Die orangefarbenen Engel

Der Verkehr in Deutschland nimmt stetig zu. Um dennoch die freie Fahrt sicherzustellen, sind bundesweit etwa 30 000 Straßenwärter im Dauereinsatz. Eine wichtige und naturgemäß gefährliche Arbeit: Angestellte der lokalen Autobahnmeistereien wurden dieses Jahr bereits in mehrere schwere Unfälle verwickelt.

 Ein Job mit hohem Berufsrisiko: Horst Hansen und Stefan Conen bei ihrer Arbeit auf der Autobahn. TV-Foto: Frank Göbel

Ein Job mit hohem Berufsrisiko: Horst Hansen und Stefan Conen bei ihrer Arbeit auf der Autobahn. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. (fgg) Auf der A 60, zwischen Wittlich und Bitburg: Vorarbeiter Horst Hansen und seine Kollegen der Autobahnmeisterei Prüm machen "Osterputz": Die Mittelstreifen entlanggehend leeren sie hineingespülten Unrat aus Auffangbehältern. Stangen, die die Position der Behälter bei Schnee anzeigen, werden in Fahrzeuge gelegt, die den Trupp im Schritttempo flankieren. Volle Konzentration trotz vieler Störfaktoren

Nur zwei der vielen Aufgaben, die die Männer in Orange erfüllen, oft ganztägig Wind, Wetter, Abgasen und Lärm ausgesetzt. Dennoch müssen sie konzentriert bleiben zwischen tausenden rasend schnellen Objekten: Der Job ist gefährlich und rücksichtsvolle Autofahrer eher die Ausnahme. "Die meisten halten sich nicht an die in den Baustellen geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen. Selbst kurze Zeit mal 80 fahren ist vielen schon zu langsam", sagt Hansen. Darum müsse man "mit einem Auge auf dem Verkehr und dem anderen auf der Arbeit" vorgehen. Doch alle Vorsicht ist nutzlos, wenn Fahrzeuge geradewegs in die Begleitfahrzeuge und Baustellen hineinrasen. Mehrere schwere Unfälle mit Einsatzfahrzeugen beklagt die Meisterei in Schweich in diesem Jahr bereits, beim jüngsten Vorfall auf der A 60 kam eine Beifahrerin ums Leben. "Der Hauptgrund ist eigentlich ein Nichtbeachten der Vorwarneinrichtungen", erklärt Walter Druckenmüller vom Landesbetrieb Mobilität. Dabei sollten die Einsatztrupps eigentlich nicht zu übersehen sein: "Zwei große Fahrzeuge mit Hinweistafeln stehen rund 400 Meter voneinander entfernt vor der Baustelle auf dem Standstreifen", erklärt Thomas Wagner, Leiter der Autobahnmeisterei Prüm. "Ein dritter Wagen, der mit dem blauen Pfeil, steht in gleicher Entfernung vor den Arbeitern." Offenbar werden diese Vorwarner dennoch oft übersehen, weil manche Fahrer sehr unaufmerksam sind. "Da hat man schon vieles gesehen", bestätigt Hansen und erzählt von LKW-Fahrern, die Zeitung lesend mit Kaffeetassen in der Hand vorbeirauschen. Wenn die Angestellten vom Betriebsdienst denn mal wahrgenommen werden, gelten sie bei Autofahrern oft als lästige Bremser und Stauverursacher. Nicht selten finden sie sich aggressiven Gesten ausgesetzt. Dabei halten sie den Verkehr letztlich am Laufen: "Viele denken, dass wir im Winter ein bisschen streuen und ab und zu etwas absperren", sagt Hansen. Dabei seien die Aufgaben, die von ihm und seinen rund 30 000 Kollegen bundesweit erfüllt werden, ungleich komplexer: Arbeiten an der Fahrbahn, mähen, streuen, räumen, Baustellen und Unfälle absichern, Beschilderungen vornehmen, Unrat und tote Tiere beseitigen und noch vieles mehr - das alles erfordert ein breites Spektrum an Fachwissen. Oft muss schweres Gerät von Hand in unwegsamem Gelände bewegt werden. Insgesamt also ein Knochenjob, der allzu oft nicht entsprechend gewürdigt wird. Meistereileiter Thomas Wagner appelliert daher an die Autofahrer: "Halten Sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und fahren Sie umsichtig in die Baustellen ein." Die Männer in Orange werden es danken.

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