Die tragenden Säulen von Igel

IGEL. Natürlich ist die Igeler Säule das bekannteste Wahrzeichen von Igel. Aber die Moselgemeinde hat noch mehr "tragende Säulen", insbesondere das rege Vereins- und Dorfleben. Das größte Ärgernis ist für die meisten Igeler der Verkehr: 18 000 Fahrzeuge schlängeln sich täglich durch die Ortsmitte.

Fragt ein Igeler den anderen: "Wie bist du auf die andere Straßenseite gekommen?" Antwort: "Gar nicht, ich bin hier geboren." Die witzige Anekdote, die Hans-Josef Gerharz (Spitzname "Hanni von Igel") zu Beginn des "Dorfansicht(en)"-Termins unserer Zeitung am Donnerstagnachmittag in Igel zum besten gibt, hat einen ernsten Hintergrund. Fußgänger müssen oft minutenlang warten, bis ihnen endlich eine Lücke im Verkehrsstrom der B 49 das Überqueren der Straße ermöglicht. 18 000 Fahrzeuge fahren täglich durch Igel, "und bei jeder Spritpreiserhöhung in Deutschland werden es mehr", sagt Gerharz. In der Tat sind es viele Tanktouristen, die über Igel nach Luxemburg fahren. Auch der LKW-Verkehr hat seit Einführung der Maut stark zugenommen, haben die Igeler festgestellt. Klaudia Stamm etwa hat die Konsequenzen aus dem "unerträglichen Verkehr" gezogen und zieht demnächst ins Baugebiet "Deibach", wo die Stamms ein Haus bauen. Vor allem nachts sei der LKW-Lärm schlimmer geworden, sagt die Mutter von drei Kindern. Das Haus in der Hauptstraße ist noch nicht verkauft: "Bei dieser Lage sind die Aussichten schlecht", so Klaudia Stamm. Damit die Fahrzeuge langsamer fahren, ist die B 49 in der Ortslage Igel zurückgebaut worden; die Straße wurde verengt und es wurden so genannte Überquerungshilfen eingebaut. Dadurch fühlten sich viele Igeler aber nicht sicherer, weiß Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig. Warum es in Igel nicht möglich sei, Zebrastreifen zu bekommen, werde er immer wieder von Bürgern gefragt. Im luxemburgischen Wasserbillig gehe das ja auch, und das gleich "alle Nas lang". Die zuständige Behörde, der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV), vertrete den Standpunkt, dass Igel ohne Zebrastreifen sicherer sei, bemerkt der Ortsbürgermeister und kann dies sogar nachvollziehen. "Wenn mehr auf den Verkehr geachtet werden muss, passieren weniger Unfälle. Bei einem Zebrastreifen geht man schon mal argloser über die Straße, weil der Fußgänger ja Vorrecht hat." Dennoch hat der LSV nach Auskunft von Scharfbillig die mündliche Zusage gemacht, dass am Bürgerhaus und an der Igeler Säule zwei Zebrastreifen angebracht werden sollen. Verkehrszählungen hätten zwar gezeigt, dass das Füßgängeraufkommen dafür eigentlich nicht groß genug sei, so Scharfbillig, aber es gebe Situationen - beispielsweise Veranstaltungen im Bürgerhaus - wo viele Leute auf einmal die Straße überqueren müssten. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Betrieben, die vom Durchgangsverkehr profitieren, etwa Gaststätten, Läden sowie Geschäftsleute, die ihre Waren am Straßenrand feil bieten. Eine davon ist Klothilde Scharfbillig, die süßen Viez und Federweißen verkauft. Zwei Haupt- und einen Nebenberufswinzer gibt es noch in Igel, der einzigen Moselgemeinde in der Verbandsgemeinde Trier-Land. In der Lage "Igeler Dullgaerten" wird überwiegend Elbling angebaut. Von den Igeler Wingerten über den Ort bis hin zur Mosel ist neuerdings auch ein sechs Kilometer langer Rundwanderweg offiziell ausgewiesen worden. Auf schmucken Holztafeln weist das eingeschnitzte "Grutenhäuschen" den Weg. Nach der Restaurierung nutzt das Standesamt Trier-Land das in Privatbesitz befindliche Grutenhäuschen, eine römische Urnengrabkammer aus dem dritten Jahrhundert, für Trauungen. 15 Vereine in Igel und dem oberhalb gelegenen Ortsteil Liersberg zeugen von einem regen Dorfleben. Gut angenommen wird von der Bevölkerung die Gemeindebücherei, wo noch bis einschließlich morgen, Sonntag, die Ausstellung "Die Bahn in Igel" gezeigt wird. Das Bücherei-Team um Martina Lersch und Daniel Karl gibt sogar halbjährlich ein Mitteilungsblatt heraus, die "Säulenpost", die auch in Langsur, Mesenich und Metzdorf verteilt wird. Die Gelegenheit, beim Ortstermin mit dem TV für ihr ambitioniertes Kinder- und Jugendprojekt zu werben, nimmt Beatrice Bergér wahr. Die Sopranistin und Gesangspädagogin aus Igel und ihr Team vom Verein "mut-s" erarbeiten mit rund 300 Kindern und Jugendlichen aus Kindergärten und Schulen des Landkreises Trier-Saarburg und Luxemburg das Stück "Kaktus kommt in die Klasse" - ein Musical für gewaltfreie Kommunikation. Von November 2006 bis zum Frühjahr 2007 gibt es Workshops zum Thema, es wird ein Fernsehspot gegen Rechtsradikalismus erstellt, es werden Arbeitsgruppen gebildet, in denen die eigentliche Musical-Produktion akribisch vorbereitet wird; schließlich wird das Projekt bewertet und dokumentiert. Ferner entsteht in Zusammenarbeit mit dem Jugendring Trier-Land ein Film darüber. Interessierte Eltern, Jugendliche und Schulen erfahren mehr über das Projekt bei Beatrice Bergér, Telefon 06501/602541, Fax 06501/602542.

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