Die guten Straßengeister von Newel

Ungewöhnliches ehrenamtliches Engagement von Bürgern in Newel: Rund ein Dutzend Einwohner, darunter Rentner, greifen zu Flüssigbitumen und Splitt und bessern marode Gemeindestraßen aus.

 Der Neweler Ortsvorsteher Hans Scheuern (vorne) und weitere Helfer reparieren Schlaglöcher und Risse in der Bitburger Straße.TV-Foto: Albert Follmann

Der Neweler Ortsvorsteher Hans Scheuern (vorne) und weitere Helfer reparieren Schlaglöcher und Risse in der Bitburger Straße.TV-Foto: Albert Follmann

Newel. Einem Fremden würden die Männer, die gerade fleißig dabei sind, Schlaglöcher und Risse in der Bitburger Straße zu reparieren, kaum auffallen. Der Unterschied zu einer "normalen" Baukolonne besteht höchstens darin, dass die Truppe trotz ihrer nicht gerade leichten Arbeit auffallend fröhlich ist. Obwohl gerade die Spritzpumpe einen Aussetzer hat und der Flüssigbitumen nur spärlich austritt, tut das der guten Stimmung keinen Abbruch. Es wird zwar kräftig geflucht, aber noch mehr wird gelacht, insbesondere dann, wenn man sich gegenseitig "auf die Schippe nimmt" - man merkt den Männern an: Sie haben Spaß bei der Arbeit.Vielleicht liegt's daran, dass sie diesen Job nicht machen müssen; sie tun es freiwillig. Knapp ein Dutzend Männer, davon einige im Rentenalter, haben sich auf couragierte Art und Weise eines Problems angenommen, das nicht nur im Eifelort Newel akut ist: Viele Gemeindestraßen sind übersät von bruchhaften Stellen, und nach jedem Winter, wenn der Frost den löchrigen Teer weiter aufgesprengt hat, sind die Schäden größer geworden. Schon im Jahr 2004 haben Ortsbürgermeister Matthias Mohn und Ortsvorsteher Hans Scheuern mit freiwilligen Helfern ein 150 Meter langes Teilstück der Bitburger Straße ausgebessert. Kürzlich war nun ein weiteres, etwa 300 Meter langes Teilstück dieser vielbefahrenen Ortsstraße an der Reihe. "Das hält dann wieder für fünf Jahre", weiß Hans Scheuern. Würde man den Straßenausbau an eine Firma vergeben, müssten nach Auskunft des Ortsvorstehers 90 Prozent der Kosten auf die Anlieger umgelegt werden. Da kämen leicht einige tausend Euro für jeden Haushalt zusammen. Die restlichen zehn Prozent müsse die Gemeinde tragen. Die kommt nun beim Projekt "Marke Eigenbau" auch wesentlich günstiger davon: "Wir stellen das Material und spendieren Würstchen und Bier", sagt Scheuern. Die Gemeinde spart aber nicht nur Geld, sie kann auch sicher sein, dass die Arbeiten fachgerecht ausgeführt werden. Denn mit Siggi Steinert verfügt die Hilfstruppe über einen Mann vom Fach. Er hat 22 Jahre lang in Newel ein Tiefbauunternehmen geführt und ist jetzt im Ruhestand. Mit Johann Tittel und Wilfried Weber gehören auch zwei ehemalige Beschäftigte von Steinert den guten "Straßengeistern" von Newel an. Auch der Vierte im Bunde, Karl-Heinz Frohriep, ist in Rente. Die Helferliste wird komplettiert durch Erich Harig, Marc Steinert (er hat die Geräte kostenlos besorgt) und die Gemeindearbeiter Norbert Lorig und Stefan Haubrich. Auch Ortsbürgermeister Matthias Mohn und Ortsvorsteher Hans Scheuern legen bei dieser ungewöhnlichen Selbsthilfeaktion Hand an. Drei Fässer Flüssigbitumen, zusammen etwa 600 Liter, sind bereits auf Neweler Straßen aufgebracht worden. Das nächste Material ist schon bestellt, denn eines steht fest: So schnell geht die Arbeit für die putzmuntere Neweler "Teerkolonne" nicht aus. Meinung Willkommene Schonfrist Hut ab! Was die Neweler Ehrenamts-Reparatur-Kolonne leistet, ist toll. Die Bürger können stolz sein auf diese Männer, die ihre Gemeindestraßen flicken und ihnen dadurch teure Ausbaukosten ersparen - zumindest so lange, bis man an einer grundlegenden Sanierung nicht mehr vorbei kommt. Auch der finanziell nicht auf Rosen gebetteten Gemeinde kommt die Schonfrist gelegen. Geld für Straßenausbauten gibt der Haushalt zurzeit nicht her. So super das Neweler Projekt auch ist, ein Modell für andere Gemeinden kann es nur bedingt sein, denn aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen die Arbeiten fachgerecht ausgeführt sein. a.follmann@volksfreund.de

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