Die letzten Winzer von Riveris

Geht es in dem kleinen Ort am gleichnamigen Bach um den Weinbau, sind Hermann Becker und seine Brüder Thomas und Ernst die letzten wackeren Winzer. Alle anderen Kollegen haben das "berühmte Handtuch" geworfen.

 Nach der Traubenlese laden Hermann Becker (Sechster von links) und seine Brüder alle Helfer zum Umtrunk und einem guten Essen ein. TV-Foto: Dietmar Scherf

Nach der Traubenlese laden Hermann Becker (Sechster von links) und seine Brüder alle Helfer zum Umtrunk und einem guten Essen ein. TV-Foto: Dietmar Scherf

Riveris. Am Samstagmorgen scheint die Sonne auf die Riveriser Weinbergslage "Heiligenhäuschen". Mit über zehn Helfern steht Hermann Becker in dem Weinberg und liest die Riesling-Trauben. Ein guter Jahrgang soll es werden, hofft er. Doch beim Blick in die Nachbarparzellen kommt das große Grauen in ihm hoch. "Die ehemaligen Weinberge hier in dieser Lage sind verbuscht", klagt er. Tatsächlich sieht es kurz vor dem Ortseingang fürchterlich aus. Eine Driesche liegt neben der anderen und vermittelt keinen schönen Eindruck von einer einst zusammenhängenden Weinbaufläche. Wo früher Trauben wuchsen, schießt jetzt das Unkraut in die Höhe. Bäume und Dornen machen sich breit. Wenige Meter weiter sind im letzten Jahr noch Trauben gelesen worden. In diesem Jahr hat der Besitzer keinen Handschlag mehr in seinem Weinberg getan. Zwar sind noch Trauben an den Reben gewachsen. Doch geerntet werden sie angesichts der Trostlosigkeit des Weinbergs nicht mehr. Der Tradition des Vaters und der Großväter verpflichtet

Im Riveriser Weinberg kann noch nicht einmal von einem Flickenteppich die Rede sein. Der 1500 Quadratmeter große Weinberg der Becker-Brüder ist die einzige noch gepflegt und gut aussehende sowie ordentlich bestockte Fläche. "Wir wollen die Tradition unseres Vaters und der Großväter erhalten und weiterhin den Weinbau betreiben", sagt Hermann Becker. Sie sind zwar die letzten Winzer von Riveris, aber aufgeben wollen sie ihr Hobby nicht. Die Traubenlese ist für sie ein "gemütliches Ereignis". Sie können sich ohne Druck einen schönen und sonnigen Oktober-Tag aussuchen, um mit ihren Freunden die Ernte einzufahren. In diesem Jahr können die Helfer sogar ein kleines Jubiläum feiern. Anita Reichert aus Morscheid hilft bereits im 25. Jahr. Obwohl die Beckers Wert auf Tradition legen - die Trauben werden auch noch "von Hand" gepresst - bauen sie ihren Wein schon im Edelstahltank aus.Freunde und Vereine trinken Becker-Wein

Die Erzeugerabfüllung bietet Familie Becker im Freundeskreis und bei Veranstaltungen der Riveriser Vereine an. Mutter Edeltraud erzählt: "Der Weinbau wurde um 1900 in Riveris und dem Seitental in Richtung Osburg angesiedelt." Ein namentlich nicht bekannter Lehrer soll diese Anregung ins Tal gebracht haben. Die Gemeinde stellte damals jedem Haushalt eine entsprechende Weinbaufläche zur Verfügung. Die Menschen verdienten sich damit ein Zubrot und hatten ihren eigenen Haustrunk. Etwa 90 Jahre später wurde im Osburger Seitental die letzte Fläche stillgelegt. Zumindest im "Heiligenhäuschen" soll das nicht passieren.

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