listet auf vielen Seiten die illustre Schar der Gäste aus aller Herren Länder auf, so den Schauspieler Dieter Borsche, den Atomphysiker Otto Hahn, den Dichter Stefan Andres, die Fliegerin Elly Beinhorn, die ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Kohl, die Landeschefs Bernhard Vogel und Kurt Beck, den früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann oder die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Beim einstigen Bundesminister für Umwelt, Klaus Töpfer, wusste man in Waldrach: "Der Herr kann stündlich kommen." Dazu Barbara Wünsch-Schirmer: "Herr Töpfer rief dann stets persönlich an und bestellte die notwendigen Zimmer." Da er gerne als Durstlöscher auch mal ein Bier trank, ging er dann auf die andere Straßenseite in den Landgasthof "Simon". "Dort traf er bei einem Besuch den heimischen Gesangverein, den er spontan zu einem Besuch nach Bonn einlud", erinnert sich Wünsch-Schirmer. Sie hat mit ihren hochrangigen Gästen bereits viel erlebt. Da war der Sicherheitsdienst, der Zimmer und Personal kontrollierte, oder auch die Polizeiautos vor der Haustür und der eigens "eingeflogene" Kellner. Ganz so hochoffiziell wird es bei den Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der Weinstube nicht zugehen. Chefin Barbara Wünsch-Schirmer lädt für den heutigen Dienstag, 17. April, und Freitag, 20. April, mit vielen Gästen jeweils ab 19 Uhr zu einer kulinarischen Weltreise durch das internationale Gästebuch des Hauses ein.Es gibt nur Wein

Am 19. April 1937 erhielten die Großeltern der jetzigen Gastwirtin, Benedikt und Barbara Schenk, die "Erlaubnis zum Betrieb einer Weinwirtschaft" vom damaligen Bezirksverwaltungsgericht Trier. Der Antragsteller, er erfüllte sich genau auf den Tag am 17. April 1937 einen Herzenswunsch mit dem Betrieb einer Weinwirtschaft, wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Ausschank von Bier nicht gestattet werde. Von ihrer Mutter, Martha Wünsch-Schenk, übernahm Barbara Wünsch-Schirmer im Juli 1989 die Weinstube und das Weingut. Sie hatte an der Fachhochschule in Geisenheim Weinbau studiert und damit den Grundstein für das Fortführen des elterlichen Betriebs gelegt. Auch heute noch bewirtschaftet sie drei Hektar Weinberge in Waldrach und Kasel. Die umtriebige Winzerin wurde als Erfinderin und Motor der Aktion "Die Woche teilen mit Freunden" bekannt. Den beteiligten Betrieben beschert sie damit seit Jahren volle Häuser.

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